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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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drängten sich am Eingang zusammen, wo sie von einem in Rüstung steckenden Wärter entkleidet wurden. Mürrische Deserteure aus der Armee, spindeldürre Sklaven, die in flagranti mit ihren edlen Herrinnen erwischt worden waren, und ein berüchtigter Massenmörder
    - eine gute Ausbeute für den heutigen Tag. Ich versuchte nicht, Thurius unter ihnen auszumachen. Bald würden er und die anderen hinausgeschleift und an ihre Stangen gefesselt werden. Dann würden die wilden Tiere, die wir draußen schon brüllen hörten, losgelassen werden, um ihre Arbeit zu verrichten.
    Helena Justina wartete mit mir, bleich und steif aufgerichtet. Sie war meinetwegen gekommen, wegen meines persönlichen Bedürfnisses, Thurius sterben zu sehen. Sie betrachtete es als ihre Pflicht, mich zu begleiten, obwohl ich sie nicht darum gebeten hatte. Wichtige Momente verbrachten wir gemeinsam. Mich zu unterstützen, selbst wenn sie verabscheute, was da geschah, war eine Aufgabe, vor der Helena nicht zurückschrecken würde. Sie würde meine Hand halten - und die Augen schließen.
    Plötzlich übermannte mich all die Frustration, die mein Leben seit so langer Zeit verdunkelte. Ich ruckte mit dem Kopf.
    »Komm.«
    »Marcus?«
    »Wir gehen nach Hause.«

Die Trompeten erklangen, um die Unersättlichkeit des Todes anzukündigen. Thurius wurde jetzt hinausgeschleift, damit der große neue Löwe aus Sabratha ihn fressen konnte, aber wir würden uns das Spektakel nicht anschauen. Helena und ich verließen den Circus. Und dann verließen wir Rom.
    TEIL ZWEI
    CYRENAIKA, April 74 n. Chr.

XL
    Die Cyrenaika.
    Um genau zu sein, der Hafen von Berenike. Herkules war damals in dem alten Seehafen Euesperides gelandet, aber der war schon in mythischen Zeiten versandet. In Berenike herrschte jedoch nach wie vor eine jenseitige Atmosphäre.
    Das Erste, was wir sahen, war ein Mann, der langsam über das Vorland ging und ein einzelnes Schaf spazieren führte.
    »Olympus!«, rief ich, als wir noch mal hinsahen, um uns zu vergewissern. »Ist er besonders freundlich zu Tieren, oder mästet er es nur für die Festlichkeiten?«
    »Vielleicht ist es sein Geliebter«, meinte Helena.
    »Sehr griechisch!«
    Berenike war eine der fünf wichtigen Städte. Wo es in Tripolitanien die namengebenden Drei gab, musste sich die Cyrenaika gleich mit einer Pentapo- lis hervortun. Griechen sind gern Teil eines Bündnisses.
    Angeschlossen an Kreta aus verwaltungstechnischen Gründen, war das hier eine lausige hellenistische Provinz, was schon auf den ersten Blick sichtbar wurde. Statt eines Forums gab es eine Agora, immer ein schlechter Anfang. Als wir auf dem Kai standen und lustlos zur Stadtmauer und dem Leuchtturm auf der kleinen Hügelkuppe hinaufschauten, kam uns der Entschluss, Urlaub in einem Land zu machen, das sich so stark östlich orientierte, wie eine schlechte Idee vor.
    »Es hat Tradition, dass man sich mies fühlt, wenn man an seinem Urlaubsort eintrifft«, sagte Helena. »Das wird schon wieder.«
    »Es hat ebenfalls Tradition, dass sich das miese Gefühl als richtig erweist.«
    »Warum bist du dann hergekommen?«
    »Rom hat mich krank gemacht.«
    »Tja, jetzt bist du nur seekrank.«
    Trotzdem, als Nux um unsere Füße herumwieselte und uns wie ein Schäferhund verzweifelt abzählte, waren wir im Grunde unseres Herzens eine optimistisch gestimmte Reisegruppe. Wir hatten Rom, harte Arbeit, Enttäuschungen und, was mich am glücklichsten machte, Anacrites hinter uns gelassen. Die Frühlingssonne wärmte unsere Gesichter, hinter uns schwappte das blaue Meer friedlich, und nachdem wir jetzt wieder auf festem Boden standen, erwarteten wir, uns zu entspannen.
    Unsere Gruppe bestand aus Helena, mir und dem Baby - weswegen es zu Hause mächtig Ärger gegeben hatte. Meine Mutter war davon überzeugt, dass die kleine Julia von Karthagern geraubt und als Kinderopfer dargebracht werden würde. Zum Glück hatten wir meinen Neffen Gaius zu ihrer Bewachung dabei. Seine Eltern (meine dusselige Schwester Galla und ihr ständig abwesender Mann Lollius) hatten ihm verboten, mit uns zu kommen, also war Gaius von zu Hause ausgerissen und uns gefolgt. Ich hatte ein paar Andeutungen fallen lassen, wo wir in Ostia übernachten würden, damit er uns auch wirklich fand.
    Außerdem war noch mein Schwager Famia dabei. Normalerweise wäre ich lieber mehrere Runden im Stadion in voller Montur gerannt, bevor ich zugestimmt hätte, wochenlang mit ihm auf See zu sein, aber wenn alles glatt lief, würde

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