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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Leopardin ausgebüxt war, so angegeben hatte, machten schon beim ersten Rennen schlapp. Wenn er nicht gerade seine Sorgen ertränkte, versuchte Famia seine Fraktion zu einer radikalen neuen Einkaufsstrategie zu überreden, während die Blauen immer wieder an ihnen vorbeidonnerten und ich das alles hämisch kichernd genoss.
    Was unsere Arbeit betraf, so hatten wir nicht mehr viel zu tun. Die Steuerveranlagung für den Zensus näherte sich dem Ende, wie vorauszusehen gewesen war. Um darüber hinwegzukommen, dass Laeta ihm sein Krankengeld so drastisch gekürzt hatte, beschäftigte sich Anacrites damit, die letzten
    Berichte, die bereits völlig zufrieden stellend waren, noch einmal durchzugehen; ich überließ ihn seinem Grummeln und seinen Kritzeleien. Stattdessen hatte ich an einem schönen strahlenden Tag, als sich die meisten Römer optimistisch fühlten, Thalia angeboten, ihr beim ersten öffentlichen Auftritt ihres Wunderhundes zu helfen. Natürlich war es undenkbar für einen angesehenen Bürger, bei einem Bühnenauftritt mitzuwirken.
    Aber ich fühlte mich schwermütig und widerspenstig. Mir war danach, die Regeln zu brechen. Ich ging nur bis an die Grenze, sollte bloß auf den Hund aufpassen, wenn er hinter der Bühne war.
    Die Pantomime wurde im Theater des Marcellus aufgeführt, kurz vor Mittag, bevor alle zum Circus Maximus für die Rennen und die Gladiatorenwettkämpfe überwechselten, die nach dem Mittagessen stattfinden sollten. Das war nur eine vorübergehende Maßnahme. Das große steinerne Amphitheater des Statilius Taurus war vor zehn Jahren in Neros großem Feuer zerstört worden. Die bombastische flavische Neuschöpfung am Ende des Forums sollte der formelle Ersatz werden, aber solange noch daran gebaut wurde, musste der Circus Maximus herhalten. Er hatte die falsche Form und war nicht sehr erfolgreich, weswegen die Theateraufführungen an andere Orte verlegt wurden.
    Im Circus sollte es später ein abwechslungsreiches Programm geben: Gladiatoren, eine formelle Venatio und am Anfang die Exekution von Gefangenen. Einer von ihnen war endlich der Massenmörder Thu- rius.
    Thurius, an dem ich so starkes Interesse hatte, sollte von einem neuen dressierten Löwen hingerichtet werden, der einem Importeur namens Han- nobalus gehörte. Hannobalus hatte eine seltsame Geschichte. Obgleich er wohlhabender war als alle anderen, die Anacrites und ich überprüft hatten, waren wir zu dem Schluss gezwungen, dass die Steuererklärung dieses Mannes unanfechtbar war.
    Er stammte aus Sabratha, war aber ansonsten ein geheimnisvoller Mann. Soweit wir feststellen konnten, hatte er dem Zensus nichts als die Wahrheit gesagt - mit einer Überheblichkeit, die auszudrücken schien, dass Geschäft laufe so gut, dass er über jede Art von Betrug erhaben sei. Wir lernten ihn nie kennen. Nichts in seinen Konten veranlasste uns, ein Gespräch zu verlangen. Er schien nur totale Verachtung für Betrug übrig zu haben oder, wie Saturninus und Calliopus und unsere anderen Prüflinge sagen würden, für die feineren Punkte der Buchführung. Dieser Mann hatte seine enormen Steuern so beiläufig bezahlt, als wäre es die Rechnung einer Imbissbude für zwei Rissoles. Sein Löwe galt ebenfalls als erstklassig.
    Mit den Gedanken bei der Exekution, fiel es mir schwer, Thalias Hund die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Sollte sein Auftritt jedoch ein Erfolg werden, würde ich das zu meinem Vorteil nützen. Also musste ich mich konzentrieren. Es war eine
    Komödie mit vielen Darstellern, die hektischen Szenen begleitet von Thalias Circusorchester - einem eingespielten Ensemble aus langen Trompeten, kreisförmigen Hörnern und der niedlichen Sophro- na an der Wasserorgel. Während eines dröhnenden Crescendos der Orgel trottete der Hund auf die Bühne, mit glänzendem Fell und dem Schwanz hoch erhoben.
    Das Publikum ließ sich schnell von Anethums Persönlichkeit gefangen nehmen. Er war ein Charmeur, und das wusste er. Wie jeder Playboy seit der Antike war er absolut schamlos. Natürlich durchschaute die Menge ihn, aber sie ließen ihn damit durchkommen.
    Zuerst musste der Hund bloß der Handlung folgen und entsprechend reagieren. Seine Reaktionen waren gut, vor allem, weil das Stück so schwer zu verfolgen war, dass sich die meisten Leute nur nach den Getränkeverkäufern umsahen. An einer Stelle, aus Gründen, die ich nicht durchschaute, beschloss einer der Spaßvögel auf der Bühne, einen Gegner umzulegen, und tat so, als würde er ein

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