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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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geben, wenn Reicherts Vorgesetzter Theo Hartmann auftauchen würde.

    Also mal wieder Knast. Zelle 3 hatte ich bisher noch nicht kennengelernt. Die anderen beiden Löcher hatte ich während meiner hiesigen Detektivlaufbahn bereits inspizieren dürfen, aber sie glichen einander sowieso wie ein Ei dem anderen: Pritsche, Toilette, kleiner Tisch mit Stuhl. Kein Sicht- und Geruchsschutz vor der sanitären Einrichtung.
    Einen kleinen Unterschied gab es aber doch zu früheren Besuchen, denn ich teilte die Zelle mit vier verkaterten und stinkenden jungen Erwachsenen. Sie hatten gestern eine Art Wettsaufen veranstaltet. Die Spritsorten, die meine Mitbewohner zusammen mit den neun auf die anderen Zellen verteilten Halbstarken vernichtet hatten, bedeuteten das Paradies für jeden Alkoholiker: Baileys, Wodka, Wacholder, Bacardi, Küstennebel, Appelkorn, Jägermeister, Aufgesetzter. Nicht zu vergessen die zehn Kästen Hansa-Pils, die zur Auflockerung dazwischengeschaltet worden waren.
    Derart abgefüllt, waren sie auf die grandiose Idee gekommen, im Dülmener Spaßbad die Wasserrutsche anzutesten, und zwar nackt. Dies hatte einigen Besuchern derart missfallen, dass sie die Polizei gerufen hatten. Humorlose Bande. Jedenfalls saßen die Kampftrinker seitdem in der Ausnüchterungszelle und warteten, dass ihre Eltern sie abholten.
    Die erzieherische Maßnahme hatte gegriffen. Ein gewisser Markus hatte mich mit den Worten begrüßt: »Ey, alter Mann, hast du was zu saufen am Start?« Ließ diese Frage noch auf mangelnde Einsicht schließen, schienen Freddie und Olga, wie ein Typ mit langen Haaren witzigerweise gerufen wurde, tatsächlich geläutert zu sein: »Nächstes Mal ziehen wir eine Badehose an, dann gibt’s keinen Stress.« Auch Justin, der Vierte im Bunde, hatte die Wurzel allen Übels identifiziert und gelobte Besserung: »Beim nächsten Mal trinken wir den Appelkorn erst am Schluss.«
    Und mittendrin Dieter Nannen, verlobter Buchhalter ohne jedwedes Laster. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so alt und spießig gefühlt. Zumindest verschaffte mir der Grund meines Einsitzens Respekt bei der Rasselbande. Mord war eine ungleich höhere Hausnummer als alkoholisiertes Nacktrutschen.
    Nichtsdestotrotz war ich froh, als ich aus der Zelle geführt wurde, standesgemäß in Handschellen.
    »Nächsten Samstag bist du mit dabei«, rief mir Olga hinterher, als ich den Kerker verließ.
    Das abgeschmackte Büro, in dem ich kurz darauf mit Theo Hartmann und Müller hockte, duftete nach mit Zaziki gewürztem Dönerfleisch. Der Knoblauchgestank hatte jeden Vampir verjagt, zumindest sah ich keinen, und stellte auch meine Nase auf eine harte Bewährungsprobe. Theo packte zwei Peperoni in eine Tüte mit der Aufschrift »Dülmen-Bosporus-Grill« und versenkte sie im Papierkorb.
    »Worum geht’s?« Mit einer Papierserviette wischte er Spuren von Knoblauchsoße aus seinem Gesicht. Dann grinste er mich an: »Einige Zeit her, dass Sie unser Gast waren.«
    »Duzen wir uns nicht?«, frage ich in Erinnerung eines Gelages im Fußballermilieu während meines letzten Falles.
    »Damals war damals, heute ist heute. Wenn der Verdacht gegen Sie ausgeräumt ist, können wir gern zum Du zurückkehren.«
    Er war bestens gelaunt, und gepaart mit der Tatsache, dass wir uns gut leiden konnten, war das keine schlechte Ausgangsbedingung für eine schnelle Freilassung.
    In knappen Worten erläuterte ich den Grund meines Einsitzern und schwenkte dann auf Müllers rätselhaften Kommentar um.
    »Dann schieß mal los, Ingo.« Er klopfte dem jungen Beamten auf die Schulter.
    »Wir haben an Herrn Hues’ linkem Handgelenk eine Uhr gefunden«, legte er schüchtern los.
    »Wenn ich mich so umschaue, keine seltene Sache.« Hartmann tippte auf seine Fossil.
    »Die Uhr hat beim Anschlag etwas abbekommen, das Glas war zersplittert, und sie funktionierte nicht mehr.«
    Jetzt war klar, woher der Wind wehte.
    »Lassen Sie mich raten«, ging ich dazwischen, »es war nach halb zwölf, richtig?«
    »Vierzehn Uhr siebenundzwanzig, um genau zu sein.«
    »Dann bin ich aus der Verlosung«, atmete ich erleichtert aus. »Zu der Zeit habe ich mit Geschäftspartnern telefoniert und mit Stefan Jahnknecht ein längeres Gespräch geführt. Stefan arbeitet als Knecht für Günter Rexforth und wird dies gerne bestätigen.« Als keiner was sagte, schob ich »Sie können das gern checken« nach.
    »Da hat Ludger überreagiert.« Theo schraubte einen Blaubeer-Smoothie auf und sog ihn in einem

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