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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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nutzen und darüber nachzudenken, was er tun würde, wenn Claudette ankam.
    Tessa wurde ein paar Stunden später mit brummendem Schädel wach und gähnte ausgiebig. Sie lag immer noch auf dem Sofa im Wohnzimmer, und Austin rekelte sich immer noch in ihrer Kniebeuge.
    Will war nicht mehr da. Sie hatte keine Ahnung, wann er gegangen war, und das einzige Zeichen, dass er jemals dort gesessen hatte, war die ordentlich gefaltete Decke über der Sessellehne und die leichte Kuhle an der Rückenseite, wo er den Kopf angelehnt hatte. Tessa blinzelte in die helle Morgensonne, die durch die kleinen Fenster in ihr Cottage drang, und griff nach der Sonnenbrille. Sie wollte sich gerade aufrappeln und einen extrastarken Kaffe
kochen, als sie einen Becher und eine Cafetière auf dem Sofatisch sah. Vorsichtig berührte sie die Kanne – sie war brühheiß. War Will die ganze Nacht hiergeblieben? Sie schenkte sich einen Becher Kaffee ein, wobei ihr Blick auf einen kleinen Zettel fiel. Es war eine Einladung, mit allen zusammen zu frühstücken.
    Was für ein perfekter Gentleman, dachte Tessa, schob die Bettdecke fort und betrachtete stöhnend ihr völlig zerknittertes rosa Kleid. Na, vielleicht nicht ganz so perfekt, dachte sie dann, als ihr plötzlich der Kuss wieder einfiel. Vor Verlegenheit schoss ihr das Blut in die Wangen. Dann lehnte sie sich erst mal zurück. Wie hatte sie das zulassen können? Die einzige Erklärung war, dass sie betrunken war und sich von dem Byron-Gedicht hatte hinreißen lassen. Das war alles.
    Verwundert berührte sie ihre Lippen, als spürte sie den Kuss noch irgendwie. Es war ganz anders gewesen als der Kuss von Tristan – der hatte Spaß gemacht, war ein wenig unbeholfen gewesen und völlig bedeutungslos. Aber dieser Kuss hier …
    »Es war ein Moment des Wahnsinns«, sagt sie laut. Austin zuckte zusammen. »Nichts weiter.« Sie kraulte ihn hinter den Ohren. »Und das wird sicherlich nicht nochmal passieren, alter Junge.«
    Als sie sah, dass es fast zehn Uhr war und sie JB in zwei Stunden in dessen Frühstückspension treffen sollte, rannte sie nach oben, um zu duschen. In Rekordzeit war sie fertig angezogen. Sie hatte sich für einen beigen Jeansrock entschieden, der ein paar Zentimeter über dem Knie endete, und ein hochgeschlossenes schwarzes T-Shirt, damit der Rock weniger ordinär aussah. Warum legte sie solchen Wert auf ihr Äußeres? Es waren doch bloß die Forbes-Henrys. Tessa ermahnte sich, sich nichts vorzumachen, und legte noch ein wenig rosa Lipgloss auf.

    Wollte sie Will heute Morgen überhaupt sehen? Nachdenklich schlang sie die Haare zu einem Pferdeschwanz. Nein, es würde sicherlich entsetzlich peinlich. Sie würden beide nicht wissen, was sie sagen sollten. Doch es interessierte sie, ob letzte Nacht nur ein Einzelfall bleiben würde. Will war immer noch überheblich und abscheulich zu ihr, aber dieser Kuss … wow! Der hatte sie fast aus den Socken gerissen.
    Vielleicht würde er gar nicht mehr im Frühstückszimmer sein, weil er sich schon wieder um irgendwelche Hotelprobleme kümmern müsste? Na, das konnte sie nur hoffen. Tessa fragte sich allmählich, ob sie sich etwas vormachte. Austin lief hinter ihr her. Sein Interesse an Frühstück war völlig eindeutig. Zwischen ihr und Will hatte sich etwas verändert. Das konnte sie nicht bestreiten. Vielleicht behaupteten sie beide, einander zu hassen, aber zwischen ihnen gab es eine ernsthafte, sexuelle Anziehung – vielleicht sogar etwas Stärkeres.
    Das Festzelt war noch nicht wieder abgebaut. Am Eingang lag ein Stapel Prospekte, die aussahen, als hätten Milly und India ihre Marketingjobs schon früh aufgegeben. Der Rasen wies eine Unzahl kleiner Löcher von den hohen Absätzen auf, die gestern hier herumgestöckelt waren. Nathan, in der hellen Sonne bereits wieder mit nacktem Oberkörper, betrachtete die Schäden und tat sein Bestes, alles zu reparieren.
    »Hi!«, rief sie ihm zu. »Der Garten sah gestern fantastisch aus. Alle haben dazu ein Kompliment gemacht.«
    »Jetzt aber nicht mehr. Ich habe Ihnen die Schuhe übrigens ans Haus gebracht.« Er zwinkerte ihr wissend zu. »Sah aus, als würde es eine tolle Nacht, so wie der Herr des Hauses sie davongetragen hat.«
    Tessa wurde knallrot und eilte an ihm vorbei. Hoffentlich hatte niemand anderes sie gesehen. Man konnte ja
denken, dass sie alles Mögliche miteinander getrieben hatten, was nur halb stimmte. Vielleicht war es ein Fehler, zu dem Familienfrühstück zu gehen. Sie wollte

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