Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter

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lassen, hm? Wieso nicht?«
    Captain DeLoach grinste wie ein Pavian. »Klar bin ich zäh, was man von dir nicht behaupten kann, wenn man dich so anschaut, du kleiner Pisser. Ich hab nichts gesagt, weil ich dich noch ein bisschen zappeln lassen wollte, Junge. Ich wollte, dass du dich wunderst, dass du dich fragst, wann ich sie nun endlich platzen lasse, und dass du so richtig Schiss kriegst. Seinen Vater zu bedrohen, ihm Angst einjagen wollen - Todesangst -, also das ist nicht nett, das weißt du genau. Und du hast mich einfach hier am Boden rumliegen lassen, mit ’ner Platzwunde am Kopf.«
    »Halt’s Maul. Ich höre mir von dir keine Beschimpfungen mehr an, Alter. Aus und vorbei.«
    »Ich bin immer noch dein Vater, du feiger Bettnässer. Mein Gott, ich kann’s nicht fassen, dass du wirklich von mir abstammst, obwohl, deine Mutter war schwach, hat andauernd rumgejammert, so wie du. Und dann starb sie, und es gab nur noch dich und mich, aber du warst nicht stark, du warst kein Mann, du warst genauso wie sie. Und dann, nach der High School bist du einfach auf und davon. Hast geglaubt, du wärst mir entwischt. Na, ich hatte dich sowieso bis obenhin satt. War froh, dass du weg warst.
    Aber ich hab dich im Auge behalten, Junge. Immerhin warst du der Einzige, der Bescheid wusste. Ich wollte sicher sein, dass du’s niemandem erzählst. Und jetzt willst du deinen eigenen Vater umbringen.«
    »Sei still! Halt doch endlich die Klappe. Ich kann deine Drohungen und deine Lügen nicht mehr hören. Ich schick dich in die Hölle, wo du hingehörst.«
    Weldon schwieg einen Moment und sagte dann: »Nicht zu fassen, dass du immer noch nicht abgekratzt bist.« Er griff in seine Tasche.
    Nick sagte: »Nein, Weldon, Sie werden Ihrem Vater nichts tun. Zurück mit Ihnen.«
    Weldon DeLoach fuhr erschrocken herum und starrte entsetzt in die Mündung einer SIG Sauer, und diese SIG Sauer lag in der Hand der Obdachlosen, die er im Fernsehen gesehen hatte. Was, zum Teufel, machte sie hier? Er richtete sich vorsichtig auf und trat einen Schritt zurück.
    Der alte Mann lachte keuchend und rieb sich die arthritischen Hände. »Das ist meine persönliche Leibwächterin, Weldon. Du dachtest, es wären bloß zwei Bullen da. Angeschmiert! Sie hat sich hier postiert, hier in meinem Zimmer. Na, was hältst du von diesen Titten? Ganz schön scharf, was? Du musst salutieren, Weldon, sie ist vom FBI.«
    Weldon trat nach dem Rollstuhl seines Vaters, verfehlte ihn jedoch und brüllte: »Du dämlicher Idiot, sie ist kein Bul le. Sie ist eine Pennerin, eine Obdachlose, die zufällig was gesehen hat, das den Mörder in Gefahr bringen könnte.«
    »Was hat sie denn gesehen, Weldon?«
    »Den Mörder, gleich nachdem er diesen Priester in San Francisco umgebracht hat.«
    »He, denkt sie etwa, das wärst du gewesen?«
    Weldon war auch heute hellblond und tief gebräunt. Seine Augen waren hellblau. Nick fiel es schwer, das Alter von Leuten zu schätzen, aber sie fand, er sah mindestens wie Anfang vierzig aus. War das eine künstliche Bräune? Kontaktlinsen? Oder war das sein wirkliches Aussehen? Nick konnte beim besten Willen nicht sagen, ob das der Mann war, den sie in der Kirche gesehen hatte. Vielleicht, wenn er die Verkleidung wieder anzog, aber sie wusste, dass sie als Zeugin vor Gericht nicht viel taugen würde. Sie hielt die Pistole möglichst ruhig auf ihn gerichtet. Sie wusste, dass sie ihn irgendwie überwältigen musste, dass sie erst wieder ruhig würde atmen und denken können, wenn er in Handschellen wäre. Sie hatte Angst, fast so viel Angst wie an dem Abend ihrer Konfrontation mit Senator Rothman.
    Dennoch, sie musste es versuchen. Sie sagte: »Um ganz genau zu sein, Weldon, ja, ich habe Sie gesehen.« Sie fuhr fort, schaute diesmal jedoch den alten Mann an. »Sir, ich habe Weldon in der Kirche gesehen, kurz nach dem Mord an Vater Michael Joseph. Und er hat noch mehr Leute umgebracht. Er schreibt Drehbücher fürs Fernsehen, und dann mordet er nach diesen Drehbüchern. Ich bedauere, Sir, aber Ihr Sohn ist ein sehr böser Mann.«
    Captain DeLoach sagte: »He, das meinen Sie wirklich ernst, wie? Nein, das ist doch albern. Weldon ist ein feiger Pisser. Kein Rückrat, der Junge. Sind Sie wirklich ’ne Pennerin? Na so was, dann muss ich Sie ja nicht bezahlen, oder? Sie erwarten nichts von mir, weil Sie ja gar nicht bei der Polizei sind, nicht?«
    »Genau, meine Dienste sind völlig umsonst«, sagte Nick und schaute den grinsenden, äußerst