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Den Oridongo hinauf (German Edition)

Den Oridongo hinauf (German Edition)

Titel: Den Oridongo hinauf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingvar Ambjørnsen
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auf seinem breiten Rücken trägt, immer tiefer in ein Land hinein, das ich nicht kenne, das zu verstehen mir die Voraussetzungen fehlen, ich kann mich nur festklammern und hoffen, nicht aufs Beste oder aufs Zweitbeste, sondern auf etwas tief unten auf dem Wunschzettel, eine Bagatelle, die das Leben leichter machen könnte, einen kühlenden Windhauch, oder vielleicht die Erinnerung an ein Lächeln. Es riecht nach Eisen und Öl, und meine Kabine liegt in einem goldenen Lichtschein, die Schotten scheinen im Halbdunkel zu glühen, ja, in den Eisenplatten haust eine innere Glut, und draußen zieht das Verlorenland vorüber, ich höre fremde Vögel in den Bäumen schreien, sie hallen durch den Motorenlärm, durch den Dunst aus Öl und Schweiß, und durch alles andere, wie den Gestank verängstigter Männer.
    Und ich träume von einem kleinen Jungen, oder einem kleinen Mädchen, das wechselt. Von einem Kind, das unter dem Bullauge am Tisch sitzt, mit baumelnden nackten Beinen und großen leeren Augen. Ein Kind, verloren in seinen eigenen Gedanken. Und es kommt vor, dass ich mit ihm rede, so, wie ich mich ab und zu an die Kleine wende, die dieses Zimmer bewohnt hat, die in diesem Bett geschlafen hat, sie, die die Tochter von Berit und Magne ist, oder zu dem kleinen namenlosen Jungen, im Grunde geht es wohl nur um ein Kind, weder Junge noch Mädchen, sondern einen Menschen, der neu ist auf einer alten Welt.
    Ich erwache, und mir stößt der Geschmack des Essens auf, der geräucherte Schellfisch, meine Schultern frieren ein wenig, ich ziehe die Schlummerdecke über mich und drehe mich zur Wand. So hat sie hier gelegen und sich in ihre eigene Zukunft hineinfantasiert. Ja, ganz bestimmt. Hier. In der Dunkelheit. Nach Hausaufgaben und Abendessen. Nachdem sie Platten gehört und in Zeitschriften über Pferde und Popstars gelesen hat. So, wie ich selbst in der warmen Dunkelheit in meinem eigenen Kinderzimmer gelegen und mich in der Zeit weitergeträumt habe, mit Jahrgängen von Käptn Miki und Davy Crockett im Regal, den schmalen Comicheften, die ich jeden Mittwoch unten am Kiosk kaufte und behandelte wie wertvolle Briefmarken. Aber wovon habe ich geträumt, was habe ich mir vorgestellt, wenn ich so dalag und auf den Schlaf wartete, nachdem für den Abend das Licht gelöscht worden war? Ich weiß es nicht mehr. Doch! Ich glaube, ich habe geträumt, dass es immer so bliebe. Mutter, die draußen im Wohnzimmer beschäftigt ist. Das Dröhnen der U-Bahn-Wagen, die im Tal hin und her fahren.
    Berit hat mir eine schöne kleine Geschichte aus der Zeit erzählt, als Lilly ein Mädchen von zwölf, dreizehn Jahren war. Ganz unaufgefordert, sollte ich wohl hinzufügen. Es hat sich so ergeben. Wir gingen am Strand entlang, wie wir das oft machen. Da werden so seltsame Dinge angeschwemmt. Nein. So seltsam sind sie wohl nicht. Es sind Fragmente aus den gelebten Leben anderer Menschen. Ein Schuh, halb im Sand begraben. Ein Schöpflöffel. Eine Einkaufstüte mit kyrillischer Schrift. Und eines Tages erzählt Berit mir von dieser Flaschenpost, die sie Lilly zu verschicken half. Im Meer aufgegeben. Den Brief, den Lilly auf Norwegisch und einer Art Englisch geschrieben hat. Hello! I am girl! Und so weiter. Eine Papierrolle, umschlossen von Glas. Wie verletzlich! Diese kleine Mitteilung, die in der Saftflasche steckt, und die bei Flut in den Sund hinaustreibt, zwischen Granit und Quarz, mitten in der Fahrrinne. Ich konnte es mir so gut vorstellen, denn ich hatte es mir als Junge auch vorgestellt. Was sie jetzt erzählte, war das, wovon ich selbst so oft geträumt hatte, wozu ich aber niemals eine Gelegenheit gefunden hatte. Und wenn ich hier unter der Schlummerdecke liege, denke ich: Wie gespannt muss sie gewesen sein, als sie hier im Bett gelegen und an diese Saftflasche gedacht hat, die draußen in Sturm und Regen treibt, oder die mitten auf dem Meer irgendwo in Windstille und Sonnenuntergang herumdümpelt. Unterwegs zu Menschen oder Dingen, über die man nichts wissen kann. Es muss großartig gewesen sein.
    »Und mehr als ein Jahr später bekommt sie Antwort«, sagt Berit. »Von einem fünfzehnjährigen Jungen. Stell dir das vor!«
    Und ich stelle es mir ziemlich oft vor. Vor allem, weil es so schön ist. Wie oft habe ich wohl über Mädchen in dem Alter gelesen, die für Jungen schwärmen, die einige Jahre älter sind als sie? Sehr oft. Und dann noch ein Däne. Ein Bursche aus Jütland, der unten im Flachland herumwandert und mit den Schuhen den

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