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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Höhere Beamte sind Meister darin, unerwünschte Bittsteller falsch zu informieren. Aber nicht mal Laeta, eine absolute Schlange, würde sein berufliches Ansehen durch eine Lüge aufs Spiel setzen, die sich so leicht überprüfen und widerlegen ließ. Seine Täuschungsmanöver waren stets von unquantifizierbarer Art. Es musste also stimmen.
    Ich schaffte es, ihn mit ausdruckslosem Gesicht anzusehen. Laeta und ich hatten eine Geschichte. Ich war entschlossen, ihm nicht zu zeigen, was ich empfand.
    Er wirkte sogar etwas gedämpft. Den Prozentsatz zu senken war zweifellos seine Idee gewesen, aber der persönliche Schaden, den er mir zufügte, schien ihn zu erschrecken. Er hatte seine Gründe dafür. Falls er mich je wieder für zwielichtige offizielle Ermittlungen einsetzen wollte, würde mich dieser Rückschlag zu neuen rhetorischen Höhenflügen bei meiner Wortwahl veranlassen, wie er sich in seinem eigenen Hinterteil verkriechen sollte - ohne Plan oder Ariadnefaden für den Rückweg.
    Wie ein echter Beamter hielt er sich alle Möglichkeiten offen. Er fragte sogar, ob ich ein offizielles Gesuch für eine Audienz bei Vespasian stellen wolle. Ich sagte Ja. Daraufhin eröffnete mir Laeta, dass der alte Mann sich für einige Zeit zurückgezogen habe. Titus könne sich bewegen lassen, sich meines Problems anzunehmen. Er hatte den Ruf, mitfühlend zu sein, und es war bekannt, dass ich in seiner Gunst stand. Domitians Name wurde gar nicht erst erwähnt; Laeta wusste, was ich für Vespasians Jüngsten empfand. Möglicherweise teilte Laeta meine Ansicht. Er war die Art von glattem, erfahrenem Politiker, der die offene Rachsucht des jungen Prinzen für unprofessionell halten würde.
    Ich schüttelte den Kopf. Nur Vespasian kam in Frage. Aber er hatte gerade seine ihm seit vierzig Jahren treu ergebene Gefährtin verloren. Ich konnte ihn in seinem Kummer nicht stören. Ich wusste, wie ich mich verhalten würde, sollte ich Helena Justina je verlieren. Der trauernde Kaiser würde kaum in der Stimmung sein, außergewöhnlich hohe Zahlungen an Ermittler zu genehmigen (die er benutzte, aber, wie jeder wusste, zutiefst verabscheute), selbst wenn diesen im Vorfeld zugestimmt worden war. Zudem konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, ob Antonia Caenis je mit ihm über mich gesprochen hatte, und außerdem war jetzt der falsche Moment, ihn an ihr Interesse an mir zu erinnern.
    »Ich kann Ihnen eine Teilzahlung geben«, meinte Laeta, »bis zur endgültigen Klärung Ihres Honorars.«
    Mir war klar, was das bedeutete. Solche Zahlungen werden gemacht, damit man sich ruhig verhält. Ein Beschwichtigungsmittel. Sie werden freiwillig angeboten, wenn man sich verdammt sicher sein kann, dass man mehr niemals kriegen wird. Lehnt man jedoch ab, geht man mit leeren Händen nach Hause.
    Ich akzeptierte die Abschlagszahlung mit entsprechender Würde, nahm die unterzeichnete Quittung für die Barauszahlung entgegen und wollte gehen.
    »Ach, übrigens, Falco.« Laeta musste mir noch eins überbraten. »Wie ich höre, haben Sie mit Anac- rites zusammengearbeitet. Würden Sie ihm bitte sagen, dass sein Gehalt als Geheimdienstbeamter auf Genesungsurlaub von dem abgezogen wird, was wir Ihrer Partnerschaft zahlen?«
    Große Götter.
    Selbst in dieser Situation konnte sich der Drecksack nicht zurückhalten, uns noch mehr zur Schnecke zu machen. »Und noch was, Falco. Wir müssen darauf achten, dass alles korrekt abläuft. Daher bin ich gezwungen Sie zu fragen: Haben Sie Ihre eigene Steuererklärung für den Zensus bereits abgegeben?«
    Ich ging ohne ein weiteres Wort.
    Als ich aus Laetas Büro stürmte, kam ein Schreiber hinter mir her. »Sind Sie Didius Falco? Ich habe eine Nachricht für Sie vom Büro der Schnäbel.«
    »Von wem?«
    »War ein Witz! Dahin schiebt Laeta all die Unfähigen ab. Ein lahmer Haufen, der den ganzen Tag nichts tut. Sind speziell für traditionelle Weissagungen zuständig - heilige Hühner und so Zeug.«
    »Und was wollen die von mir?«
    »Irgendwelche Fragen wegen Gänsen.«
    Ich dankte ihm für seine Mühe und ging weiter.
    Diesmal wandte ich mich vom Kryptoportikus ab, meinem üblichen Weg hinunter zum Forum. Ich wich dem öffentlichen Leben aus. Stattdessen begab ich mich durch den Komplex pompöser alter Bauten auf dem Kamm des Palatin, vorbei an den Tempeln des Apollo, der Victoria und der Kybele zu dem angeblich bescheidenen Haus des Augustus, diesem Miniaturpalast mit allen nur denkbaren Annehmlichkeiten, in dem unser erster

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