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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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gefeiert, Gregor war auch erst mit am Start.« Seine Augen bekamen einen leuchtenden Glanz.
    »Ihr lasst die Puppen tanzen, und ich bin nicht eingeladen?«
    »Das war eine spontane Idee vom Günter. Weil er den Anschlag überlebt hat, wollte er es so richtig krachen lassen. Wer weiß, ob er noch mal die Gelegenheit dazu bekäme, meinte er. Ich war für die Mucke zuständig und war der Star des Abends. Habe auf meinem Laptop alles drauf, von den Sechzigern bis zu Nirvana. Gebechert wurde natürlich auch ein wenig.«
    »Wann ist Gregor verschwunden?«
    »Keine Ahnung.« Er zuckte mit den Schultern. »Hat sich nicht von mir verabschiedet.«
    Auf meinen finsteren Blick hin beeilte er sich zu sagen: »He, mein Job war es, auf Günter aufzupassen. Wurde irgendwann richtig lästig. Um zwölf habe ich nämlich den Fehler gemacht, eine Batterie Hits wie >Polonäse Blankenese< und >Fiesta Mexicana< durch die Boxen zu jagen. Und was war der Dank? Ich durfte Bärchen an der Schulter packen, und dann sind wir wie Gottlieb Wendehals fast bis Wuppertal marschiert. Die anderen hatten keine Lust, sich uns anzuschließen. Ich habe den Eindruck, die nehmen den Alten eh nicht ernst, vor allem seine Perle. Wie die mir einmal die Glocken unter die Nase gehalten hat, mannmannmann. Am liebsten hätte ich sofort zugepackt, aber dann wäre ich wahrscheinlich rausgeflogen.«
    »Genug geträumt. Gehen wir zu den anderen, vielleicht waren die nicht so besoffen wie du.«
    Die Rexforths saßen gramgebeugt wie die Schalker nach dem Gewinn der Meisterschaft der Herzen um den Wohnzimmertisch. Eine Flasche Böckenhoffs Edelkorn machte die Runde. Schnappes, das Voodoo des Münsterländers für die Schattenseiten des Lebens, half immer. Jürgen trommelte auf dem Tisch einen Trauermarsch.
    »Weiß einer von euch, wann Gregor die Feier verlassen hat?«, fragte ich in die trübe Runde.
    »Keine Ahnung, ich bin ja erst gegen halb zwei von der Steinmann-Fete zurückgekommen.« Jürgen zuckte mit den Schultern.
    »Ich glaube, der ist als Erster gegangen, so gegen Mitternacht. Wollte den Pferden gute Nacht sagen«, fiel Lisa ein.
    »Ist er nicht noch mal wiedergekommen?«, fragte Adri. »Der wollte doch ein Buch von dir, Emily?«
    »Ja, bin kurz mit ihm hochgegangen und hab ihm die Pierce-Brosnan-Biografie gegeben. Er hat nämlich auch damit geliebäugelt, zum Film zu gehen.« Sie schluchzte herzzerreißend. »Anschließend habe ich mit Bärchen getanzt.«
    »Also waren nicht alle die ganze Zeit hier?«, kombinierte ich messerscharf.
    »Verdäschtigst du etwa einen von unsch?«, fragte Günni säuerlich und bereits etwas angetrunken.
    »Ich muss jede Möglichkeit in Betracht ziehen«, rechtfertigte ich mich, »außerdem wird euch die Polizei sicherlich auch zu euren Alibis befragen.«
    »Du schuschst an der falschen Stelle, Junge«, röhrte Günter. »Warum schollte einer von unsch Gregor umbringen? Vielleischt hat sisch der Mörder vertan und wollte misch umbringen.« Als er realisierte, was er da gerade gesagt hatte, weiteten sich seine Augen vor Schreck. »Der wollte misch umbringen! Dieter, tu endlisch was. Isch will nischt sterben«, flehte er mich an, als stünde der Killer direkt hinter ihm.
    »Immer mit der Ruhe, ich habe vielversprechende Spuren«, log ich. Aber eines war sonnenklar: In der alkoholschwangeren Stimmung hätte jeder die Feier verlassen, Gregor umlegen und mit strahlendem Lächeln zurückkehren können, ohne dass es irgendwem aufgefallen wäre.
    »Genug lamentiert.« Adri erhob sich. »Ich muss für mein Biostudium noch Pflanzen suchen. Hat jemand Lust, mitzukommen?« Er nickte in meine Richtung.
    Der Vorschlag stieß allgemein auf wenig Gegenliebe: Günter wollte neue Urlauber anwerben, da die bisherigen drei Gastpaare aufgrund der Ereignisse Hals über Kopf abgereist waren. Aber erst einmal musste die Rübe frei werden, wie er sich ausdrückte. Emily wollte in die Stadt, um sich mit Trauerkleidung einzudecken, Lisa an ihrer Magisterarbeit schreiben, Jürgen an neuen Songs feilen. Grabowski und Johannes planten, Stefan beim Ausmisten zu helfen.
    Da Adri anscheinend etwas loswerden wollte, sagte ich zu. Detektive sind halt neugierig.

Das Kondom im Schweinestall

    Bewaffnet mit Eimern, Tüten und Werkzeugen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, marschierten Adri Hues und ich durch die angrenzende Flora, zunächst schweigend.
    Als der Niederländer den ersten Pflanzentrieb ausgebuddelt hatte, hatte ich genug von der Stille und ergriff

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