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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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einer anderen Nummer versuchen. Auf-«
    »Irgendwann vergesse ich mich und tue etwas, was mir im Nachhinein leidtut. Ein Wanderer hat Herrn Hues im Wald gefunden. Schwerste Verletzungen. Ob der Junge überlebt, weiß nur der Herrgott. Liegt im Franz-Hospital auf der Intensivstation. Jetzt geben Sie mir gefälligst Lisa Rexforth.«
    Während ich Reichert durchstellte, verabschiedete ich mich vom Gedanken an Killer-Adri.

    Als Ludgers Bullenschaukel auf den Hof fuhr, stand ich mit Johannes, Günter und Tobias vor der Ponykoppel; schweigend. Lisa und Emily waren sofort zum Krankenhaus gefahren.
    Mein erster Gedanke nach Reicherts Anruf war, den Tatort zu inspizieren, doch ich nahm schnell Abschied davon. Zum einen wäre sonnenklar gewesen, dass ich doch nicht bloß ein einfacher Buchhalter war, zum anderen konnte ich selbst ins Kreuzfeuer geraten, denn schließlich war ich mit dem Niederländer kurz vor dem Anschlag allein im Wald gewesen.
    Laut Reicherts Aussage war Adri schwer verletzt, und es war fraglich, ob er die nächsten vierundzwanzig Stunden überleben würde. Hues hatte mehrfach seinen Schädel gegen einen dicken Stein geschlagen und sich dann entschlossen, ins Koma zu fallen.
    Blitzschnell ließ ich die vergangenen Stunden Revue passieren: Gegen zehn war ich mit dem Pflanzensammler in den Wald gelatscht. Nach dem Disput mit Christian und Bongo war ich um halb zwölf ins Büro zurückgekehrt. Dort hatte ich sofort einen unzuverlässigen Lieferanten angerufen, sodass ich ab halb zwölf ein relativ stabiles Alibi vorweisen konnte. Anschließend hatte ich rund drei Stunden gearbeitet, wobei ich immer wieder dienstliche Gespräche geführt hatte. Danach die missglückte Aufklärungsstunde, gefolgt von dem unerquicklichen Gespräch mit Lisa. Reicherts Anruf hatte mich gegen fünf erreicht.
    »Du warst doch mit dem Tomatenpflücker im Wald.« Johannes zerstörte sofort meine Hoffnungen, den Spaziergang unter den Tisch fallen lassen zu können. Scheißkerl.
    »Aha.« Reichert war erwartungsgemäß sofort Feuer und Flamme. »Lass hören, Schnüffler.«
    »Buchhalter.« Aufgrund der prekären Situation verzichtete ich auf einen schärferen Kommentar.
    »Buchhalter oder Blödmann. Wie Sie wollen. Sie waren also heute mit Adri Hues im Wald?«
    »Wann ist er denn attackiert worden?« Ich versuchte, mir die aufkommende Nervosität nicht anmerken zu lassen.
    »Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen nicht verraten.«
    »Darf ich erfahren, für welchen Zeitraum ich ein Alibi benötige?«
    »Das heißt, Sie geben zu, im Wald gewesen zu sein.«
    Bevor ich antworten konnte, hatte sich ein blutjunger Polizist zu uns gesellt: »Herr Reichert, sollen wir jetzt den Tatort inspizieren?«
    »Das überlassen Sie gefälligst mir, wir sind hier schließlich nicht auf der Polizeischule«, wurde er kurzerhand von Mutters neuer Eroberung abgebürstet. »Die jungen Burschen haben heute alle studiert und meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben«, knurrte Reichert. »Außerdem müssen wir nicht durchs Gehölz kriechen, wenn wir gleich ein Geständnis bekommen, und so, wie Meister Nannen rumdruckst, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gerade gering.«
    »Ich war von zehn bis Viertel nach elf im Wald«, informierte ich den Kommissar wahrheitsgemäß.
    »Abführen, Müller«, herrschte Ludger den Knaben an.
    »Aber die kaputte Uhr!«
    Was Müller sagte, ließ meine Ohren klingeln.
    »Schnauze. Abfuhren, habe ich gesagt.« Reicherts Blicke durchbohrten seinen Adjutanten.
    Während ich mich in den Streifenwagen quetschte, nahm Ludger sich seinen Schützling noch mal zur Brust. Ich hörte nur, wie er ihm »und sorgen Sie dafür, dass mich gleich ein Wagen abholt« hinterherrief, dann waren wir zu zweit im Auto, und der Motor wurde angelassen.
    Während der Fahrt zum Präsidium beknetete ich Müller eindringlich, mir die Bedeutung der kaputten Uhr zu erklären, doch er schwieg eisern. Vor dem Bezug der Präsidentensuite durfte ich aber zwei Anrufe tätigen.
    Leider unterhielt ich mich nur mit Anrufbeantwortern. Karin Schumann bat ich eindringlich, die heutige Nacht in meiner Kemenate zu verbringen. Nach dem Karnickelmord hatte ich schon ein wenig Sorge, sie allein auf ihrem Hof zu lassen. Der zweite Anruf galt meinem Freund und Anwalt Klaus Lindner, der bereits Routine darin besaß, mich aus den Klauen der Exekutive zu befreien.
    Bevor ich endgültig hinter schwedischen Gardinen verschwand, bat ich Müller, mir sofort Bescheid zu

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