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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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östlich vom Seniorenheim erhob. Er raste gegen eine Kiefer. Dicker schwarzer Rauch quoll unter der Motorhaube hervor, und dann war es still.
    Sie sah, wie er Winterkleidung aus dem Wagen riss und dann im Wald verschwand.
    »Halt!«
    Nick rannte hinter ihm her, die SIG in der Hand. Da merkte sie erst, dass sie gar nichts angezogen hatte. Sie war nur in Pulli und Jeans nach draußen gelaufen.
    Aber das war ihr egal. Sie würde jetzt nicht aufgeben, auf gar keinen Fall. Dieser Wahnsinn musste ein Ende haben, und sie war die Einzige, die etwas tun konnte. Sonst war nie-
    mand da. Sie hörte ihn vorne laut krachend durchs Unterholz brechen. Wie weit vorn? Fünf Meter? Drei Meter?
    Vor ihrem inneren Auge tauchte das Gesicht von Vater Michael Joseph auf, ein wunderschönes, offenes, humorvolles, kluges Gesicht. Er lachte gerade über etwas, das er ihr über King Edward erzählt hatte. Und wegen Weldon würde jetzt niemand mehr dieses Lächeln sehen, dieses Lachen hören können. Er war Dane so ähnlich und doch so anders, aber nicht in den Dingen, auf die es ankam. Beide setzten für andere Menschen alles aufs Spiel, beide hatten ein sehr starkes Ehrgefühl. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie Dane nie wieder loslassen wollte.
    Weldon musste dicht vor ihr sein. Moment, sie hörte ihn nicht mehr, kein Knacken von Ästen, kein Keuchen. War er hingefallen? Oder lauerte er ihr irgendwo auf?
    Bevor sie reagieren konnte, schlang sich ein Arm um ihren Hals und zerrte sie nach hinten. Mit der anderen Hand umklammerte er ihren Arm und versuchte, ihr die Pistole zu entwinden. Nein, die würde sie sich auf keinen Fall abnehmen lassen. Sie zog und zerrte und wand sich wie ein Aal, doch der Griff um ihren Hals wurde nur enger. »Verdammt noch mal, seien Sie still. Lassen Sie die Waffe fallen. Sofort!«
    Nick brüllte aus Leibeskräften, bäumte sich wild auf und rammte ihm den Ellbogen in die Magengrube. Er schrie auf, und sein Griff lockerte sich ein wenig. Da riss sie ihren Pistolenarm nach unten und feuerte. Sie traf ihn in den Fuß.
    Er brüllte auf und ließ sie los. Dann hüpfte er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einem Bein herum und versuchte, den verletzten Fuß zu umklammern.
    Sherlock, Savich und Dane sahen sein Tänzchen, sahen Nick mit hängender Pistole keuchend daneben stehen, den Blick unverwandt auf Weldon DeLoach gerichtet. Flynn und Delion schlossen zu ihnen auf.
    »Mensch, Nick«, sagte Dane, der sie als Erster erreichte.

    Sie wandte sich um und schaute mit kreidebleichem Gesicht zu ihm auf. Da vergaß er sämtliche Verwünschungen, die ihm auf der Zunge lagen, und schloss sie in die Arme. »Ach, verdammt, Nick«, seufzte er. »Schau dich doch an, du frierst dich ja zu Tode, du kleiner Dummkopf.«
    »Nein, tue ich nicht«, widersprach sie, den Kopf an seine Schulter gepresst. »Pass auf deinen Arm auf, Dane.«
    »Mein Arm? Du machst dir Sorgen um meinen blöden Arm?« Er musste lachen, er konnte nicht anders. Dann sah er, wie Flynn und Delion Weldon DeLoach zu Boden drückten. Flynn zog dem Mann den Schuh aus und wickelte seinen Parka um dessen blutenden Fuß.
    Flynn blickte grinsend auf. »Gratuliere, Dr. Campion, Sie haben den Mistkerl geschnappt. Ein Schuss in den Fuß ist zwar nicht gerade das, was sie einem auf der Polizeiakademie beibringen, aber wer wäre ich, an einem Erfolg rumzumäkeln. Okay, Weldon, Klappe jetzt.«
    »Ihr wisst es also«, sagte sie.
    »Ja«, antwortete Dane, »wir kennen deinen Namen, aber das ist im Moment nicht wichtig.«
    »Das tut weh, verdammt noch mal!«
    »Das glaube ich gern, Bürschchen«, sagte Flynn, der neben Weldon in die Knie ging. Er schaute ihm ins Gesicht und verlas ihm seine Rechte.
    »Nein, ich brauche keinen Anwalt. Ich habe überhaupt nichts getan. Sie müssen mir zuhören.«
    Savich, der über ihm stand, sagte ruhig: »Jetzt wollen Sie also überhaupt nichts getan haben, wie?«
    »Ich habe diese Script-Morde nicht begangen! Klar, die Ideen waren von mir, aber das war für die Serie. Ich hatte nichts mit diesen Morden zu tun. Sie sind einfach schrecklich. Ich weiß nicht, wer dahinter steckt. Vielleicht jemand aus dem Studio, jemand, der an der Serie mitgearbeitet hat. Aber wer das sein soll, weiß ich nicht.«
    Sherlock sagte: »Ich verstehe. Das hat also alles gar nichts damit zu tun, dass Sie andauernd versuchen, Ihren Vater ins Jenseits zu befördern?«
    »Großer Gott, nein. Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, was er mir mein Leben lang angetan

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