Den schnapp ich mir Roman
nur der Schnee fiel sacht vom Himmel, deckte ihre Mäntel ein und machte ihre Haare zuerst weiß, dann feucht. Aus der Ferne hörte man Kinder, die am Dorfrand Schlitten fuhren.
Ungeschickt hielt Milly Freddie ein eingewickeltes Päckchen entgegen. »Das ist für dich … Es gefällt dir vielleicht nicht … Vermutlich hätte ich dir besser Handschuhe gekauft …«
»Für mich? Ach, das war doch nicht nötig«, scherzte er und riss das Papier ab. Dann öffnete er das Kästchen und sperrte die Augen auf. »O mein Gott, das war wirklich nicht nötig … Es sieht furchtbar teuer aus, Milly.« Sofort nahm er eines seiner ledernen Armbänder ab und legte das silberne um. »Ah … ist das schön … und so cool!«
Milly fühlte sich sehr dumm. Sie hatten nicht besprochen, ob sie sich gegenseitig etwas schenken würden, und jetzt bereute sie, Freddie etwas so Teures gekauft zu haben. Ihr sank das Herz, bis er den Mantel öffnete und um sie schlug. Sie schmiegte sich dichter an ihn, als sie seine Körperwärme spürte. Was hatte das zu bedeuten? Warum waren sie plötzlich so intim? Wo er sie doch bloß freundschaftlich betrachtete? So war er eben immer – er berührte sie wie ein Liebhaber, und dann wich er wieder zurück, als fühlte er sich schuldig. Was zum Teufel dachte er sich dabei?
Milly sah Freddie mit zusammenkniffenen Augen an und merkte, dass der Junge jetzt verlegen wirkte. Wenn sie ihn nicht so toll gefunden hätte, wäre sie schon lange vor Frustration ausgerastet.
»Du, es tut mir wirklich leid, dass ich dir nichts gekauft
habe.« Freddie stöhnte und wickelte seinen Mantel enger um sie. Seine Wimpern lagen auf den Wangenknochen, und er sah aus, als sammelte er allen Mut, um etwas zu sagen. »Also … ich habe dir ein Gedicht geschrieben. Ich weiß, dass du Lyrik magst, und wollte es dir schenken. Aber es war wirklich Scheiße, daher habe ich es zusammengeknüllt und …«
»Du hast ein Gedicht für mich geschrieben?« In Milly flackerte Hoffnung auf: Freunde schrieben einander keine Gedichte …
»Ich habe dir ein schlechtes Gedicht geschrieben«, berichtigte er.
Milly fiel fast in Ohnmacht, als Freddie plötzlich seinen Mantel losließ und mit kalten Händen ihr Gesicht umfasste.
»Ich wollte dir etwas sagen«, murmelte er. Seine dunkelblauen Augen wanderten suchend über ihr Gesicht, ehe sie mit begehrlichem Blick auf ihren Lippen landeten. »Es ging um die verbotene Liebe zu einem Mädchen, auf das ich für einen Freund aufpassen sollte. Jemand, den ich wie meine eigene kleine Schwester betrachtet habe, in die ich mich aber ver…«
Milly schluckte und sah nur noch, wie sich Schneeflocken in seinen Wimpern festsetzten.
»Ich habe so getan, als wäre es nicht so, weil ich glaubte, das gehört sich nicht.« Freddie fuhr sanft mit dem Daumen über ihre bebenden Lippen. »Aber ich konnte mich nicht dagegen wehren, mich in sie zu verlieben, weil sie so lustig ist, so wunderbar … und sie trägt immer diese extrakurzen Röckchen, damit man ihre fabelhaften Beine bewundern kann …«
»Ja?«, hauchte Milly, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Sie zitterte in ihrem Minirock und den Strümpfen, aber in ihrem Bauch tummelten sich die heißesten
Fünkchen wie bei einem Feuerwerk. Wenn Freddie nicht bald etwas tat, dann würde sie so uncool sein und sich ihm an den Hals werfen.
»Küss mich … bitte, bitte küss mich«, flehte sie stumm.
»Und dann habe ich mit deinem Bruder geredet, und er hat mir seinen Segen gegeben.«
Milly blinzelte ihn an. »Du hast mit David geredet?«
Freddie nickte. »Vielleicht war es, weil er so scharf auf Alicia ist, aber er sagte, er könnte kaum glücklicher sein. Und daher kann ich das jetzt endlich tun …« Damit beugte er sich vor und presste seine Lippen auf ihren Mund. Sie fühlten sich weich und kühl an, aber seine Zunge, die sich forschend in ihren Mund drängte, war brennend heiß.
Milly klammerte sich an ihn und küsste ihn leidenschaftlich zurück. Ihr war schwindlig vor Glück, denn sie merkte sofort, dass all ihre Mädchenträume, Freddie zu knutschen, im Vergleich zur Realität nichts waren. Zwischen ihren Beinen zuckte und hüpfte es, als Freddies Hand unter ihren Pullover glitt und ihren Rücken streichelte.
»Ich will mir nur die Hände aufwärmen«, murmelte er lächelnd, ehe er sie erneut küsste. Dann fegte er mit der Nasenspitze eine Schneeflocke von ihrer Stupsnase, löste zögernd seine Hand von ihrem Rücken und zog einen Zettel
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