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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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aus Häusern holen, die einstürzen. Du kannst Kinder zu den Versorgungsstationen führen, damit sie zu essen bekommen. Du kannst helfen, Adam. Du kannst uns beim Wiederaufbau unseres Landes helfen.«
    Ich glaube ihm nicht. Warum sollten die Menschen, die vorher versucht haben, mich mundtot zu machen, jetzt plötzlich meine Hilfe wollen?
    »Warum habt ihr so lange gebraucht, mich aufzuspüren? Ich trage einen Chip. Ihr hättet mich also jederzeit finden können.«
    »Wir mussten erst das Informationsnetz im Land wieder aufbauen. Die Software, das ganze System. Wir hatten zwar die Drohnen, aber wir konnten nicht mit ihnen kommunizieren. Jetzt können wir es. Wir haben auch Telefone – ein Basisnetz ist wiederhergestellt und in Betrieb genommen. Wir fügen die Dinge neu zusammen, so wie früher, doch wir brauchen Menschen wie dich.«
    »Ich möchte den Menschen ja helfen, natürlich, aber –«
    »Du musst nicht mehr länger so leben wie jetzt«, redet er weiter, als ob ich gar nichts gesagt hätte. »Du musst nicht mehr weiter so hausen, wie dieser Haufen hier, in Kälte und Dreck, als ob du ein Barbar wärst. Deine Kinder müssen nicht länger Hunger leiden und frieren. Sie müssen nicht mehr krank sein.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es gibt Orte mit Strom, Wärme, Essen, Medizin.«
    »In England?«
    »In England, Schottland, Wales. Es gibt noch Inseln der Zivilisation. Enklaven. Für die, die mitwirken können.«
    »Städte?«
    Er zuckt die Schultern. »Teile von Städten, Gebäude, Landsitze, Bauernhöfe. Orte, an denen man vorgesorgt, für die Zukunft geplant hat. Mit Windrädern, soliden Brennstofföfen, Solarkollektoren. Einige sind intakt geblieben. Andere wurden repariert.«
    Er lächelt und wirft seine leere Flasche ins Feuer.
    »Es wird ein harter Winter werden, Adam. Der härteste seit 2011.«
    Ich weiß, dass er Recht hat. Es gibt mindestens drei Menschen im Lager, die den Frühling wohl nicht mehr erleben werden. Ich denke an Marty und Luke und an Mia und Sarah, an die letzten zwei Jahre, die wir mit Mühe überstanden haben.
    Inseln der Zivilisation.
    Der Gedanke, in einem Haus zu leben, im Warmen und Trockenen, tut geradezu weh.
    »Was müsste ich tun?«
    Saul schlägt mir seine Hand auf den Rücken, als wäre es schon beschlossene Sache.
    »Spiel deinen Part, mein Freund. Spiel deinen Part. Wir bauen das Fundament für eine neue Gesellschaft, in der Intuition und Wissenschaft Hand in Hand gehen. Altes und Neues. Menschen, die etwas Besonderes haben, Menschen wie du, die missverstanden wurden – wir wollen dich verstehen.«
    Fähig. Missverstanden. Verstehen.
    Ich weiß, dass er seine Worte sorgfältig wählt, die Sätze zielgerichtet formuliert. Ich spüre, dass er die richtigen Fäden zieht, und das gefällt mir nicht. Doch es sind warmherzige Worte. Sie tun mir gut.
    »Sprich mit Sarah drüber«, sagt er ganz ruhig. »Sprich jetzt sofort mit ihr. Und dann komm zurück und sag mir, was sie davon hält.«
    »Sie schläft bestimmt schon. Ich will sie nicht aufwecken.«
    »Dann besprich es gleich morgen mit ihr. Ich werde noch da sein.«
    Ich male mir aus, wie er die ganze Nacht dasitzt. Auf meine Antwort wartet.
    Und nur ein Ja wird ihn zufriedenstellen.

SARAH
    Ich höre ihn, noch bevor ich ihn sehe, die Zweige knacken unter seinen Stiefeln.
    »Was wollten sie von dir?«
    Ich habe vor Angst einen Knoten im Bauch.
    »Sie wollen, dass ich ihnen helfe, dass ich der Regierung helfe.«
    »Wieso du?«
    »Wegen meiner … Fähigkeit. Ich sehe, wo Gefahr droht, und kann die Menschen rechtzeitig warnen. So wie ich es vor der großen Katastrophe getan habe.«
    »Aber das sind dieselben Leute, die damals versucht haben, dich aufzuhalten, Adam. Warum der plötzliche Sinneswandel?«
    »Ich nehme an, sie begreifen jetzt einfach, dass ich nützlich sein kann. Sie sehen mich als Führer.«
    Für mich klingt das nach Schwachsinn.
    »Ich trau ihnen nicht«, sage ich.
    »Ich auch nicht«, antwortet er. »Aber sie sagen, wir können mitkommen, an einen Ort, wo es warm und trocken ist, wo sie Ärzte und Strom haben, alles, was wir zwei Jahre entbehren mussten. Du willst dich doch irgendwo niederlassen, Sarah. Du willst doch einen sicheren Ort für Marty und Luke, für Mia und das Baby. Das könnte unsere Chance sein.«
    »Ich dachte, wir hätten das alles hier gefunden.«
    »Hier leben wir immer noch in einem Zelt im Wald, oder? Was Saul beschreibt, ist etwas anderes. Es bedeutet zurück in die Zivilisation. Du kannst

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