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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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kritischste Punkt. Helena Justina hatte uns beide schwören lassen, dass wir für alle Zeit schweigen würden.
    Wir empfanden Erleichterung, der angespannten Atmosphäre in Apollonia zu entkommen. Sogar Helena und Claudia hatten beschlossen, dass sie einen Tapetenwechsel brauchten, und wollten sich eine neue Unterkunft suchen; angefeuert durch Justinus' Beschreibung der kultivierten Stadt Kyrene, waren sie dahin unterwegs. Justinus und ich hatten den Fehler gemacht, die möglichen Kosten anzusprechen, woraufhin uns zwei unabhängige Frauen mitteilten, sie hätten beide eigenes Geld, und da wir sie mit Gaius und dem Baby für Wochen und vielleicht Monate allein ließen, würden sie das tun, was ihnen passte, vielen Dank.
    Wir hatten versprochen, so schnell wie möglich zurückzukommen und sie vor Schwierigkeiten zu retten, in die sie sich vielleicht hatten locken lassen, und sie hatten uns den Kessel beschrieben, in dem wir unsere Köpfe kochen konnten.
    Bevor wir aufbrachen, hatte ich auf dem modrigen Blatt herumgekaut, das mir Justinus als Probe mitgebracht hatte. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich auch viel lieber, anstatt in unbekanntes Gelände zu galoppieren, die griechischen Köstlichkeiten von Kyrene ausprobiert. Das so genannte Silphion schmeckte scheußlich. Na ja, niemand isst rohen
    Knoblauch, und ich selbst verabscheue Trüffel. Ein Weltmonopol zu besitzen war das Ziel. Luxusgüter haben rar zu sein, nicht nett oder angenehm. Patrizier genießen das Gefühl, etwas zu haben, das andere Leute nicht bekommen oder sich nicht leisten können. Wie Vespasian zu Titus über die lukrative Urinsteuer sagte: Mach dich nicht über die Penun- zen lustig, selbst wenn sie stinken.
    Und jetzt waren wir hier. Dass Justinus und ich auf endlose Goldtöpfe zugaloppierten, bezweifelte ich allerdings.
    »Erzähl mir, wie du das magische Kraut gefunden hast, Quintus.«
    »Na ja, ich hatte deine Skizze.«
    »Die war falsch, wie ich inzwischen erfahren habe. Laut meiner Mutter hätte ich was zeichnen sollen, das einem Riesenfenchel gleicht.«
    »Und wie sieht Fenchel aus?«, fragte Justinus. Offenbar meinte er es ernst.
    Ich betrachtete ihn nachdenklich, und er ritt eifrig voraus. Er hatte einen guten Sitz auf dem Pferd. Es war ihm gelungen, die unbeliebteste Fortbewegungsmethode der Römer mit derselben Leichtigkeit zu meistern wie alles andere. Barhäuptig, aber mit einem Tuch um den Hals, das er über den Kopf ziehen konnte, wenn die Sonne zu sehr brannte, schien er genauso hierher zu passen, wie ich es in Germanien bei ihm erlebt hatte. Seine Familie war verrückt gewesen zu glauben, sie könne ihn dazu bringen, sich der betäubenden Routine und der Aufgeblasenheit des Senats anzupassen. Er war zu aufgeweckt für den niedrigen Standard der Debatten. Die Heuchelei und Scheinheiligkeit wären ihm zuwider. Er genoss es zu sehr, aktiv zu sein, um die Geduld aufzubringen für endlose Gastmahle bei ältlichen Langweilern mit Weinflecken auf der Toga, um die er sich zu bemühen hatte, unwürdige Patrone, die ihn um sein Talent und seine Energie beneideten.
    Mit einem draufgängerischen Grinsen sah er zu mir zurück.
    »Es war die Jagd nach einer vermissten Pflanze, Marcus Didius. Ich bin genauso vorgegangen wie bei der Suche nach einer vermissten Person. Ich habe mich zum Schauplatz begeben, den Boden untersucht, mich bemüht, das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen, und schließlich angefangen vorsichtige Fragen zu stellen: Wer hat das Zeug zum letzten Mal gesehen, was waren seine Gewohnheiten, was glaubten die Leute, warum es verschwunden war, und so weiter.«
    »Sag nicht, es sei gegen Lösegeld entführt worden.«
    »Leider nicht. Dann könnten wir uns unter die Entführer schleichen und es zurückholen.«
    »Bei vermissten Personen gehe ich immer davon aus, dass irgendwo Sex ins Spiel kommt.«
    »Ich bin zu jung, um darüber Bescheid zu wissen.«
    »Tu doch nicht so unschuldig.«
    Vielleicht spürte er, das ich das Thema Claudia anschneiden wollte, also brabbelte er gleich weiter: »Na gut, aber da war noch ein Aspekt, den ich bedenken musste, nämlich dass die Leute möglicherweise was gegen meine Nachforschungen haben.«
    »Das gefällt mir aber gar nicht.«
    »Ich sehe da zwei Schwierigkeiten. Erstens: Falls es stimmt, dass das Silphion durch Überweidung ausgerottet wurde, wird derjenige, dem die gierigen Herden gehören, sie weiter ungehindert weiden lassen wollen. Mir wurde erzählt, dass die nomadischen

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