Den schnapp ich mir Roman
um ein normales Leben zu führen, Rufus. Ich dachte, du wärst bereit, dich hier niederzulassen und eine Familie zu gründen.«
»Natürlich, natürlich.« Jetzt klang Rufus ungeduldig. »Aber es wäre der glatte Wahnsinn, dieses Filmangebot abzulehnen, das verstehst du doch sicher.«
»Und die beiden anderen Filme? Wirst du da auch zusagen?«
»Das habe ich noch nicht entschieden.« Er umklammerte ihre Schultern und drehte sie zu sich um. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich meine Karriere für dich aufgeben wollte, Clemmie. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur ein einziges Mal gesagt zu haben, dass der Umzug hierher bedeuten würde, dass ich nie wieder arbeite.« Er schürzte die Lippen. »Für dich ist das alles in Ordnung, nicht wahr? Du hast deinen verdammten Oscar . Jeder hält dich für einen Superstar. Aber ich fange gerade erst an und will Erfolg haben! Verzeih mir, dass ich nicht gemerkt habe, dass du der Schauspielerei den Rücken kehren willst. Weil du ja ganz oben angekommen bist.«
Clemmies Blick verdunkelte sich, so verletzt war sie. »Ich habe für diesen verdammten Oscar sehr hart arbeiten müssen«, begann sie wütend.
»Jaja, wir wissen doch alle, was für ein entsetzliches Trauma es war, die Vergewaltigung zu spielen«, intonierte Rufus gelangweilt. Dabei verdrehte er herablassend die Augen. »Ich war doch bei deiner Rede dabei. Du brauchst sie nicht jedes Mal abzuspulen, wenn jemand Preise erwähnt. Heute ist keine Kamera dabei.«
Clemmie wich schockiert vor ihm zurück. Er hatte immer
gesagt, wie sehr er ihre Darstellung in dem Film bewundert hatte. Hatte immer gesagt, dass sie den Erfolg, den sie dadurch errang, vollkommen verdient hätte. Jetzt sah sie eine Seite von ihm, die sie nie zuvor erlebt hatte.
»Wie kannst du das sagen? Ich liebe meinen Beruf, aber wie die meisten Schauspieler hatte ich davor auch die schrecklichsten Jobs. Ich komme von ganz unten und habe mir den Weg nach oben hart erarbeitet. Als ich den Film drehte, wurden plötzlich alle aufmerksam auf mich. Zum ersten Mal in meiner Scheißkarriere haben mich alle ernst genommen!«
Rufus zuckte zusammen, als sie fluchte, denn das kam nur sehr selten vor. »Gut, gut, Clemmie. Herzlich willkommen in meiner Welt. Bisher hat mich auch noch niemand ernst genommen. Jeder hält mich für einen talentlosen Playboy, der nicht einmal die kleinste Nebenrolle richtig hinbekommt. Ich muss ständig mit ansehen, wie Orlando und die anderen in den Himmel gelobt werden, während man mich dauernd übersieht.« Dabei trat er wie ein trotziges Kind gegen den Bettpfosten. »Selbst dieser verfluchte Daniel Craig ist dieser Tage brandheiß, nur wegen eines einzigen Bond-Films.«
Clemmie war nicht sicher, ob sie einfach lachen sollte. Genau danach war es ihr nämlich. Was wollte Rufus denn? Der nächste James Bond sein? Oder war er einfach neidisch auf alle, die so erfolgreich waren, wie er glaubte, es verdient zu haben? Konnte er nicht einfach anderen zu ihrem Erfolg gratulieren?
Zum ersten Mal war sie sprachlos. Was für ein Kindskopf Rufus war. Er war verärgert, weil die Welt ihm den Ruhm nicht zu Füßen legte. Als stünden ihm Reichtum und Berühmtheit einfach zu.
Clemmie dachte daran, was sie alles durchgemacht hatte, um dorthin zu gelangen, wo sie heute war, und spürte
Wut in sich aufkommen. Für wen hielt Rufus sich eigentlich? Was gab ihm das Recht, einfach zu erwarten, wofür andere Leute sehr hart arbeiten mussten?
Sie starrte den Mann an, den sie in ein paar Monaten heiraten sollte, und spürte, wie ihr die Realität plötzlich ins Gesicht schrie. Das so genannte normale Leben mit Rufus, nach dem sie sich hier in England sehnte, gab es nicht. Es war bloß ein Traum. Trotz all seiner Versuche, sie vom Gegenteil zu überzeugen, wollte Rufus eigentlich nur berühmt sein. Er wollte, dass Hollywood auf ihn aufmerksam wurde und er weiterhin Woche für Woche in allen Klatschspalten auftauchte – alles Dinge, die sie überhaupt nicht mehr brauchte.
Clemmie starrte Rufus an und wusste, dass ihre Welt gerade zusammenbrach. Sie wusste auch, dass sie nicht das Recht hatte, Rufus davon abzuhalten, seinen Traum zu verfolgen, aber was war mit ihren eigenen Träumen? Rufus’ Kinderwunsch war eine Lüge. Das erkannte sie jetzt deutlich. Er hatte gelogen, um sie zu beruhigen und seine Karrierepläne vor ihr zu verbergen.
»Ich will nicht der nächste James Bond sein, falls du das gedacht hast«, jammerte Rufus nun. »Das war nur
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