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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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tot sein, nicht sie. Wenn ich doch bloß dageblieben wäre und auf die Polizei gewartet hätte, dann wäre mir vielleicht noch eingefallen, dass ich Valerie Striker gesehen hatte und vielleicht hätte der Mord an ihr dann noch verhindert werden können.
    Es war alles ihre Schuld.

8
    »Sie kann unmöglich im Obdachlosenheim bleiben«, sagte Dane. »Habt ihr hier irgendwo eine Dienstwohnung, wo ihr sie unterbringen könnt? Wo sie in Sicherheit ist?«
    »Sicher haben wir«, meinte Delion lakonisch, »aber ich glaube kaum, dass der Lieutenant einer Unterbringung zustimmen wird. Sie ist schließlich nicht in unmittelbarer Gefahr.«
    »Mist. Natürlich ist sie das, Delion. Wenn der Typ seine Beschreibung sieht - und das wird er -, wird er versuchen, rauszukriegen, wer ihn gesehen hat, weil er genau weiß, dass diese Person ihn identifizieren kann, falls man ihn erwischt. Im Obdachlosenheim säße sie glatt auf dem Präsentierteller.«
    »Wenn sie uns doch bloß ihren richtigen Namen und ihre Adresse sagen würde, dann könnten wir die Kleine nach Hause schicken.«
    Dane blickte hinüber zur Küchenzeile, in der Mrs. Nick Jones stand und mit einem Teebeutel in einem Becher mit heißem Wasser herumrührte. Die Ärmel ihres zerschlissenen roten Pullis reichten ihr fast bis zu den Fingerspitzen. Auf ihren Wangen waren sogar jetzt noch Tränenspuren zu erkennen.
    »Hören Sie, Dane«, sagte Delion geduldig, »Sie sind doch auch ein Bulle. Sie ist schließlich keine minderjährige Ausreißerin, und das heißt, sie ist vor jemandem oder etwas auf der Flucht. Sehen Sie, wie viele Pullis sie anhat? Vielleicht versteckt sie darunter Einstiche.
    Vielleicht trägt sie sie aber auch nur, um sich warm zu halten. Wie auch immer, es ist höchst bedauerlich, denn unsere Mrs. Jones scheint ganz schön was im Köpfchen zu haben. Sie kann sich ausdrücken. Sie ist gebildet. Pech, dass sie aus-gerechnet an dem Abend in der Kirche sein musste, vorausgesetzt, ihre Geschichte stimmt.«
    Dane sagte nichts, starrte weiterhin zu Nick Jones hinüber. »Sie hat schöne, regelmäßige Zähne«, meinte er dann. »Sehr gepflegt.«
    »Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Und das bedeutet, dass sie sich noch nicht allzu lange auf der Straße rumtreibt. Zwei, drei Wochen höchstens, schätze ich. Noch keinen Monat, da wette ich. Sie stinkt nicht, und ihre Sachen stehen auch noch nicht vor Dreck.«
    »Stimmt.«
    »Also gut, Dane, ich werde den Lieutenant fragen. Also, wir haben vier Morde, die wahrscheinlich alle von demselben Scheißer verübt wurden. Wir haben ’ne ziemlich gute Beschreibung von ihm. Jetzt müssen wir bloß noch sein Motiv rausfinden.«
    »Na ja, die ersten drei hat er wohl geplant - die alte Frau, den Schwulenaktivisten und am Ende meinen Bruder. Valerie Striker war bloß zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Ja, und sobald wir das Motiv haben, haben wir ihn. Kommen Sie, gehen wir zum Chief und erzählen ihm das mit Valerie Striker. Hätte auch einer ihrer Kavaliere sein können.«
    »Das glauben Sie doch wohl selber nicht.«
    »Nein, glaube ich auch nicht.«
    »Wenn der Gerichtsmediziner den Tod auf Sonntagnacht datiert, wissen wir mit achtundneunzigprozentiger Sicherheit, dass sie von demselben Mann getötet wurde«, sagte Dane. »Gehen Sie zum Chief, ich unterhalte mich noch ein bisschen mehr mit Mrs. Jones.«
    »Wissen Sie, ich hab mich schon immer gefragt, warum die Leute sich nicht ein paar einfallsreichere Decknamen einfallen lassen können. Jones, meine Fresse.«
    »Aber Nick ist ihr richtiger Vorname«, sagte Dane grüblerisch. »Aber für Nicole steht er nicht.«
    »Das haben Sie also auch schon gemerkt, wie?«
    »O ja. Ich frage mich, wie ihr ganzer Vorname lautet.«
    Kurz darauf schlenderte Dane in die kleine Küche. Der jämmerliche Donut war verschwunden. Endlich weggeschmissen? Oder hatte Mrs. Jones einen solchen Hunger, dass sie ihn gegessen hatte? Na, hoffentlich nicht. Das Ding hatte ausgesehen, als wäre es noch vom Kreuzzug Edwards des Ersten übrig geblieben.
    »Möchten Sie ein paar Erdnüsse? Inspektor Delion sagt, das ist hier das bevorzugte Pausenfutter.«
    »Aber ich habe gerade gesehen, wie ein Mann sich einen Donut genommen hat, der aussah, als wäre er letzte Woche schon verschieden.«
    Sie hatte ihn nicht gegessen. Gut.
    »Na, wenigstens gibt’s gleich im Haus einen Notarzt. Erdnüsse?«
    Sie schüttelte den Kopf und rührte weiter mit ihrem Teebeutel.
    »Der ist doch schon fast schwarz.«
    »Ich mag

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