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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Bresche. »Vielleicht kann sie uns ja wirklich helfen, falls Mrs. Striker nicht mit uns reden will.« Seine unausgesprochene Botschaft, eine Botschaft, die Delion sehr schnell mitbekam, lautete, dass Mrs. Jones sehr leicht wieder verschwinden könnte, wenn sie sie jetzt aus den Augen ließen.
    Delion sagte leise zu Dane: »Wenn das hier ’ne FBI-Sache wäre, würden Sie sie dann mitzockeln lassen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Na klar, da lachen ja die Hühner.« Mit einem Seufzer sagte er zu Nick: »Also gut, Mrs. Jones, aber wirklich bloß ausnahmsweise. Dane, Sie sind mir für sie verantwortlich.«
    »Selbstverständlich.«
    »He, Moment mal. Bevor wir losgehen, sollte Mrs. Jones noch mit der Zeichnerin arbeiten, bevor sie wieder alles vergisst.«
    Eine Stunde später hielt Jenny Butler, eine der beiden Polizeizeichner, ihren Block zur Begutachtung hoch.
    »Ist er das, Mrs. Jones?«, fragte Delion.
    Nick nickte langsam. »So gut es geht, jedenfalls. Wird’s was nützen?«
    »Das werden wir sehen. Danke, Jenny. Wie geht’s Tommy?«
    »Prächtig, Vince. Je älter er wird, desto schwerer ist er zu bändigen.« An Dane und Nick gewandt, fügte sie hinzu: »Tommy ist mein Mann. Bis dann, Vince.«
    »Danke. Mrs. Jones, diese Zeichnung wird in allen Zeitungen und Nachrichten erscheinen, aber Sie werden natürlich mit keinem Wort erwähnt.«
    Delion schnappte sich sein Jackett und stürmte zur Tür hinaus, Nick und Dane dicht auf seinen Fersen.
    Fünfzehn Minuten später parkte er seinen Dienstwagen am Bordstein in der Dickers Street, nur einen Block von der gesuchten Adresse entfernt.
    Die drei blieben einen Moment stehen und starrten zu dem alten viktorianischen Herrenhaus hinauf, in dem Valerie Striker wohnte.
    Delion blickte Mrs. Jones an - eine Obdachlose, die ihnen einen falschen Namen genannt hatte - und sagte: »Na toll. Da hab ich einen FBI-Fritzen und eine Zivilistin an den Hacken kleben, um ’ne mögliche Zeugin zu befragen. Echt toll.«
    »Er bellt nur«, sagte Dane verschwörerisch zu Nick.
    Sie sahen zu, wie Delion die sechs Stufen zum eleganten Eingang des in vier verschiedenen Grüntönen gehaltenen Herrenhauses hinaufkeuchte und sich dann zu ihnen umdrehte. »Also los, Leute, Schluss mit dem Geschwätz. Mal sehen, was Valerie uns zu sagen hat.«
    »Wirklich beeindruckend«, bemerkte Dane und berührte vorsichtig einen der drei limonengrünen Wasserspeier, die über dem Türsturz auf sie heruntergrinsten. »Die Geschäfte müssen ja ziemlich gut laufen.«
    »Ich hab mit einem Inspektor von der Sitte gesprochen, und der meinte, dass hier acht Damen wohnen. Alles sehr diskret, sehr respektabel, nicht mal die Nachbarn wissen Bescheid, glaube ich. Es gibt einen Hintereingang, und der wird auch benutzt.«
    Delion klingelte bei 4B. »Es gibt vier Apartments auf jedem Stockwerk.«
    Keine Antwort.
    Er klingelte erneut.
    Nichts.
    »Ist noch ganz schön früh«, meinte Dane. »Wahrscheinlich schläft sie noch.«
    »Tja, dann hat sie Pech gehabt, denn wir sind ihr Weckdienst.« Delion presste den Daumen auf die Klingel und ließ ihn dort.
    Drei Minuten später klingelte er bei 4C.
    »Ja? Was kann ich für Sie tun?«
    »Sehr höflich, sehr diskret«, sagte Delion aus dem Mundwinkel, und an die Sprechanlage gewandt: »Ich bin Inspektor Vincent Delion von der SFPD. Ich weiß, ich hab Sie aufgeweckt, aber ich bin bei der Polizei, und wir müssen mit Ihnen reden. Wir wollen Sie nicht hochnehmen oder so was. Wir sind nicht hier, um Ihnen irgendwelche Schwierigkeiten zu machen. Wir müssen bloß mit Ihnen reden.«
    Kurze Pause, dann summte der Türöffner.
    Der Eingangsbereich war sehr altmodisch, sehr viktorianisch, überall flauschiger roter Teppichboden. Wirklich höchst exklusiv.
    Dane warf einen Blick auf Nick Jones. Ein faszinierter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. War wohl das erste Mal, dass sie eine Stätte des Lasters betrat. Er eigentlich auch, wenn er recht überlegte. Die Geschäfte müssen wirklich äußerst gut gehen, dachte er, während er mit der Hand über den kunstvoll geschnitzten Pfosten des Treppengeländers strich.
    Sie gingen die Treppe hinauf und wandten sich dann nach rechts. Auch hier war überall dicker roter Teppichboden. Die breiten Korridore waren mit Holz getäfelt, und an den Wänden hingen bildschöne Aquarelle, auf denen die Bucht und Umgebung zu sehen waren.
    Eine Frau in einem hübschen schwarzen Kimono stand in der offenen Tür von 4C. Sie war jung und hatte dichtes, glänzendes

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