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Den Tod vor Augen - Numbers 2

Den Tod vor Augen - Numbers 2

Titel: Den Tod vor Augen - Numbers 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Schlüssel. Er bewahrt ihn hinter meinem Foto auf. Ich nehme ihn und stelle das Bild zurück. Verzweifelt möchte ich das Foto festhalten, es mitnehmen, aber wenn irgendwas anders ist, irgendwas nicht an seinem Platz steht, wird Er es merken und Fragen stellen. Das darf ich nicht riskieren. Ich muss vorsichtig sein.
    Der Schlüssel passt ins Schubladenschloss. Sein Geld liegt in der oberen. Es sind drei Bündel mit Scheinen, jeweils mit einem Gummi zusammengerollt. Soll ich alles nehmen und hoffen, dass Er heute Nacht oder morgen früh nicht nachschaut? Meine Hand schwebt über der geöffneten Schublade. Schließlich nehme ich eines, das Bündel ganz hinten, damit es, wenn Er die Schublade öffnet, aussieht, als wäre alles normal. Nur wenn Er sie ganz herauszieht, wird Er merken, dass etwas nicht stimmt.
    Ich stecke das Bündel in meine Tasche, drücke die Schublade wieder zu, schließe sie ab und lege den Schlüssel zurück hinter mein Foto.
    »Tschüss«, sage ich zu dem Mädchen auf dem Foto. Dann schließe ich die Tür zum Arbeitszimmer und laufe nach oben. Ich stecke das Geld in das Reißverschlussfach meiner Schultasche und gehe noch einmal sämtliche Dinge durch.
    Ja, alles ist da. Ich bin bereit.

ADAM
    »Sucht euch einen Partner und setzt euch jeder an eine Seite des Tischs, so dass ihr euch anseht. Wir machen Sechzig-Minuten-Porträts. Auf geht’s. Sucht euch jemanden aus!«
    Ich bin natürlich wieder in der Schule. Als ich nicht nach Hause komme, ruft Oma die Polizei an und meldet mich als vermisst. Ich hätte nie gedacht, dass sie das tun würde. Sie finden mich am andern Morgen, bringen mich aufs Revier, nehmen meine Fingerabdrücke, fotografieren mich, machen einen DNA-Abstrich im Mund und dann verpassen sie mir über eine kurze Spritze in den Nacken einen Chip. Bevor ich überhaupt merke, was passiert, ist es schon geschehen.
    »Scheiße, was soll das? Lassen Sie mich los, verdammt noch mal!« Aber es ist zu spät. Ich habe ihn jetzt in mir, ein winziger Mikrochip, der jedem, der will, Auskunft über mich gibt.
    »Das dürfen Sie nicht. Ich hab nichts getan!«
    »Du wurdest vermisst gemeldet. Und du bist unter achtzehn. Jetzt kannst du nicht mehr so einfach weglaufen. Wir finden dich überall.«
    Als Oma kommt, um mich abzuholen, spreche ich nicht mit ihr. Ich kann sie nicht einmal ansehen. Im Bus versucht sie, Frieden zu schließen.
    »Wir haben beide die Beherrschung verloren und Dinge gesagt, die man nicht sagen sollte, aber das ist kein Grund, abzuhauen. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Ich wusste nicht, wo du steckst. Wir müssen doch zusammenhalten, Adam. Wir haben ja nur uns beide …«
    Wir haben nur uns. Stimmt, aber ich will sie nicht. Sie ist nicht meine Mum. Ich kenne sie kaum, und was ich von ihr weiß, mag ich nicht.
    »Soll ich dir sagen, was sie mit mir gemacht haben?«
    »Wer?«
    »Die Polizei. Soll ich dir sagen, was sie gemacht haben? Sie haben meine DNA genommen, Oma. Sie haben mir einen Chip eingesetzt. Nur weil sie mich erwischt haben. Weil du mich als vermisst gemeldet hast.«
    »Wirklich? Das tut mir leid, Adam. Ich wusste nicht, dass sie das tun würden. Aber es spielt doch keine Rolle, solange du dich aus allem raushältst.«
    »So was machen sie mit Hunden, Oma.«
    »Sie machen es bei jedem. Arbeiten sich Stück für Stück voran. Irgendwann hättest du sowieso einen Chip bekommen, jetzt bist du nur ein bisschen früher dran.«
    Ich presse die Lippen zusammen, damit ich nicht noch mehr sage, und drehe den Kopf Richtung Fenster. Es hat keinen Sinn, mit ihr zu reden, einfach keinen Sinn. Sie kapiert es nicht.
    Ich gehe wieder zur Schule, weil es dort besser ist als bei ihr zu Hause.
    Lautes Stühlescharren ertönt, als die Leute ihre Plätze tauschen und sich zurechtsetzen. Ich stehe auf, bereit, mich umzusetzen, aber niemand sucht Blickkontakt zu mir. Niemand will mich als Partner. Am anderen Ende des Klassenraums steht ein Mädchen allein: Es ist das Mädchen mit den aschblonden Haaren. Sarah.
    »Okay, ihr zwei, sucht euch einen Tisch.«
    Sarah sieht zu mir auf und es ist, als ob sie Messer durch den Raum werfen würde. Ihr Blick ist so feindselig, so ganz und gar voller Hass. Nein, nicht ganz und gar, denn da ist noch etwas, was ich schon vorher gesehen habe – Angst. Was immer sie über mich weiß oder zu wissen glaubt, es muss schlimm sein. Wirklich schlimm.
    »Nicht mit ihm, Miss«, sagt sie. »Lassen Sie mich nicht mit ihm zusammensitzen.«
    Die Lehrerin

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