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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Zug leer. »Ich habe keinen blassen Schimmer, was du ihm getan hast. Scheint regelrecht an einer Nannen-Phobie zu leiden.« Er war zum Du zurückgekehrt.
    Ich schwieg, schließlich wollte ich nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Schon gar nicht, wenn es sich um ein künftiges Familienmitglied handelte, haha.
    »Wir werden dein Alibi natürlich überprüfen«, fuhr der Polizeichef fort, »aber ich glaube nicht, dass du etwas mit der Sache zu tun hast.«
    »Sehe ich genauso. Danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast.«
    »Dann sieh mal zu, dass du Land gewinnst. Du bist ein freier Mann«, sprach Hartmann die erlösenden Worte.
    Sogar eine Eskorte wurde mir gestellt, denn just in diesem Moment fegte Klaus Lindner ins Büro. »Was steht an, die Herren?«
    »Alles im grünen Bereich, Klaus, nur ein klitzekleiner Irrtum. Jetzt haben sich alle wieder lieb.«
    Mein Anwalt schaute für eine Millisekunde verdutzt, hatte sich aber schnell wieder im Griff. »Dann Abflug, mein Freund, in der Pizzeria wartet die Hauptspeise auf mich.«
    »Ich komme mit, wenn du nichts dagegen hast. Habe nämlich seit geschätzten dreihundert Stunden nichts mehr zwischen die Kiemen gekriegt.«
    »Nur zu, Kollege. Giovanni wird noch ein paar Reste für eine Calzone vom Fußboden kratzen können.« Klaus’ Witze waren schon besser gewesen.
    Wir wünschten den beiden Uniformierten ein schönes Leben und schwangen uns in Lindners neueste Errungenschaft, einen Audi S8.
    »Gut, dass du keine Leute observieren musst.« Ich schnalzte anerkennend mit der Zunge, als wir mit zweihunderttausend Pferdestärken über die Prärie ritten. Die Lichter der münsterländischen Großstädte huschten nur so an uns vorbei — na ja, genau genommen waren es die Glühwürmchen über den güllegetränkten Feldern —, auch wenn ich das nur aus den Augenwinkeln registrierte, denn der riesige Aschenbecher hatte mein Interesse geweckt. Schön wär’s, jetzt das Fenster herunterzulassen und lässig eine Kippe am nicht minder monströsen Zigarettenanzünder anzustecken. Aber ich war natürlich ein harter Hund, der derartige Gelüste locker flockig beiseiteschob. Erleichtert wurde mir dies durch die Tatsache, dass Klaus Nichtraucher war. Somit waren meine Zugriffsmöglichkeiten auf Zigaretten limitiert.
    Gegen neun erreichten wir in Dülmen-City das »La Bomba«, einen italienischen Fresstempel mit exzellenter Küche und speziellem Flair. Speziell deswegen, weil nicht nur die Guten hier verkehrten, sondern auch diverse halbseidene Gestalten.
    Genauso indifferent war Giovanni, der Eigentümer dieses Etablissements. Vor seiner Immigration nach Deutschland hatte er in der italienischen Modestadt Mailand als Polizist Streife geschoben. In den Achtzigern hatte er rübergemacht und nach zahllosen Aushilfsjobs das »La Bomba« übernommen. Da er laut eigener Aussage in seiner früheren Tätigkeit sowieso nicht immer die good guys von den bad guys hatte unterscheiden können, hatte er zum puren Selbstschutz seine diplomatischen Fähigkeiten bis zur Perfektion entwickelt. Jeder schien den mediterranen Sonnyboy zu mögen. Somit war sein Lokal schnell zum Treffpunkt von leuchtenden Sternen als auch dunkelsten Schattengewächsen avanciert.
    Allerdings achtete Giovanni akribisch darauf, keine Schwerverbrecher zu bewirten, denn nichts verabscheute er mehr als Gewalt. Nicht umsonst besaß er den Spitznamen »Pazifist«. Die exquisite Küche in Verbindung mit den moderaten Preisen hatte sein Ristorante innerhalb kürzester Zeit zur unangefochtenen Nummer eins im Dülmener Gastronomiegewerbe gemacht.
    Klaus dinierte mindestens einmal pro Woche hier, meist in Begleitung einer seiner häufig wechselnden Anwaltsgehilfinnen und Praktikantinnen, von denen ein Großteil problemlos Heidi Klums Supermodelshow hätte gewinnen können. Heute war einer der wenigen Tage, an denen er allein beim Pazifisten vorgesprochen hatte, mein Glück, denn ich konnte mit diesen blutjungen Mädels sowieso nichts anfangen, und außerdem...
    »Du hast dich verlobt?«
    Wir hatten es uns in einer Ecknische bequem gemacht, und trotz Lindners vorherigem Kommentar über die Art und Weise der Zutatenbeschaffung hatte ich mich für eine Calzone entschieden, extragroß und mit doppelt Käse.
    »In der Tat.«
    Wir schnappten die Rotweinkelche und ließen sie auf Glasfühlung gehen.
    »Wer ist die Bedauernswerte?«
    »Karin Schumann.«
    »Was ist mit Frau Schumann?« Giovanni hatte sich unbemerkt an uns herangepirscht.

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