Denen man nicht vergibt
hat?«
Weldon sah aus, als würde er sich gleich übergeben, aber er schaffte es, sich zu beherrschen. Er holte tief Luft.
»Nein, wir wissen überhaupt nichts«, sagte Delion. »Passen Sie auf, Weldon, da hat jemand vier Menschen in San Francisco ermordet. Sie haben diesen Schwachkopf Milton angeheuert, Nick während der Trauerfeier umzulegen, weil sie Sie in der Kirche gesehen hat. Und dann ist da noch Pasadena. Also, in Fällen wie diesen bin ich doch echt froh, dass wir hier in Kalifornien die Todesstrafe haben. Sie kommen auf den Stuhl, Weldon, so viel ist sicher.«
Die Augen des Mannes waren fast glasig vor Schmerzen. Er umklammerte schluchzend seinen Fuß und flehte: »Nein, so hören Sie mir doch zu. Ich könnte niemanden umbringen. Ich bin nicht so.«
Savich sagte: »Bitte erklären Sie uns doch, wieso Sie versucht haben, Ihren Vater umzubringen. Diesmal bitte aber so, dass wir’s auch verstehen können.«
Weldons Stimme war jetzt ganz leise, so leise wie auf dem Video. Er hatte sich wieder unter Kontrolle, schien auch die Schmerzen in seinem Fuß einigermaßen ertragen zu können. »Ich kann nicht. Es steht zu viel auf dem Spiel für mich.«
»Das ist kein sehr guter Anfang, Weldon«, mahnte Dane.
Weldon ließ den Kopf sinken und stöhnte vor Schmerzen.
Delion schnaubte verächtlich, erhob sich und stemmte die Hände in die Hüften. »Sherlock hat übers Handy ’nen Doktor für Sie aufgetrieben. Also los, gehen wir zurück zum Parkplatz. Detective Flynn und ich werden Ihnen helfen.«
Weldon DeLoach versuchte, allein aufzustehen, sank jedoch wimmernd zurück. Flynn und Delion zerrten ihn hoch und schleppten ihn zum Seniorenheim zurück.
Dr. Randolph Winston, ein Geriatrist, erwartete sie bereits am Vordereingang, um sich den Fuß anzusehen. Er hatte eine dunkle Augenbraue hochgezogen. »Eine Frau hat ihn in den Fuß geschossen? Hier in Lakeview?« Als Detective Flynn darauf lediglich mit den Schultern zuckte, wanderte seine Augenbraue noch ein Stück höher.
»Keiner der Senioren, die ich hier behandle, wurde je in den Fuß geschossen. Wir schaffen ihn besser ins Krankenhaus.«
Dane nickte. »Wir kommen nach. Wir haben eine Menge mit Mr. DeLoach zu bereden.«
31
Delion und Flynn lasen den beiden Beamten, die zum Schutz von Captain DeLoach abgestellt gewesen waren, erst mal kräftig die Leviten, und dann fuhren sie mit Weldon ins Krankenhaus. Die anderen besuchten Captain DeLoach.
Es schien jedoch, als wäre Captain DeLoach wieder einmal weggetreten. Oder vielleicht tat er ja nur so. Wenn ja, dann war es eine brillante schauspielerische Leistung.
Er summte immer noch Eleanor Rigby vor sich hin. Schwester Carla sagte kopfschüttelnd: »Muss wohl daran liegen, dass sein Sohn versucht hat, ihn umzubringen - das ging über sein Fassungsvermögen, fürchte ich. Ich war im Lauf des Vormittags mehrmals bei ihm, und er war jedes Mal klar, aber jetzt nicht mehr. Armer alter Mann. Wie würde es Ihnen gefallen, wenn ihr eigener Sohn versuchen würde, Sie umzubringen?«
Nick trat ein wenig von Captain DeLoach zurück und sagte
leise: »Irgendwas stimmt hier nicht. Als Weldon mit im Zimmer war, nannte er seinen Vater ein Ungeheuer. Er sagte, er müsse dem Ganzen ein Ende machen. Aber Captain DeLoach hatte überhaupt keine Angst. Er hat Weldon sogar noch provoziert.«
Savich trat an den Rollstuhl des alten Mannes, der immer noch sinnlos vor sich hinsummte.
»Captain DeLoach? Wir kennen uns. Ich bin Dillon Savich. Ich bin vom FBI.«
Langsam hörte der alte Mann auf, vor sich hin zu summen, und hob die Augen zu Savichs Gesicht. Dann hob er langsam die Hand und salutierte.
Savich erwiderte den Salut.
»Vor dem Mädel da hab ich auch salutiert«, sagte Captain DeLoach mit Singsang-Stimme. »Ich fand’s seltsam, einem Mädel salutieren zu müssen, aber ich hab’s gemacht. Aus Respekt vor dem Federal Bureau of Investigation, wissen Sie? Typisch für die heutige Zeit, dass das FBI jetzt auch Frauen aufnimmt. Ich wollte immer zum FBI, hab’s aber nicht geschafft. Und jetzt stellt sich heraus, dass sie gar kein Bulle ist, bloß eine Obdachlose, zumindest behauptet das Weldon. He, is’ die kleine Rothaarige auch bei der Polizei?«
»O ja. Sie ist sogar eine ausgezeichnete FBI-Agentin.«
Der alte Mann grinste sie an und salutierte. Sherlock salutierte nicht zurück, sondern winkte ihm lediglich mit den Fingern zu. Er stieß ein trockenes, rasselndes Lachen aus und schüttelte den Kopf. »Dieses Mädel
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