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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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herumlungerten, sich kaum für die Aufregung interessierten und auf dem Höhepunkt der Jagd ganz entspannt an irgendwelchen Kelchen nippten. Derweilen hatten ihre Gefährten ein paar Tiere aufgespießt, wenn die Situation zu gefährlich aussah, aber wo immer möglich, wurden rasch Käfige herangeschleppt und die Wildtiere lebendig gefangen. Die Jäger arbeiteten hart und schnell, in einem gut eingeübten Rhythmus. Es sah aus, als wäre die Jagdgesellschaft schon seit Wochen hier und noch längst nicht fertig. Den großen Mengen der eingefangenen Tiere nach zu schließen, konnten sie nur für einen Markt bestimmt sein: das Amphitheater in Rom.
    Mich überlief ein leichter Schauer der Erkenntnis. Plötzlich, während dieses als privat gedachten ländlichen Zwischenspiels, wurde ich direkt an meine zu Hause zurückgelassene Arbeit erinnert.
    Nach einer Stunde oder so wurde es ruhiger, obwohl das Brüllen der frisch gefangenen Tiere und das furchtsame Blöken der als Köder eingepferchten Herden noch immer die Luft erfüllten. Heiß und verschwitzt kamen die Jäger lärmend ins Lager zurück, einige blutbefleckt, alle erschöpft. Sie warfen ihre langen Speere und ovalen Schilde von sich und überließen ihre durchnässten Pferde den Dienstboten. Während die durstigen Männer gierig tranken und sich über die Ereignisse des Tages ausließen, wurden Justinus und ich, nachdem man uns gebratenes Fleisch serviert hatte, zu dem Mann geführt, der hier das Sagen hatte.
    Er stieg aus einem hochrädrigen Karren, gezogen von zwei Maultieren, auf dem ein rundherum verstärkter Käfig mit einer Schiebetür vertäut war. Aus dem Käfig ertönte das unverkennbare tiefe Brüllen eines wütenden libyschen Löwen. Der ganze Karren erbebte, als das Tier versuchte aus dem schrecklichen Gefängnis auszubrechen und sich mit aller Wucht gegen die Käfigstäbe warf. Selbst der Anführer, der von beachtlicher Größe und Stärke war, sprang hastig vom Kutschbock, obwohl der Käfig hielt. Dienstboten lachten; er lachte mit ihnen, völlig gelöst. Planen wurden über den Käfig geworfen, damit sich das Tier in der Dunkelheit beruhigte, und zusätzliche Vertäuungen wurden angebracht. Dann drehte sich der Mann zu uns um und erkannte, wie ich es sofort beim Näherkommen getan hatte, dass wir uns schon mal begegnet waren. Er war der Eigner des Schiffes, mit dem wir von Ostia gekommen waren.
    »Hallo«, sagte ich grinsend, erwartete aber dank der früheren Erfahrung keine Antwort. »Quintus, wie steht's mit deinem Punisch?« Justinus war groß darin, sich Brocken aller möglichen Sprachen anzueignen. Ich wusste, dass er seine Besuche in Karthago und Oea nicht verschwendet hatte. »Würde es dir was ausmachen, diesen Burschen zu begrüßen und ihm zu sagen, ich sei entzückt, unsere Bekanntschaft zu erneuern, und hätte, wie er sehen könne, dich schließlich gefunden?«
    Der punische Bursche und Justinus tauschten ein paar Bemerkungen aus, dann wandte sich Justinus ziemlich nervös an mich, während der große dunkelhäutige Mann meine Reaktion sehr genau beobachtete, was entweder bedeutete, dass er meine Großmutter beleidigt oder einen sehr anzüglichen Witz gemacht hatte.
    »Ich soll dich fragen«, übersetzte Justinus, »was mit dem Besoffenen passiert ist, den du auf dem Schiff dabeihattest. Der Kerl, der die Karthager hasst.«
    XLV
    Famias entsetzliche Gewohnheiten zu beklagen hielt uns ein oder zwei Stunden lang beschäftigt. Während des restlichen Tages und auch beim obligatorischen Festessen am Abend mit sehr viel Wein konnten wir einer Erklärung ausweichen, warum wir uns in verdächtiger Weise auf unbewohntem Gebiet der Cyrenaika herumtrieben. Justinus übernahm den größten Teil des Gesprächs, und da er glücklicherweise weniger Wein vertrug als ich, fiel er um, während wir die Situation noch unter Kontrolle hatten. Es war ihm gelungen, nichts über unsere Silphion- Suche preiszugeben. Der große Punier war ein Unternehmer. Er war ein tatkräftiger Mann und schien großen Ehrgeiz zu besitzen. Wir wollten nicht, dass er unsere Geschichte zu hören bekam und beschloss, Kräuter zu ernten sei einfachere Arbeit als Circustiere zu jagen.
    Wie sich herausstellte, hätten wir uns keine Sorgen zu machen brauchen. Als wir am nächsten Morgen auf unsere Pferde stiegen, fast unfähig, aufrecht zu sitzen, kam der Punier, jetzt unser bester Kumpel,
    zum Abschied zu uns, und mein Gefährte und er sagten einander ein paar letzte

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