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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Schachtel unter die Nase.
    »Bin seit Kurzem Nichtraucher«, lehnte ich ab, obwohl mir Bongo und Chris nicht gefolgt sein konnten. Wenn ich schon so lange durchgehalten hatte, wollte ich jetzt nicht schwach werden.
    »Jedenfalls hat Erika dort gekellnert«, fuhr er fort, »und im Laufe der Zeit haben wir uns näher kennengelernt, sind abends zusammen auf die Piste gegangen und so weiter und so fort.«
    »Ihr wart also ein Paar?«
    »Leider nicht. Die liebe Erika hatte in ihrer vorherigen Beziehung üble Erfahrungen mit einem prügelnden Alkoholiker gemacht und konnte sich noch nicht wieder binden. Nichts hätte ich mir sehnlicher gewünscht, glaube mir, aber es war nichts zu machen. Sobald es enger wurde, ging sie auf Distanz.«
    Eine herzzerreißende Geschichte, aber was hatte das mit Kaninchen- und Menschenmeuchlern zu tun?
    »Dann erhielt ich das Angebot, eine neu gegründete Zweigstelle in Singapur zu leiten. Was habe ich mir das Hirn zermartert. Auf der einen Seite die Offerte, das zu tun, wovon ich immer geträumt hatte, auf der anderen Seite die Hoffnung, doch noch mit Erika zusammenzukommen. Schließlich bin ich nach Fernost gegangen. Die schwerste Entscheidung meines Lebens.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Wann war das?«
    »Muss kurz vor dem Mauerfall gewesen sein, den habe ich nämlich drüben in den Nachrichten verfolgt. Auf jeden Fall ist der Kontakt zu Erika nie abgebrochen, aber wie das so ist im Leben, wurden die Briefe und Telefonate immer seltener.«
    »Dann tauchte Günter auf der Bildfläche auf.« Ich versuchte, etwas Geschwindigkeit aufzunehmen, hatte nämlich keine Lust, meinen Lebensabend hinter einer Geisterbahn zu verbringen.
    »Ganz genau. Zunächst war ich schockiert und beleidigt, dass sie nun doch eine Partnerschaft eingegangen war, aber mit der Zeit ist mir klar geworden, dass nun auch einige Jährchen ins Land gezogen waren.« Er stieß einen weiteren tiefen Seufzer aus und steckte sich noch eine an.
    »Wäre ich damals nur geduldiger gewesen«, Hardt sackte in sich zusammen, ein kümmerliches Häufchen Elend, »dann wäre Erika noch am Leben und ich mit meiner Traumfrau verheiratet.«
    »Das mit dem Verheiratetsein mag stimmen, aber das hätte sie sicher nicht vor dem tödlichen Unfall bewahrt.«
    »Ich bin noch nicht fertig.« Er straffte sich wieder. »Waren die ersten Briefe nach der Hochzeit noch sehr euphorisch — du weißt ja sicher, dass sie mit Günter zusammen den Hagenhof aufgebaut hat —, wurden sie kurz vor ihrem tragischen Tod immer düsterer. Schließlich hatte sie regelrecht Angst vor ihrem Mann. Sie befürchtete, dass er sich eine andere angelacht hatte und sie ihm nur noch im Weg war. Ich musste handeln, und zwar schnell. Ohne viel Federlesens habe ich gekündigt, in Rekordzeit meinen Nachfolger eingearbeitet und bin nach Deutschland geflogen.«
    »Aber du kamst zu spät.«
    »Drei Tage, ganze drei Tage. Ich durfte nur noch eine Schüppe Sand auf den Sarg kippen.« Seine Augen füllten sich mit Tränen.
    »Und Günter hat eine andere geheiratet.« Der Knabe tat mir leid.
    »Dieser Kretin! Keine zwölf Monate hat es gedauert.« Für einen kurzen Moment blitzte Hass in seinen Augen auf.
    »Das heißt, der Unfall war kein Unfall, sondern Rexforth hat nachgeholfen.« Allmählich rundete sich das Bild ab. »Und da hast du gedacht, Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Ich umklammerte die Pistole wieder etwas fester.
    »Das habe ich gedacht, richtig, aber ich bin es nicht gewesen. Ich wollte Beweise sammeln, um ihn für den Rest seines unwürdigen Lebens in den Knast zu schicken, zusammen mit diesem verkommenen Pferdeknecht. Deswegen habe ich auf dem Hagenhof angeheuert.«
    Kam ehrlich rüber, was er da von sich gab.
    »Ich bin es nicht gewesen«, wiederholte er noch einmal. »Würde ich mich sonst mit dir treffen?«
    »Wem hast du denn von deinem Verdacht erzählt?«
    »Jedem, der nicht bei drei auf den Bäumen war. Und dann hat jemand meinen Wohnwagen durchschnüffelt.«
    »Wie bitte?«
    »Irgendjemand ist bei mir eingedrungen, als ich unterwegs war«, bekräftigte Tobias.
    »Gab es denn was zu finden?«
    »Ich hatte Erikas Mails und Briefe in einer Kladde verwahrt. Und genau die lag offen auf meinem Nachttisch, als ich zurückkam.«
    »Das heißt, es muss jemand gewesen sein, der wusste, dass du auf dem Campingplatz wohnst. Riecht danach, dass es einer vom Hagenhof war.« Die Schuldentheorie rund um Mister Ice hatte ich sowieso schon ad acta

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