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Den Oridongo hinauf (German Edition)

Den Oridongo hinauf (German Edition)

Titel: Den Oridongo hinauf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingvar Ambjørnsen
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Küchentisch und sehe Berits Hände bei ruhiger Arbeit, und es ist ein schöner Anblick, ich kann nicht genug davon bekommen. Ich sehe, wie sie eine graue Locke wegstreicht, die vor ihr rechtes Auge gefallen ist, ein schlanker Zeigefinger, der die graue Locke hinter ihr Ohr schiebt, ehe sie mit beiden Händen den Topf von der Platte hebt und das Wasser von den Kartoffeln gießt. Sie stellt den Topf auf das abgenutzte Brettchen auf dem Tisch. Dann zieht sie den Fisch aus dem dampfenden Wasser, und die Möhren, die ganze Zeit sind diese soliden Arbeitshände in Bewegung, rot von Wasser und Spülmittel, aber zugleich elegant, schlank und stark. Das sage ich ihr. Ich sage, dass ihre Hände schön sind.
    »Die rechte ist ein bisschen unzuverlässig, nach dem, was geschehen ist.«
    »Her damit.«
    Sie reicht mir die Hand. Steht vor mir und lächelt auf mich herab.
    Ich nehme ihre Hand zwischen meine Hände. Blase durch eine kleine Höhlenöffnung zwischen den Daumen. »Du darfst sie nicht im Stich lassen«, sage ich. »Verstehst du das?«
    Sie lacht. »Iss jetzt. Wie war es heute da oben?«
    »Es hätte wohl besser und schlechter sein können.«
    Sie schaut mich fragend an.
    »Wir konnten das große Fenster oben auswechseln. Arne wollte es um jeden Preis die enge Treppe hochtragen, aber das konnte ich ihm zum Glück ausreden. Das hätte seinen Rücken erledigt.«
    »Stimmt was nicht mit Arnes Rücken?«
    Wir greifen zu. Ich lasse das mit Arnes Rücken erst einmal auf sich beruhen. Als sei mir etwas herausgerutscht, das ich für mich hätte behalten müssen.
    Geräucherter Schellfisch. Das dampfende gelbweiße Fleisch. Perlmutt. Der Rauchgeruch. Gekochte mehlige Kartoffeln, auch sie duften. Zerlassene Butter. Knallrote Möhrenwürfel. Und dann Salz. Das gesegnete Salz. Ein heiliges Stück Alltagsnorwegen, denke ich, und dann denke ich weiter an all den Unfug, mit dem Zeitungen und Illustrierte gefüllt sind, die vielen krankhaften gastronomischen Bocksprünge, die versnobten Auslandswörter und die fremden Gewürze, ich denke an französische Bauernhofhähnchen mit Boladaise, gefüllt mit Zitronengras und sonnengetrockneten Trüffeln in Ingwergelee. Solche Dinge. An die Leber von zu Tode gequälten Gänsen. Und den ganzen anderen Blödsinn. Im Vergleich zu dem hier.
    »Mit Arnes Rücken ist doch hoffentlich alles in Ordnung?«
    »Sicher. Ich habe nur daran gedacht, was hätte passieren können.«
    »Ja, diese Treppe ist steil.«
    »Ich konnte ihm zum Glück klarmachen, dass wir es an der Wand hochhieven könnten.«
    Ich erkläre ihr den Trick mit Flaschenzug und Seilen.
    »Danach habe ich es mit Holzkeilen gesichert. Jetzt würde es sogar ein Erdbeben überstehen.«
    Sie nickt und versteht.
    Ich sehe wieder ihre Hände an, während ich mir den Mund mit diesem leicht geräucherten Fischfleisch fülle, mit den guten Kartoffeln und Möhren, ich sehe, wie ihre Hände Messer und Gabel bewegen, wie sie das Wasserglas heben und die zerlassene Butter weiterreichen. Was haben diese Hände schon alles mitgemacht? Und meine eigenen … was machen die Hände eines Menschen in einem langen Leben so alles mit? Woran haben wir uns schon festgehalten? Haben es umfasst oder von uns gestoßen? Ich weiß noch, wie wir uns zum ersten Mal begegnet sind, und wie unsere Hände sich zu einem höflichen Guten Tag zusammengefunden haben. Und jetzt hier, an einem normalen Tag, mit gesunder schlichter Kost auf dem Tisch. Morgen vielleicht Rinderleber. Oder Rentierragout. Und unsere Hände, die einander die ganze Zeit begegnen und sich miteinander verschränken wie gute Freunde. Wenn sie schläft, kommt es vor, dass ich ihre Wange streichele, und dann lächelt sie in der Dunkelheit, aber sie wacht nicht auf, bisher ist das jedenfalls noch nicht vorgekommen. Sie liegt da und schläft und lächelt.
    Sie lächelt auch jetzt, als sie den Tisch abräumt und den Topf mit den beiden übrig gebliebenen Kartoffeln auf den Herd stellt, die Fischreste, Haut und Gräten in den Katzennapf wischt – kaum hat sie das getan, da kommt der Kater angestürzt, wie aus der Kanone geschossen, laut murrend, hungrig wie immer. Ja, sie lächelt mich an und sie lächelt den Kater an, aber ich glaube im Grunde, dass sie vor allem sich selber anlächelt, denn es ist ein etwas vages Lächeln, eine Art Kräuseln an der Oberfläche. Es ist wohl etwas, das irgendwo in ihrer geheimen Tiefe vor sich geht, davon bin ich überzeugt. Und diese Tiefe soll sie für sich behalten dürfen,

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