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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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riss sie mit dem Rücken an sich. »Das müssen wir noch mal probieren. Ziemlich clever, diese Drehung. Wo haben Sie das denn gelernt?«
    Sie keuchte, rang nach Luft, ließ den Kopf hängen, aber sagte nichts. Dane war geduldig; er hatte gelernt, geduldig zu sein. Schließlich sagte er: »Haben Sie Angst, dass ein Bild von Ihnen in der Zeitung oder im Fernsehen erscheinen könnte?«
    »Noch ein Wort, eine Frage und ich bin weg - glauben Sie mir. Sie haben kein Recht, mich auszuhorchen, überhaupt kein Recht. Schluss damit, Agent Carver. Schluss damit.«
    Er wollte nicht, wusste aber, dass ihm im Moment nichts anderes übrig blieb. Sie brauchten sie. Dane seufzte. »Im Leben wird einem aber auch gar nichts geschenkt. Warum können Sie nicht ’ne einfache Verkäuferin, irgendwo in der Unterwäscheabteilung bei Macy’s sein? Was ganz Normales?«
    »Ich war was ganz Normales«, sagte sie, und als sie merkte, dass ihr gegen ihren Willen etwas entschlüpft war, presste sie grimmig die Lippen zusammen.
    »Ach ja? Vielleicht Immobilienmaklerin? Oder irgendwas bei der Werbung? Vielleicht waren Sie ja verheiratet, und Ihr Mann hat Sie verprügelt? Na gut, kein Wort mehr.«
    »Das glauben Sie doch wohl selber nicht. Sie können sich ja kaum halten vor Neugier. Mir reicht’s.«
    Sie senkte den Kopf und biss ihn fest in die Hand.
    Dane schrie laut auf, er konnte nicht anders. In der Nähe standen ein halbes Dutzend Leute herum, die meisten davon Cops. Sie war eine Pennerin. Keine Frage, wer hier der Gute war. Ein Polizist packte sie bei den Haaren und riss ihren Kopf hoch.
    Der Beamte sagte: »Es blutet nicht, aber viel hat nicht gefehlt. Brauchen Sie Hilfe?«
    »Ja, hätten Sie ein paar Handschellen für mich?«
    Der Polizist händigte sie ihm aus, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen, ihn nach seiner Marke zu fragen. Dane wusste, dass es nicht daran lag, dass der Mann nachlässig war. Er, Dane, sah aus wie ein Cop. Er zog ihre Arme nach hinten und fesselte sie mit den Handschellen auf den Rücken. »So, das hätten wir«, sagte er, »jetzt sind meine Extremitäten nicht mehr gefährdet. Danke, äh, Officer Gordon. Ich werde die Handschellen bei Inspektor Delion oben im vierten Stock hinterlegen.«
    »Geht klar. Aber passen Sie auf bei diesen Leuten. Und lassen Sie Ihre Hand untersuchen, man weiß nie, was die für Keime mit sich rumschleppen.«
    »Danke, das werde ich.«
    Er hörte kaum, wie Nick »Bastard« hervorstieß, weil sie die Zähne so fest aufeinander presste.
    »Ich bin kein Bastard. Ich habe einen guten Stammbaum. Also, was sollen wir jetzt mit Ihnen machen?«
    »Lassen Sie mich gehen. Ich komme wieder, ich schwör’s.«
    »Nein, hören Sie auf damit, Mrs. Jones. Sie stehen jetzt unter meinem Schutz, ich bin Ihr ganz persönlicher Leibwächter, wenn Sie so wollen. Also hören Sie auf damit, in Ordnung?«
    Während er das sagte, drehte er sie um, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Sie hatte ein paar Sommersprossen auf der Nase, die ihm erst jetzt auffielen, weil sie so blass war. Aber was er vor allem sah und was er hasste, war, wie besiegt sie war. Vollkommen am Boden zerstört, wie es schien.
    Er ergriff sie bei den Oberarmen und schüttelte sie leicht. »Hören Sie zu. Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen jemand etwas tut, das verspreche ich.«
    »Sie sehen ihm so ähnlich.«
    »Ja, ich weiß, aber mein Bruder und ich waren unterschiedlich, verstehen Sie? Nicht in allen Dingen, aber in vielen.«
    »Vielleicht doch nicht«, sagte sie. »Er hat mir auch versprochen, dass er nicht zulassen würde, dass mir jemand was tut.« Sie biss sich auf die Lippe. »Aber jetzt ist er tot. Mein Gott, ich bin doch nicht etwa schuld an seinem Tod?«
    Sie stand da, die Arme hinter dem Rücken gefesselt, und Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    »Nein«, sagte Dane. »Sie sind nicht schuld an seinem Tod. Eines weiß ich nämlich ganz sicher - der Mord an Michael hatte nicht das Geringste mit Ihnen zu tun, glauben Sie mir.«
    »Ach du liebe Güte«, sagte Delion und kam schlitternd zum Stehen. »Das hat mir gerade noch gefehlt.«

9
    »Welche Größe haben Sie?«
    »Ich brauche keine neuen Sachen. Hören Sie zu, Agent Carver, so wie ich bin, ist es für mich in Ordnung. Ich muss so bleiben, verstehen Sie?«
    »Mit dem, was Sie jetzt anhaben, fallen Sie viel mehr auf, als wenn Sie was ganz Normales tragen. Das hier ist ein ganz gewöhnlicher und preiswerter Laden, hat Inspektor Bates gesagt. Sie sagt, hier könnten wir ganz

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