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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Im Übrigen: Dein sogenannter Garten ist ganze zehn Quadratmeter groß. Der ist schnell umgebuddelt. Wenn wir mit Nannen fertig sind, gönnst du dir einfach ein Stündchen frischer Landluft. Mehr als die Hälfte hast du doch schon geschafft.«
    Christian zog eine Thermoskanne aus einer Jutetasche, schraubte den Verschluss ab und schüttete eine rote Flüssigkeit hinein. Roch nach Tee.
    »Wäre schön, wenn du dich an der Plackerei beteiligen würdest. Schließlich war es deine Idee, meinen alten Campingwagen zu reaktivieren.« Bongo war von guter Laune so weit entfernt wie Rot-Weiss Essen vom Gewinn der Deutschen Meisterschaft.
    Bedauernd hob Chris die Arme. »Mein lieber Bongo, schau mich an: Liebend gern würde ich dir unter die Arme greifen, aber leider lässt mein Outfit keine körperliche Arbeit zu. Für meine heutige Bekleidung habe ich zwei Riesen hingeblättert. Würde ich den Spaten schwingen, könnte ich den Anzug dem Mülleimer übergeben. Außerdem ist in unseren Stellenbeschreibungen dokumentiert, dass mein Part Strategie und Logistik ist, und du für die physischen Aktivitäten zuständig bist. Aber ich lasse dich nicht im Regen stehen und unterstütze dich als Projektleiter.« Die Schwatzbacke klopfte ihrem Kompagnon jovial auf die Schulter. »Ich werde die Krawatte lockern und das Projekt Gartenumgestaltung mit meinem Rat unterstützen. Im Prinzip ist es strategisch gesehen gleich, ob man einen Kriminalfall löst oder ein Beet umgräbt. Kick-off, Meilensteine und Projektabschluss. Es handelt sich um ein auf einen überschaubaren Zeitraum begrenztes Unterfangen. Das kriegen wir hin.«
    »Du willst dich drücken, Herr Christian Bayer, und das finde ich beschissen.« Bongo hatte das Gelaber durchaus korrekt interpretiert und mir gleichzeitig den vollständigen Namen des Schwätzers ausposaunt. Nun gut, im Moment konnte ich zwar nichts damit anfangen, aber vielleicht später.
    Bayers Birne lief knallrot an, doch ehe er seinen Senf dazu abgeben konnte, fuhr ich dazwischen: »Was habt ihr mit mir vor? Steckt ihr mir gleich eine Fluppe zwischen die Zähne und macht schöne Fotos?«
    Bayer grinste. »Nannen ist nicht so dumm, wie er aussieht. Vom Detektivbusiness versteht er zwar nicht die Bohne, aber Grips hat er. Vielleicht kann er später bei uns im Callcenter anfangen.« Er lachte dreckig. »Wenn er brav mitspielt.«
    »Ihr könnt mich mal. Und jetzt lasst mich frei, dann vergesse ich die ganze Angelegenheit, ihr Flachpfeifen.« Allmählich schwoll mir der Kamm.
    »Willst du eine qualmen, um runterzukommen?« Christian zog eine Lucky-Schachtel aus der Tasche und blickte mich auffordernd an.
    »Gern.« Ich öffnete den Mund und sorgte damit für Verwunderung bei den Entführern. Bongo steckte mir ein Stäbchen zwischen die Lippen. Als Bayer eine Digitalkamera zückte, zerbiss ich den Glimmstängel und spuckte den Tabak auf den Tisch.
    »Verdammt«, fluchte Bongo. »Ich dachte, er spurt. Dir ist doch klar, dass wir dich nicht laufen lassen, bevor du eine gequarzt hast.«
    »Vergiss es«, zischte ich, während meine Zornesader weiter anschwoll.
    Christian rieb sich nachdenklich das Kinn. »Das wird schwierig. Hast du eine Idee, Bongo?«
    »Ich denke, du bist für die Strategie zuständig? Was sagt denn das Handbuch?« Es roch nach Revolte. Konnte mir nur recht sein, wenn sich die beiden in die Haare kriegten.
    »Wie oft soll ich dir das noch erklären?« Christian war etwas überrascht ob der offenen Kritik seines Weggefährten. »Im Handbuch sind die Prozesse abgebildet. Durch unsere Arbeit füllen wir sie mit Leben. Jetzt ist Kreativität angesagt. Wir brauchen nur dieses verdammte Foto, dann ist der Auftrag erledigt. Streng mal deinen Kopf an. Warum soll immer nur ich für die Denkarbeit zuständig sein?«
    Allmählich schien sich ein Rollentausch zu vollziehen, denn Bayer schlug mit der Faust auf den Tisch, dass es nur so krachte. Das war es dann aber auch mit dem physischen Aspekt, denn Christian verzog schmerzhaft das Gesicht und rieb sich die lädierte Hand mit einem lavendelfarbenen Seidentaschentuch.
    »Was hältst du von meinem Freund Walther?« Bongo zauberte einen Revolver aus seinem Overall.
    »Wenn ihr mich erschießt, kriegt ihr keinen Cent von meiner Mutter.« Ich lächelte müde. So richtig ernst nahm ich die beiden auch mit Waffe nicht. »Ist er diesmal geladen?«
    »Aber sicher. Wäre das nicht extrem unangenehm, wenn

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