Den Löwen Zum Frass
Famia für unsere Heimreise bezahlen. Irgendwie hatte er die Grünen dazu gebracht, ihn hierher zu schicken und neue libysche Pferde direkt von den Gestüten zu kaufen, weil seine Fraktion bei den letzten Rennen so schlecht abgeschnitten hatte. Tja, die Grünen mussten ihre Gespanne wirklich dringend auf Vordermann bringen, wie ich Famia gegenüber immer wieder betonte.
Für die Hinreise hatten wir Plätze als zahlende Passagiere auf einem Schiff gefunden, das nach Apollonia fuhr. Dadurch konnte Famia Geld sparen oder, um es anders auszudrücken, er betrog seine Fraktion um die volle Schiffspassage für die Hinreise. Man hatte ihm aufgetragen, in Ostia ein gutes italienisches Schiff für Hin- und Rückreise anzuheuern.
Stattdessen würde er nur noch die Heimfahrt bezahlen müssen. Maias Mann war nicht vollkommen unredlich, aber Maia hatte ihm kein Taschengeld mitgegeben, und er brauchte Moneten für seinen Wein. Sie selbst hatte abgelehnt, uns zu begleiten.
Meine Mutter hatte mir gesteckt, dass Maia fix und fertig davon war, die Familie zusammenzuhalten, und die Schnauze voll hatte. Ihren Mann mit ins Ausland zu nehmen war der beste Dienst, den ich meiner Schwester erweisen konnte.
Schnell stellte sich heraus, dass für Famia der Zweck dieser Reise allein darin bestand, von seiner besorgten Frau wegzukommen und sich bei jeder Gelegenheit sinnlos zu besaufen. Na ja, jede Reisegesellschaft hat einen lästigen Langweiler dabei, damit alle einen haben, dem sie aus dem Weg gehen können.
Wir hatten diesen Hafen mehr aus einer Hoffnung heraus angelaufen. Der Hoffnung, hier vielleicht auf Camillus Justinus und Claudia Rufina zu stoßen. Es hatte eine vage Vereinbarung gegeben, sie eventuell zu besuchen. Äußerst vage. Damals, im Winter, als ich Helena zum ersten Mal gestattete, die Möglichkeit in einem Brief nach Karthago zu erwähnen, hatte ich angenommen, dass mich meine Arbeit für den Zensor von so einer Reise abhalten würde. Jetzt waren wir hier - aber wir hatten keine Ahnung, in welchem Teil der Nordküste dieses gewaltigen Kontinents sich die beiden Flüchtlinge aufhielten.
Zuletzt hatten wir vor zwei Monaten von ihnen gehört. Sie wollten sich von Oea aus in die Cyrenai- ka begeben und zuerst hierher kommen, weil Claudia die sagenhaften Gärten der Hesperiden sehen wollte. Sehr romantisch. Diverse Briefe, die Helena ihnen von ihren zurückgelassenen Verwandten bringen sollte, würden die dusseligen Ausreißer schon wieder zur Vernunft bringen. Die Reichen scheinen auf furchterregende Weise über ihre Erben in Wut zu geraten. Ich konnte es Justinus und Claudia nicht verdenken, dass sie sich bedeckt hielten.
Da ich Ermittler war, war es meine Aufgabe, jede Stadt auf unserer Route, die sich vielleicht als unfreundlich erweisen konnte, zunächst einmal auszukundschaften. Ich war es gewöhnt, mit faulen Eiern beworfen zu werden.
Ich erkundigte mich im örtlichen Tempel. Zu meiner Überraschung hatte Helenas Bruder tatsächlich eine Nachricht hinterlassen, dass er hier gewesen und nach Tokra weitergereist sei. Die Nachricht war etwa einen Monat alt. Seine militärische Tüchtigkeit konnte meine Furcht nicht ganz vertreiben, dass wir drauf und dran waren, uns auf eine sinnlose Suche durch die gesamte Pentapolis zu begeben. Sobald wir Berenike verließen, wurde unsere Chance, Verbindung mit dem flüchtigen Paar aufzunehmen, sehr viel geringer. Ich sah mich schon beträchtlich zur Einnahme der Tempelpriester beitragen.
Unser Schiff lag nach wie vor im Hafen. Der Kapitän hatte großzügigerweise hier geankert, damit wir unsere Nachforschungen anstellen konnten, und nachdem er Wasser und Vorräte geladen hatte, nahm er unser gesamtes Gepäck wieder an Bord, während wir nach Famia suchten (der bereits Ausschau nach einer billigen Taverne hielt) und uns dann ebenfalls an Bord begaben.
Das Schiff war so gut wie leer. Tatsächlich war das Ganze sehr seltsam. Die meisten Schiffe befördern aus ökonomischen Gründen Fracht in beide Richtungen, also musste die Ladung, die es aus der Cyrenaika holen sollte, besonders lukrativ sein.
Der Schiffseigner war seit Rom an Bord - ein großer, dunkelhäutiger Mann mit lockigem Haar, gut gekleidet und recht stattlich. Falls er Latein oder Griechisch sprach, ließ er sich das nicht anmerken; wenn er sich mit der Mannschaft unterhielt, benutzte er eine exotische Sprache, von der Helena schließlich annahm, es müsse Punisch sein. Er war sehr zurückhaltend. Weder der Kapitän
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