Den schnapp ich mir Roman
Haarfarbe und Ihre braunen Augen.« Die Frau unterdrückte einen Seufzer. Es war Freitagabend, und sie hatte damit gerechnet, ziemlich rasch eine der Kreationen zu verkaufen, da die Kleider ja vom Bräutigam handverlesen worden waren. Die Braut brauchte sich nur für eines zu entscheiden. Aber jetzt waren sie schon mehrere Stunden damit beschäftigt und noch keinen Schritt weiter.
»Mummy, du siehst sooo schön aus!«, rief Ruby und umarmte die Beine der Mutter in dem eleganten Kleid.
»Du auch, meine Süße.« Sophie kniete sich in einer Wolke aus heller Seide nieder. Die Kleine wirkte tatsächlich zauberhaft. Sie trug ein schmal geschnittenes Kleid mit einer breiten Schärpe in einem tiefen Rubinrot und sah einfach süß aus. Sophie erkannte, dass sie genug gezögert hatte und dass die Hochzeit mit Gil unvermeidlich war, weil die Dinge mit Tristan nun mal so standen. Sie beschloss, ihre fünfjährige Tochter entscheiden zu lassen.
»Findest du das hier am schönsten?«
Ruby nickte. In Wirklichkeit wollte sie einfach nur nach Hause und mit ihren Barbiepuppen spielen, aber ihr gefiel der glänzende Stoff. Sie zerrte an dem Rock, während Sophie der Verkäuferin die erlösende Entscheidung mitteilte.
»Mummy, werde ich meinen echten Daddy bald kennen lernen?«
»Wie bitte?« Ruby blinzelte die Tochter erschrocken an. Die Verkäuferin verkniff sich gerade noch ein schadenfrohes Lächeln und hing das Kleid diskret zurück auf die Stange.
Ruby wiederholte die Frage. »Meinen echten Daddy. Ich möchte ihn kennen lernen.«
Sophie war wie vor den Kopf gestoßen. »Wie kommst du denn darauf?«
Ruby zuckte die Achseln.
Sophie ignorierte den penetranten Blick der Verkäuferin und starrte ihre Tochter an. Was in aller Welt konnte sie darauf antworten?
Tristan hatte seinen Schmerz an mehreren Leinwänden ausgelassen und beschloss, ein wenig frische Luft zu schnappen. Ihm fiel ein, dass er schon tagelang nicht mit Will
geredet hatte, und war auch neugierig, wie sich die Situation mit Claudette und Tessa entwickelte. Er wollte ihn zu einer Partie Squash auffordern und konnte Will auch überreden, sich von seinem Aktenstapel zu lösen. Sie fuhren also ins Fitnessstudio im nächsten Ort.
»Gott, ich bin völlig aus der Übung«, keuchte Will, als er schon wieder einen Ball verpasst hatte.
Tristan wischte sich an einem Handtuch die Stirn ab. »Ich auch. Seit wann sind wir denn so alt und knorzig geworden?« Er trug ein gelbes Polohemd zu roten Shorts und wirkte sehr modisch. Nicht, dass sein Aussehen sein Spiel auch nur annähernd verbessert hätte. Dauernd stolperte er über die eigenen Füße.
»Sprich für dich, kleiner Bruder.«
Will schlug heftig auf den Ball ein und lachte, weil Tristan schon wieder auf sein Hinterteil gefallen war. Will war schlichter gekleidet. Er trug ein blaues T-Shirt und RugbyShorts, aber seine behaarten Schenkel und die breiten Schultern lösten viele bewundernde Blicke hinter der Glasscheibe aus.
Tristan stand wieder auf und jagte den Ball kreuz und quer über den Platz. Will musste sich strecken. Doch sofort entschuldigte er sich: »Tut mir leid! Ich finde allmählich meine Schlagkraft wieder. Pass auf!« Er juchzte auf, als er einen sehr schwierigen Ball erwischte. Dann sah er Will von der Seite her an. »Was läuft eigentlich zwischen Tessa und dir?«
»Tessa und mir?« Will war so überrascht, dass er einen sehr leichten Ball verpasste und stürzte. Beim Aufstehen mied er Tristans Blick und staubte sich nur rasch ab »Da läuft nichts zwischen Tessa und mir. Warum die Frage?« Als er sah, wie Tristan ihn anblickte, erkannte er, dass dieser über den Kuss Bescheid wusste. »Scheiße, sie hat dir von dem Kuss erzählt.«
»Nur rein zufällig«, antwortete Tristan rasch.
Will schleuderte den Ball hart an die Wand und fühlte sich nun völlig schutzlos. »Vermutlich hasst sie mich deswegen.«
»Ich glaube nicht, dass sie das Wort hassen benutzt hat«, keuchte Tristan und fragte sich, ob man mit dreißig noch Asthma entwickeln konnte. Er beugte sich vor und versuchte Luft zu bekommen.
Wills Mund verzog sich zu einer grimmigen Linie. So war das also? Er fühlte sich wie ein Idiot, weil er zu hoffen gewagt hatte, dass Tessa von ebenso aufstörenden Gedanken heimgesucht worden wäre wie er. Er hatte an nichts anderes gedacht als an sie. Das hatte seine Arbeit beeinträchtigt, seine Konzentration auf die Hotelpläne, und an manchen Tagen konnte er kaum wie ein normaler Mensch
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