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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bringen, aber hier nützte das wenig. Die finster aussehenden Gesellen wurden noch wütender. Ich grinste wie ein Mann, der überzeugt davon ist, dass die Pax Roma- na bis in alle Ecken der Provinzen vorgedrungen ist, während ich gleichzeitig obszöne Flüche in mehreren unfreundlichen Sprachen ausstieß, die ich in schwachen Momenten meiner früheren Laufbahn gelernt hatte.
    »Was wollen die, Quintus?«, fragte ich, beugte mich über den Hals meines Pferdes und schaute unschuldig.
    »Keine Ahnung«, murmelte er, diesmal durch die Zähne. »Ich hab nur das unbehagliche Gefühl, dass die hier zu den kriegerischen Garamanten gehören.«
    »Sind das die berühmten, als grausam bekannten Garamanten, deren traditionelle Freizeitbeschäftigung darin besteht, aus der Wüste zu kommen und zu plündern? Diejenigen, die jeden töten, der ihnen über den Weg läuft?«
    »Ja. Haben wir nicht vor kurzem einen Krieg gegen sie geführt?«
    »Gut möglich. Kannst du dich erinnern, ob wir gewonnen haben?«
    »Ich glaube, ein Kommandeur namens Festus hat sie zurück in die Wüste gejagt, ihnen listig den Weg abgeschnitten und sie ordentlich verbläut.«
    »Guter Mann! Wenn also diese strammen Kerle die Reste einer Plünderertruppe und dem Abschlachten entgangen sind, müssten sie demnach wissen, dass mit uns nicht zu spaßen ist?«
    »Entweder das«, stimmte mein phlegmatischer junger Gefährte zu, »oder sie sind voller Rachedurst, und wir sitzen in der Scheiße.«
    Wir behielten unser strahlendes Lächeln bei.
    Dann erweiterten wir unser Repertoire, fügten viel Schulterzucken hinzu, als könnten wir einfach nicht verstehen, was sie wollten. Das war allerdings ziemlich eindeutig. Wir mussten mit diesen leicht erregbaren Kerlen mitreiten, und das sofort.
    Mit der Erwartung, ausgeraubt und in eine Schlucht geworfen zu werden, ließen wir uns widerwillig darauf ein. Wir waren mit Schwertern bewaffnet, die sich aber in unserem Gepäck befanden, da wir nicht mit einer so haarigen Situation gerechnet hatten. Als die Männer uns vorwärts drängten und immer wieder erregte Schreie ausstießen, die uns nichts sagten, bemühten wir uns, nach außen hin kühl zu bleiben, während wir innerlich immer alarmierter wurden.
    »Die Sache mit den Garamanten war in Tripolita- nien«, entschied Justinus.
    »Dann sind das hier die friedlichen Nasamonen? Mögen sie Rom, Quintus Camillus?«
    »Ganz bestimmt, Marcus Didius.«
    »Na prima!«
    Wer immer sie auch waren, wir mussten uns nicht lange in ihrer gefährlichen Gesellschaft aufhalten. Ganz plötzlich erreichten wir eine große Gruppe weiterer Männer, und eine dramatische Szene machte uns alles klar: Wir waren unwissentlich mitten in eine Löwenjagd hineingeplatzt. Statt uns gefangen zu nehmen, hatten unsere neuen Freunde uns davor bewahrt, aufgespießt oder bei lebendigem Leibe gefressen zu werden. Wir lächelten sie noch viel freundlicher an, während sie fröhlich zurücklachten.
    Hier war eine Massenaktivität im Gange, deren Organisation wochenlange Vorbereitungen - und viel Geld - erfordert hatte.
    Justinus und ich begriffen jetzt, wie fatal es für sie gewesen sein musste, dass zwei dahinzockelnde
    Reisende den Jägern direkt in den Weg kamen. An dieser Jagd war eine ganze Armee von Männern beteiligt. Selbst im Feldlager, zu dem man uns führte, wieselte ein ganzes Gefolge von Dienstboten herum, und mehrere Köche brieten Wild über riesigen Feuern hinter ordentlichen Reihen von Zelten. Auch ohne sie alle überblicken zu können, nahmen wir an, dass es an die hundert sein mussten.
    Von einem nahe gelegenen Hügel konnten wir sehen, was sich da tat. Blökende Schafe und sogar Kühe waren in mehreren Pferchen als Köder eingesperrt. Die Pferche befanden sich am Ende eines großen Trichters aus Netzen, Buschwerk und ausgerissenen Bäumen, verstärkt mit Reihen sich überlappender Schilde. Auf diese kunstvolle Falle kamen die berittenen Jäger und die Treiber zu. Sie mussten sich schon Stunden zuvor versammelt haben, meilenweit draußen im offenen Gelände, und gelangten jetzt zum Höhepunkt der Jagd, schlossen sich enger zusammen und trieben ihre Beute in die Falle. Auf uns kamen alle möglichen Tiere zu, kleine Herden langhörniger Gazellen, hochbeiniger Strauße, ein gewaltiger, sehr begehrenswerter Löwe und mehrere Leoparden.
    Man bot uns Speere an, aber wir sahen lieber zu. Dass das, was hier passierte, für Nordafrika Routine war, erkannten wir an den Männern, die im Lager

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