Den schnapp ich mir Roman
wusste wirklich nicht, wie sie als Nächstes eine Sauna und einen Schönheitssalon finanzieren konnten.
Gott sei Dank waren die Hochzeitsveranstaltungen sehr lukrativ. Rufus und Clemmies Hochzeit stellte sich allmählich als astronomisch teuer heraus, aber noch nichts war bezahlt worden. Will wollte seinen alten Freund nicht um einen Vorschuss bitten, aber er wusste, dass sie bald darüber reden mussten. Gil hatte außerdem Heiligabend
für seine eigene Hochzeit mit Sophie gebucht, natürlich in einem viel kleineren Rahmen als Clemmie und Rufus, aber Gil verlangte wie immer nur das Beste und schien auch gerne dafür zu bezahlen. Ob beide Hochzeiten tatsächlich stattfanden, war allerdings noch eine Frage, überlegte Will stirnrunzelnd. Rufus’ und Clemmies Beziehung wirkte so stabil wie eine selbst gebastelte Bombe, und was Gil und Sophie betraf, da wünschte Will sich, er und Henny hätten irgendwie geahnt, dass Gils Sophie in Wirklichkeit Tristans Sophie war, als sie die Buchung bestätigten.
»Claudette!«, rief er nun. Da sah er durch das Fenster Jack und Caro, die an entgegengesetzten Ufern des Sees in der Sonne lagen. Ihr Patt hatte epische Ausmaße angenommen. Jack gab sich heroische Mühe, keinen Alkohol mehr zu trinken und Caro zu meiden, und Caro verspottete Jack, wann immer sie ihn sah, ehe sie sich aufgedonnert wie eine Hure zu JB fortschlich.
Wills Herz krampfte sich kurz zusammen, als er Tessa sah, die vor ihrem Cottage gymnastische Übungen machte. Sie trug dazu Leggings und ein nabelfreies Top, das ihren gebräunten, muskulösen Bauch sehen ließ. Er hatte Tessa seit Claudettes Ankunft so weit wie möglich gemieden, teils aus Respekt, teils aber, weil er dachte, Tessa würde ihn nach allem, was passiert war, wirklich nicht sehen wollen. Teils aber auch (nicht, dass er schon das Stadium erreicht hätte, dass er es sich selbst gegenüber zugeben konnte), weil er sich in ihrer Nähe immer noch nicht über den Weg traute.
Was war bloß mit ihm los? Wenn es schlicht nur Lust war, dann war es sehr heftige Lust. Grimmig wandte er den Blick ab, als Tessa sich vorbeugte und ihm dabei ihr knackiges Hinterteil bot, als wollte sie ihn verspotten. Aber mehr als das konnte es nicht sein, denn es war schließlich Claudette, die er liebte.
»Entschuldige!« Milly rannte mit fliegendem platinblondem Zopf an ihm vorbei. »Ich komme zu spät zum Unterricht!« Sie warf einen kurzen Blick aus dem Fenster und grinste Will frech an. »Lüsterst du vielleicht hinter Tessa her? Du bist doch verlobt. Claudette hat mir gestern erzählt, dass sie noch in diesem Jahr heiraten will!«
Will errötete tief und fand keine Worte, um sich zu verteidigen, doch da war sie schon die Treppe hinab- und zur Tür hinausgestürzt. Sein Magen drehte sich um. Claudette wollte noch in diesem Jahr heiraten? Das war das Erste, was er hörte. Sie hatte zwar seit ihrer Ankunft eine Menge verschleierte Andeutungen über Hochzeiten gemacht, aber Will hatte das alles nicht recht ernst genommen. Als er sie kennen lernte, hatte sie nicht wie eine Frau gewirkt, die aufs Heiraten scharf war. Sie waren sich auf einer Party begegnet, wo sie sprichwörtlich aufeinandergestoßen waren, und sie hatte ihm gleich sonnenklar gemacht, wie toll sie ihn fand. Will war eigentlich nicht der Typ, der Frauen, die er gerade erst kennen gelernt hatte, mit nach Hause nahm, um es den Rest der Nacht mit ihnen zu treiben, aber zu seiner großen Überraschung war genau das passiert. Claudette hatte ihn verführt und ihm mit großen Augen gestanden, sie habe sich im ersten Augenblick völlig in ihn verknallt.
Will verdrängte diese Erinnerung und schaute in sein Lieblingszimmer Cassiopeia . Da stand das riesige Schlittenbett. Die Decke war mit unzähligen Sternchen übersät. In einem Anfall von Minimalismus hatte Will ursprünglich geplant, die Zimmer einfach zu nummerieren, sich dann aber entschieden, dass sie etwas Besseres verdienten. Von Raymond Blancs spektakulärem Hotel-Restaurant »Le Manoir aux Quatre Saison« angeregt, hatte er die Familie nach ihren Lieblingswörtern gefragt. Das Resultat war eine Hand voll der ausgefallensten, aber schönsten Namen
für die Gästezimmer. Jedes hatte seinen eigenen Stil. Gil hatte mithilfe von Büchern, Vasen, Lampen oder Farbtönen Aspekte des Namens im Zimmer anklingen lassen.
»Ophelia«, »Cappuccino« und »Provence« waren Millys Lieblingsworte gewesen, nach ihrer neuen Begeisterung für Shakespeare und einer stabilen
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