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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Bongo dir ins Bein schießt?« Bayer steckte sich ein Hustenbonbon in den Mund.
    »Das wird er nicht tun«, erklärte ich gelangweilt.
    »Warum?«, fragten beide unisono.
    »Meint ihr, mein Vater würde auf dem Foto nicht erkennen, dass ich mit Gewalt zum Rauchen gezwungen worden bin? Nach einem Beinschuss werde ich kaum in die Kamera strahlen, als hätte ich den Lottojackpot abgeräumt. Selbst wenn ich es wollte.«
    »Er hat recht«, sagte Bongo. »Das gibt keine Kohle. Verdammt, die ganze Entführung für nichts und wieder nichts.«
    »Papperlapapp!« Christian riss seinem Compadre die Knarre aus der Hand und schoss in die Luft. Eine unter der Decke deponierte gusseiserne Pfanne löste sich und verfehlte Bongo nur um Haaresbreite.
    »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, brüllte dieser.
    »Wenn du nicht rauchst und dabei wie ein Honigkuchenpferd strahlst, durchlöchere ich beim nächsten Schuss eine deiner Extremitäten«, fauchte Christian. »Ich habe nämlich keine Lust, mein Leben lang untreuen Proleten und asozialen Blaumachern hinterherzuschnüffeln.«
    Der Kerl schien völlig auszuflippen.
    »Komm mal runter, Cheffe.« Bongo wirkte ziemlich konsterniert. Dann blickte er mich an. »Du siehst, mein Kumpel ist zu allem entschlossen. Ich binde dir jetzt die Hände los, du steckst dir eine leckere Lucky ins Maul und paffst, bis wir ein paar schöne Fotos geschossen haben. Ansonsten kann ich für nichts garantieren.«
    Bongo hatte absolut recht. Aus Bayers Augen funkelte der blanke Wahnsinn. Verliebt strich er mit dem Zeigefinger über den Mündungslauf, als würde er eine Frau streicheln. Gut möglich, dass er tatsächlich Ernst machte. Wie kam ich aus der Nummer raus?
    Während ich trotz der aufgeheizten Atmosphäre versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, hob Christian erneut die Waffe und drückte ab. Mir platzte fast das Trommelfell, und Metallsplitter schwirrten durch die Gegend. Immerhin zielt er noch nicht auf mich. Stattdessen hatte Gary Glitter ein schönes rundes Loch im Bauch. Der blutete noch nicht mal.
    »Bist du total bekloppt?« Bongo sprang zu dem Poster und versuchte, die schwere Wunde zu verarzten, jedoch ohne Erfolg. »Glitter ist der Lieblingssänger meiner Alten. Wenn die das sieht, gibt es einen Monat lang nur Pellkartoffeln mit Heringstunke.«
    »Ich konnte den Kinderschänder nie leiden«, lächelte Bayer beseelt. »Der hat bekommen, was er verdient. Komm, binde Nannen endlich die Hände los. Ich bin mit genug Testosteron aufgeladen, um ihn gefügig zu machen. Das Problem muss kurzfristig gelöst werden.«
    Bongo zeigte ihm die Scheibenwischergeste, folgte aber stumm.
    »Stürz dich nicht ins Unglück.« Ich spielte Bongos Verbündeten, denn dies schien meine einzige Chance zu sein. »Wenn mir was passiert, gehst du mit in den Bau, und zwar für mindestens fünfzehn Jahre. Und Pellkartoffeln mit Heringstunke gilt dort als Delikatesse.«
    »Quatschkopp.« Christian schlug mir mit dem Revolver auf den Hinterkopf, dass ich die Engel »Alla Turca« singen hörte. »Du rauchst jetzt mit einem glücklichen Gesicht, sonst siehst du aus wie Gary, nur etwas blutiger!« Er hüpfte auf und ab.
    Bongo schien das potenzielle Lebenslänglich für weniger furchteinflößend zu halten als einen Amoklauf seines Chefs, denn er trat hinter mich und machte sich an den Fesseln zu schaffen. Da er zu dämlich oder nervös war, seine eigenen Knoten zu entwirren, stolperte er nach draußen, kam wenig später mit einer rostigen Heckenschere zurück und schnitt die Seile durch. Ich war frei, haha!
    Blitzschnell spielte ich die Alternativen durch: Fliehen? Unmöglich, denn meine Beine waren immer noch festgebunden. Bongo die Heckenschere entreißen? Wenig vielversprechend.
    Also rieb ich zuerst die Hände, um die Durchblutung anzuregen. Währenddessen holte Bongo eine dreckige Kaffeetasse aus dem Waschbecken und füllte sie mit Cola.
    »Damit es glaubwürdiger ist«, erklärte er. »Kippe und Kaffee, sieht doch viel autistischer aus.«
    »Authentisch heißt das«, gab Christian den Oberlehrer. »Weil ich über Bildung verfüge, bin ich der Chef. Fehlende Bildung ist im Übrigen auch Ihr Manko, Nannen. Wie uns Ihre Mutter erzählt hat, haben Sie sich erfolglos als Detektiv versucht. Ein solches Gewerbe benötigt strategisches Kalkül, kulturelle Kenntnisse der mannigfaltigen Ethnien und einen soliden betriebswirtschaftlichen Background.«
    Da ich Zeit schinden wollte, ließ ich ihn quatschen und ermutigte

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