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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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weiter schwierig war. »Wir haben viel zu besprechen, Mrs. - Moment mal, wir wissen ja noch nicht mal Ihren Namen.«
    Sie sah ihn an, wobei sie langsam blinzelte. »Mein Name ist Jones.«
    »Jones«, wiederholte Delion langsam. »Und wie lautet Ihr Vorname, Mrs. Jones?«
    »Nick.«
    »Nick Jones. Also Nicole?«
    Sie nickte, aber Dane glaubte, dass sie log. Was war hier los? Wurde sie von der Polizei gesucht? In einer anderen Stadt oder vielleicht sogar hier in San Francisco? Vielleicht hatte Michael ihr ja deshalb helfen wollen. Michael hatte schon immer ein Gespür für Menschen in Not gehabt, und er hatte auch immer schon helfen wollen. Er musterte sie mit einem langen Blick, sagte aber nichts.
    »Wissen Sie, Mrs. Jones«, sagte Delion gedehnt, »ich könnte Sie verhaften, Ihre Fingerabdrücke weitergeben und sehen, was dabei rauskommt.«
    »Ja«, sagte sie, »das glaube ich Ihnen gern.«
    Sie war eine gute Pokerspielerin, fand Dane.
    Delion gab als Erster nach. »Nein, das lassen wir mal besser. Keine Fragen mehr über Ihre Vergangenheit oder Ihre derzeitige Situation, versprochen. Aber jetzt sagen Sie, Mrs. Jones, kannten Sie sonst noch jemanden aus Vater Michael Josephs Bekanntenkreis?«
    Nick nickte. »Ja, da war noch eine Frau, der er helfen wollte. Ihr Name ist Valerie Striker. Ich glaube, sie ist eine Prostituierte. Sie war in der Kirche, als ich reinkam. Hat bloß vorbeigeschaut, um Vater Michael Joseph Hallo zu sagen. Ich weiß noch, dass sie ungefähr fünf Minuten, bevor der Mann kam, ging.«
    Delion sagte: »Mist. Wetten, dass er sie gesehen hat?«
    »Möglich wär’s«, meinte Dane.
    »Haben Sie sie gesehen, als sie aus der Kirche rannten, Mrs. Jones?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Valerie Striker«, sagte Delion und kritzelte den Namen in sein Notizbuch. »Die werden wir uns mal ansehen. Vielleicht hat sie ja was gesehen.«
    »Oder vielleicht hat er sie gesehen«, meinte Nick. »Lieber Gott, ich hoffe nicht.«

7
    Nick sagte: »Mein aufrichtiges Beileid zum Tod Ihres Bruders, Mr. Carver.«
    Dane hatte die Hände im Schoß gefaltet. »Danke«, sagte er, ohne aufzublicken. Nach einem Moment meinte er: »Sie sagten, Sie und mein Bruder wären Freunde gewesen. Wie nahe standen Sie einander?«
    »Wie gesagt, wir haben uns erst vor zwei Wochen kennen gelernt. Vater Michael Joseph kam ein, zwei Tage nach meiner Ankunft im Obdachlosenheim vorbei. Wir kamen ins Gespräch. Sprachen vor allem übers Mittelalter. Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf kamen, um ganz ehrlich zu sein. Vater Michael Joseph war sehr nett und sehr belesen. Wir redeten, und es stellte sich heraus, dass ihn vor allem König Edward der Erste von England faszinierte, besonders der letzte Kreuzzug ins Heilige Land, der zum Caesareischen Bund führte.« Sie zuckte bescheiden mit den Schultern, aber Dane ließ sich davon nicht täuschen. Wer war diese Frau?
    »Er hat mich auf einen Kaffee ins Wicked Toe eingeladen, ein kleines Café, unweit der Mason Street. Es war ihm egal, wie ich aussehe oder was die Leute denken - nicht dass ich in der Gegend sonderlich aufgefallen wäre.«
    Sie schaute Dane eine ganze Weile an, dann brach sie erneut in Tränen aus.
    Dane sagte diesmal nichts, konnte gar nichts sagen, denn seine Kehle war wie zugeschnürt. Er hätte selbst am liebsten geweint, aber das ließ er nicht zu, nicht hier. Alles, was er tun konnte, war warten, bis sie mit dem Schluchzen aufhörte.
    Als sie sich schließlich beruhigt hatte, sagte er: »Hat mein Bruder Ihnen irgendwas zur Aufbewahrung gegeben?«
    »Mir? Nein, nein das hat er nicht. Wieso?«
    »Zu schade.«
    Da kam Delion wieder herein und sagte: »Valerie Striker wohnt in der Dickers Avenue. Also, ich zieh los. Wollen Sie mitkommen, Dane?«
    Nick war sofort auf den Beinen. »Bitte, bitte, lassen Sie mich mitkommen. Ich habe Valerie kennen gelernt, sie ist so schön und unheimlich nett. Sie war unglücklich, wusste nicht mehr aus noch ein. Da war so ein Mann, der sie bedrohte. Bitte, lassen Sie mich mitkommen. Vielleicht ist sie ja eher bereit, mit Ihnen zu reden, wenn ich dabei bin.«
    »Das hier ist eine Sache der Polizei, Ma’am. Verdammt, Sie sind Zivilistin, ich kann Sie doch nicht einfach -«
    »Bitte«, sagte Nick und packte Delion am Hemdsärmel. »Das wäre wichtig für mich, bitte, Inspektor. Ich werde Ihnen auch bestimmt nicht im Weg stehen. Und ich sage auch kein Wort, aber -«
    »Ich gehöre eigentlich auch nicht dazu, Delion«, warf sich Dane überraschend in die

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