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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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Fürchterlicheres vorstellen, als Gil in Appleton Manor zu heiraten. Das wäre einfach … völlig falsch. Sie schob die Terrassentür auf und schnappte ein wenig frische Luft. Ihr Blick blieb an dem majestätischen Haus in der Ferne hängen.
    Wie war sie nur wieder hier gelandet? Sie war mit zehn Pfund in der Tasche, einem alten Rucksack und einem Haufen Probleme fortgelaufen. Und jetzt war sie wieder da – in einer stabilen Beziehung, finanziell abgesichert und mit einem Leben, um das die meisten Menschen sie beneiden würden. Doch sie war auch wieder dort, wo ihre ganze perfekte Welt mit einem Mal zum Einsturz gebracht werden konnte. Sie ertrug den Gedanken nicht, Gil zu
verletzen, denn sie schuldete ihm viel. Er war freundlich und loyal und hatte sie aufgenommen, als sie wirklich auf dem Tiefpunkt war. Die meisten Männer wären schnellstens in die andere Richtung gerannt, nachdem sie ihre Geschichte gehört hatten, aber Gil hatte ihre Sorgen sanft ignoriert und sie unter seine Fittiche genommen.
    Sophie fühlte sich schuldig, dass sie ihm bis jetzt nicht die Wahrheit gestanden hatte. Es hatte viele Gelegenheiten dazu gegeben, aber irgendwie hatte sie sich nie dazu durchringen können. Aus Angst, alles zu verlieren, was sie sich in den letzten fünf Jahren aufgebaut hatte, war sie zu einem nervösen Wrack geworden. Gil hatte sich so auf den Umzug hierher gefreut. Sie war allerdings immer noch wütend, dass er den Auftrag angenommen und das Haus hier gemietet hatte, ohne sie zu fragen. Sie wusste, dass er es als Überraschung geplant und angenommen hatte, sie würde vor Freude über den fantastischen Auftrag in die Luft springen. Sie hatte sich auch mit ihm gefreut … nur wieder hier zu sein war schwer. Wenn es irgendwo anders gewesen wäre …
    Da hörte sie leichte Schritte auf den Küchenfliesen, die Sophie daran erinnerten, dass ihre Rückkehr auch Konsequenzen für andere hatte, nicht nur für sie. Sie bückte sich und breitete die Arme aus, damit Ruby sich hineinwerfen konnte. Dann vergrub sie das Gesicht in dem süss duftenden Haar ihrer Tochter. Ihr Herz floss vor Liebe fast über, und ihr einziger Gedanke war, wie sie Ruby beschützen und ihr Sicherheit geben konnte.
    Die fünfjährige Ruby hatte das gleiche blonde Haar, das in weichen Locken ihr Gesicht umrahmte, sie hatte die gleichen feinen Züge und die gleiche sommersprossige Nase. Der einzige Unterschied war, dass Ruby große blaue und Sophie mandelförmige braune Augen hatte.
    »Maaaama!« Ruby riss sich los und hielt ihr ein Blatt
Papier entgegen. »Das bist du, das bin ich, und das ist Daddy!«
    Sophie blickte auf das Kindergekritzel und musste ein Grinsen unterdrücken. Sie selbst war dürr wie ein Stöckchen abgebildet, mit einem lächelnden Mund und einem großen Busen – ha! Gil hatte hellgelbe Haare und ein ziemlich unaufälliges dunkelrotes Hemd an. Sophie umarmte Ruby wieder.
    »Das gefällt Gil sicher.«
    »Das ist nicht Gil, das ist Daddy!«, beschwerte Ruby sich. »Mein echter Daddy!«
    Sophies Magen krampfte sich zusammen. Sie hatte sich vor Kurzem entschieden, Ruby zu sagen, dass Gil nicht ihr wirklicher Vater war, weil Gil darauf bestanden hatte. Er war sehr streng religiös aufgewachsen und fand es nicht richtig, Ruby anzulügen. Sophie hatte zögernd zugestimmt.
    Jetzt strich sie der Tochter übers Haar und dachte, dass ihr trotziger Gesichtausdruck sie an jemanden erinnerte. Das brachte sie leicht aus der Fassung.
    »Er hat ein rotes Hemd an … denn das ist seine Lieblingsfarbe. Und er hat gelbe Haare wie du und ich.«
    Sophie nahm sie fest in die Arme, als sie spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen sackte. Woher hatten Kinder bloß diese unheimliche Fähigkeit, immer den Nagel auf den Kopf zu treffen? Wamm – einfach so. Ruby konnte nicht wissen, wie sehr sie ihrem Vater ähnelte. Dann drehte sie das Blatt Papier um und schnappte nach Luft.
    »O mein Gott, Ruby, woher hast du dieses Blatt?«
    »Gefunden.« Die Kleine war ganz Unschuld. »Ist das schlimm?«
    »Nein, Schatz, aber … das ist der Penthouseplan aus Gils Mappe. Kein Wunder, dass er es nicht finden konnte.« Sophie setzte Ruby auf den Boden. »Ich sage einfach, er
hätte es dir aus Versehen gegeben, okay? Du weißt, Mammi findet lügen gar nicht gut, aber ich will nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst, ja?«
    Ruby nickte todernst. Ihre Augen sahen sie aber verräterisch und schelmisch an.
    Dann ging Sophie schuldbewusst zu Gil ins Büro. Es war nicht das erste

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