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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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klebte. Jawoll, meine Hände haben ausgesehen wie ’ne Landkarte.«
    »Ich weiß, dass Sie Sheriff waren«, sagte Dane, »aber hatten Sie denn so oft Blut an den Händen?«
    »Nicht bloß an meinen Händen, Agent. Da war immer so viel Blut, das hat sich richtig in den Hautfalten festgesetzt und wollte nicht mehr weg. Egal, wie fest ich sie geschrubbt hab, ich bekam nie alles weg. Und dann, eines Tages, hab ich meine Hände angeschaut, und sie haben mir gefallen, wie sie sind. Hat mich immer daran erinnert, wie viel Spaß ich hatte.«
    Nick trat an den Rollstuhl, beugte sich vor, stützte die Hände beiderseits auf die Reifen und sagte, das Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt: »Sie haben Leute umgebracht, nicht wahr, Sir?«
    »Aber sicher habe ich das, junge Dame. Ich war der Sheriff. «
    »Nein, nicht nur als Sheriff. Sie haben Leute umgebracht. Es hat Ihnen Spaß gemacht. Sie mochten gern ihr Blut an Ihren Händen. Und man hat Sie nie erwischt. Und das ist es, was Weldon unter allen Umständen geheim halten will. Er will nicht, dass Sie über Ihre Vergangenheit reden.«
    »Ganz schön clever, Mädchen. Nein, natürlich hat man mich nie erwischt. Ich mag zwar jetzt alt sein, aber blöd bin ich deswegen noch lange nicht. Es war kinderleicht. Einmal hatten sie sogar ein Bild von mir, aber sie sind mir nicht mal
    ansatzweise nahe gekommen. So gut war ich.« Er hob die Hand und schnippte mit zwei dürren, knotigen Fingern. »Ich bin jetzt siebenundachtzig. Meinen Sie, es macht mir was aus, wenn es jetzt alle Welt erfährt? Teufel, hab ich nicht etwas Aufmerksamkeit, ja, Ruhm verdient? Was könnt ihr schon machen? Mich vor Gericht bringen? Mich zum Tode verurteilen? So, wie ich mich dieser Tage fühle, bei all dem Blut, das ich spucke, stehe ich sowieso schon mit einem Bein im Grab. Nein, in meinem Alter und mit Krebs, da setzen die mich nicht mehr auf den Stuhl. Sie glauben also, ich bin senil, he? Dann hören Sie sich das an.« Und der alte Mann begann wieder den Beatles-Song zu summen, und als er das Entsetzen auf ihren Gesichtern sah, brach er in keuchendes Gelächter aus.
    Nick sagte: »Und Weldon wollte nicht, dass Sie das jemandem erzählen, stimmt’s?«
    »Ja. Er meint, ich würde sein Leben ruinieren. Er wollte nicht, dass die Leute erfahren, dass sein Vater ein Serienkiller war. Weldon hatte immer Schiss vor mir. Hat sich fast in die Hosen gemacht, als er rausfand, was ich trieb, aber er hat den Mund gehalten, besonders nachdem ich ihm androhte, ich würde ihn mit dem Kopf nach unten an einen Baum nageln und ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Hat nie auch nur ’nen Pieps gesagt.«
    Dane war es, der jetzt langsam sagte: »Ich weiß noch, bei meinem ersten Besuch in der Mordkommission in San Francisco, nach dem Mord an meinem Bruder, da sagte Inspektor Delion, sie hätten rausgefunden, dass die Kugel, mit der mein Bruder getötet wurde, aus einer ähnlichen oder identischen Waffe stammte wie die des Zodiac-Killers.«
    Captain DeLoach lachte abermals und pfiff eine Melodie, die keiner kannte. »Ich bin beeindruckt, Agent. Hab damals über den Mann gelesen, und das hat mich eigentlich erst auf gewisse Ideen gebracht, wissen Sie? Ich wollte besser sein als

    er. Das Mindeste, was ich tun konnte, war, dieselbe Waffe zu benutzen wie er. Eine wunderbare Waffe - meine achtziger JC Higgins.«
    Captain DeLoach seufzte und rieb seine welken Hände. »Nee, nee, ich bin nicht der Zodiac-Killer. Ich war ein bisschen simpler gestrickt als der. Aber mir gefiel sein Stil. Ist das nicht toll? Was für ein Name. Die Presse lässt sich doch immer die besten Namen einfallen, nicht wahr. Wenn ich ein bisschen offener mit meiner Arbeit gewesen wäre, hätten sie mir vielleicht auch einen schönen Namen verpasst.«
    Der alte Mann runzelte die Stirn, starrte ins Leere und sagte: »He, glauben Sie, er läuft immer noch irgendwo da draußen rum? Vielleicht ist er ja in einem Altersheim, so wie ich. Vielleicht sogar hier, was meinen Sie?«
    Niemand sagte etwas, alle warteten.
    Captain DeLoach sang wieder ein wenig, dann sagte er plötzlich mit scharfer Stimme: »Der Typ, den ihr sucht, hat bestimmt nicht meine Knarre genommen. Nee, nee, meine hab ich gut versteckt. Ich sag euch auch gerne, wo.« Er grinste die Versammelten freundlich an.
    Dane sagte: »Weldon weiß es. Er muss es wissen.«
    Savich sagte zum dritten Mal: »Sagen Sie uns, warum Ihr Sohn Sie umbringen wollte.«
    Der alte Mann lachte, schmatzte

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