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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Normalerweise war er die Diskretion in Person, aber da wir uns gut kannten, war diese Frage alles andere als unangemessen.
    »Dieter hat sich mit Karin verlobt«, nahm Klaus mir die Antwort ab.
    »Eine superbe Wahl.« Der schwergewichtige Gastwirt klopfte mir auf die Schulter. »Oft etwas eigensinnig, aber dafür nie langweilig. Die Frau hat italienisches Temperament. Und ist eine Geschäftsfrau. Was sie anpackt, wird zu Geld. Molto bene.«
    »Du kennst sie?« Es war nicht das erste Mal, dass mich Giovannis umfangreiches Wissen verblüffte.
    »Na hör mal, das Gros meiner Zutaten stammt von ihrem Biohof. In deiner Calzone befindet sich zum Beispiel ihre den Gaumen schmeichelnde Ziegensalami.«
    »Leckere Salami, leckere Frau«, sagte Lindner.
    »Gleich und gleich gesellt sich gern«, fiel mir ganz unbescheiden dazu ein.
    Giovanni ließ uns allein, nur um kurz darauf mit einer Flasche Schampus aufzulaufen. Auf Kosten des Hauses ließen wir das Blubberwasser in unseren Körpern verschwinden, dann musste sich der Pazifist wieder um die anderen Gäste kümmern.
    »Grüß mal schön, und dass eines klar ist: Hochzeit wird bei mir gefeiert. Non c’è niente piu bello dell’ amore.« Und weg war er.
    Während des Essens — Klaus hatte sich für toten Fisch mit Tagliatelle und Kapernsoße entschieden — schwadronierte er zunächst über seinen aktuellen Fall, bei dem er einen Bauunternehmer gegen den Vorwurf der Bestechung verteidigen musste, dann war ich an der Reihe.
    Als ich, begleitet von Lachsalven meines Gegenübers, die Gründe für meine Mutation vom Privatschnüffler zum Buchhalter erläuterte, geschah Erstaunliches: Am anderen Ende des Lokals taperte Bongo Richtung Keramikabteilung, während simultan Mister Ice in Begleitung eines männlichen Teenies durch die Eingangstür spazierte.
    Urplötzlich verspürte ich einen starken Druck auf der Blase und sah mich gezwungen, ebenfalls das Kachelparadies zu besuchen.
    Bis auf Bongo, der die mittlere der drei Boxen besetzte, und meine Wenigkeit waren die Toilettenräume leer. Gut so. Als mein Schatten aus der Kabine trat, packte ich ihn am Revers.
    »Wo an meinem Auto habt ihr den Sender angebracht?«
    Bongo schaute mich nur ahnungslos an. Klar, ich war ja heute nicht mit meinem Auto gefahren, sondern mit den Taxiunternehmen Müller und Lindner. Also hatten mich die beiden auf die herkömmliche Art beschattet.
    »Nichts für ungut.« Ich ließ ihn los. »Wenn ich dich das nächste Mal in meiner Nähe erwische, solltest du die Adresse eines guten Kieferchirurgen im Gepäck haben. Langsam nervst du nämlich.« Ich wusch mir die Hände und ließ Bongo verwirrt zurück.
    Mister Ice nebst Begleiter hatte sich drei Tische weiter niedergelassen und studierte die Speisekarte.
    »Das gibt’s doch nicht«, flüsterte ich Klaus zu, der gerade begonnen hatte, Blickkontakt mit einer blonden Schönheit am Nachbartisch aufzunehmen, die offensichtlich versetzt worden war und lustlos im Salat herumstocherte. Die ideale Beute für meinen Anwaltsfreund.
    »Häh?« Er war gedanklich schon bei der Ausarbeitung der Anbaggerstrategie.
    »Nicht so laut!« Ich senkte meine Stimmphonzahl um weitere zwanzig Dezibel. »Pass auf: Ich habe dir doch von den Wettschulden des ermordeten Pferdepflegers Gregor Hauser erzählt. Und ebendiesen habe ich in angeregter Diskussion in einer Dülmener Spielothek gesehen, und zwar mit dem smarten Kerl, der dort zusammen mit dem Jüngelchen am Tisch sitzt und gerade einen Martini serviert bekommt.«
    »Du meinst Horst Kaminski und seinen missratenen Nachwuchs Homer?« Klaus war wieder voll bei der Sache. Pech für die Blondine am Nachbartisch, Glück für Dieter Nannen.
    »Homer?«
    »Horst ist ein glühender Verehrer der Simpsons. Wenn du in einer seiner Spielhallen gewesen bist, ist dir das bestimmt aufgefallen.« Tatsächlich, vage erinnerte ich mich an einige Poster und Devotionalien der Zeichentrickfamilie. Nicht zu verschweigen die Gestalten an den Daddelmaschinen, die Ähnlichkeit mit Mister Burns gehabt hatten.
    »Letzte Woche habe ich die DVD des ersten Kinofilms günstig bei Amazon geschossen«, spannte er mich genüsslich auf die Folter, obwohl er meine Aufregung durchaus registriert hatte. »Wirklich gut gemacht, außerdem spielt am Anfang mit Green Day eine meiner absoluten Lieblingsbands. Aber zurück zum Kaminski-Clan«, fuhr er fort. »Weißt du, wie seine zweite Frau heißt?«
    »Vielleicht Marge?« Ich hatte heute Abend sowieso nichts mehr vor.

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