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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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ihn sogar mit einem interessierten »Aha«.
    »Jawohl«, dozierte Bayer weiter. »Die moderne Detektei muss wie ein Konzern aufgestellt sein. Vom Einkauf über Buchhaltung bis hin zur Rechnungslegung muss alles absolut professionell ablaufen. Ich leiste mir sogar den Luxus eines betriebseigenen Callcenters. Die Mitarbeiter erfassen den Fall telefonisch bis ins Detail, sodass der Detektiv nur noch die Denkarbeit verrichten muss, immer unterstützt durch genau definierte Prozessabläufe. Anders kann sich eine Detektei heutzutage nicht auf dem Markt behaupten.«
    Der größenwahnsinnige Affe hörte nicht mehr auf zu quatschen, aber schließlich hatte er die Waffe und damit das Sagen.
    »Sie haben ja offenbar selbst erkannt, dass das Schnüfflerbusiness eine Nummer zu groß für Sie ist, sonst würden Sie jetzt nicht als schnöder Buchhalter arbeiten. So, jetzt habe ich aber genug Ratschläge gegeben. Bongo, auf geht’s!« Er deutete auf die Zigarettenschachtel auf dem Tisch.
    Der Angesprochene befreite zwei Glimmstängel aus dem Päckchen und entzündete sie. Einen für sich und einen für mich. Das war es mit dem Erbe, schoss mir durch den Kopf. Hätte mir jemand vor ein paar Wochen erzählt, dass ich mit Waffengewalt zum Rauchen gezwungen werden würde, hätte ich lauthals gelacht.
    Langsam näherte sich die brennende Kippe meinem Mund. Eine fette Million Euro ade. Nur noch wenige Zentimeter. Christian hatte die Waffe hinter seinen Gürtel gesteckt und sich mit der Kamera in der Küche positioniert. Fatalistisch öffnete ich die Lippen.
    »Bodo? Wo steckst du?«, ließ plötzlich eine schrille Frauenstimme das dreckige Geschirr in der Spüle wackeln. Die beiden Entführer zuckten zusammen wie von der Tarantel gestochen, und Bongo ließ vor lauter Schreck sogar die Zichte fallen.
    »Leck mich am Hobel, meine Frau. Was jetzt?« Bongo trampelte panisch auf der Zigarette herum. Die Lady draußen schien wirklich eine Respektsperson zu sein, denn auch Bayer wurde hektisch und steckte den Fotoapparat in eine Plastiktüte. »Wir tun so, als wäre nichts«, gab er noch schnell eine Anweisung aus. »Alles ist völlig normal.«
    »Und was machen wir mit Nannen?«
    Christian zuckte ärgerlich die Schultern. »Lass dir was einfallen. Schließlich hast du uns in den ganzen Schlamassel reingeritten.«
    »Bodo, mein Mausezähnchen, wo steckst du?«, tönte es wieder, diesmal näher.
    »Im Campingwagen«, brüllte ich, so laut ich konnte. Die Blicke der Entführer hätten mir einen heftigen Ausschlag beschert, hätte ich unter einer Hassallergie gelitten.
    Die Tür wurde aufgerissen, und eine Frau um die fünfzig blickte verwundert in die illustre Runde. Die braunen Locken umrahmten ein rundes, mit Lachgrübchen durchfurchtes Gesicht. Wirkte sympathisch. Auf dem Kopf trug sie eine gelbe Kappe. Ihr Körper wurde von einem grünen Bundeswehrparka und einer blauen Arbeitshose verhüllt.
    »Ich wollte dir beim Graben helfen«, sagte sie zu Bongo, »aber ihr feiert hier anscheinend eine Party mit wilden Spielchen, oder warum ist der Mann hier an den Stuhl gefesselt?«
    Bayer und Bongo wirkten, als würden sie sich weit weg wünschen.
    »Gisela, ich kann dir alles erklären.«
    »Was ist das denn?« Gisela hatte das lädierte Glitter-Poster entdeckt. »Ich besitze dieses Poster seit 1974. Da ist nie was drangekommen. Wie konnte das passieren?«
    Panisch stürzte sie zur Wand und streichelte Garys Bauch.
    »Ich muss los. Bongo, du regelst das schon, bis morgen.« Christian wollte sich davonstehlen.
    »Hiergeblieben! Bevor ich keine Erklärung erhalten habe, verlässt niemand den Wohnwagen.« Sehr energisch, die Gisela.
    Da die beiden Vollpfosten nur betreten auf den Boden starrten, musste ich ran. »Es ist ganz einfach: Mein Vater ist unheilbar an Krebs erkrankt und hat mir das Versprechen abgenommen, mit dem Rauchen aufzuhören.« Theatralisch ließ ich meine Stimme ein wenig zittern und wischte mir mit dem Handrücken über die Augen. »Aus lauter Dankbarkeit hat er mir spontan einen höheren Anteil am Erbe versprochen, was jedoch eine andere Person vergrätzt hat. Diese Person hat Bodo und Christian beauftragt, mich beim Rauchen zu fotografieren, damit mein Vater seine Entscheidung revidiert. Und genau deswegen sitze ich jetzt hier gefesselt auf dem Stuhl. Das Poster hat übrigens Herr Bayer zerstört.«
    »Stimmt es, was der Mann sagt?« Strengen Blickes trat sie auf ihren Mann zu.
    »Er lügt wie gedruckt«, schaltete Christian sich

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