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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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normale Sachen kaufen, wie sie jeder anhat. Also machen Sie mir nicht noch mehr Schwierigkeiten, Mrs. Jones. Ich bin so müde, ich könnte im Stehen einschlafen, gleich dort, an dieses Taxischild gelehnt. Und ich weiß ganz genau, dass ich unbedingt Ihre Hilfe brauche. Sie sollten das hier nicht als einen Gefallen betrachten, den Sie der Polizei erweisen, sondern meinem Bruder, dem Mann, den Sie mochten und bewunderten. Ich brauche Ihre Hilfe bei der Ergreifung dieses Killers, Mrs. Jones, bitte.«
    Er merkte, dass er endlich zu ihr durchgedrungen war. Er hatte ihr Schuldgefühle eingeredet, hatte ihr klar gemacht, wie furchtbar egoistisch es von ihr wäre, jetzt einfach wegzulaufen. Sie wollte dieses Monster erwischen, das seinen Bruder ermordet hatte. Gut. Alles, was funktionierte, war gut. Er hatte lange genug gebraucht. Vielleicht schlug sie sich dann ja auch den Gedanken, an seinem Tod schuld zu sein, aus dem Kopf.
    Und was noch besser war, es war die reine Wahrheit. Er brauchte sie wirklich.
    »Also gut, dann kaufen wir eben ein paar ganz billige Sachen.«
    »Und dann noch ein paar bessere.«
    »Ich dachte, Sie wären so müde.«
    »Bin ich auch. Aber ich wohne in einem guten Hotel, im Bennington, gleich am Union Square. Und ich möchte nicht auffallen. Mit ’ner Pennerin am Arm würde mich jeder für einen Perversen halten.«
    »Sie würden auf jeden Fall denken, dass Sie nicht allzu viel Geld haben.«
    Dane wusste nicht, wo das jetzt herkam, aber er grinste.
    Dreißig Minuten später tauchten sie aus dem Rag Bag wieder auf, einem Secondhandladen an der Ecke Taylor und Post, nicht weit vom Bennington Hotel. Natürlich war in San Francisco nichts sonderlich weit von egal was entfernt. Jetzt war sie stolze Besitzerin einer anständigen Jeans, einer weißen Bluse und eines marineblauen V-Pullovers. Die Wollmütze war weg, das Haar streng hinten zusammengebunden.
    Als sie das Bennington betraten, bedachte sie niemand, weder ein Gast noch einer der Hotelangestellten, mit schiefen Blicken. Sobald sie in Danes Zimmer im vierten Stock waren, sagte er: »Sie sehen immer noch nicht aus, als ob Sie ganz auf dem Posten wären, aber immerhin schon besser, viel besser. Möchten Sie zuerst duschen oder erst ein frühes Abendessen?«
    Sie entschied sich für das Abendessen, was Dane keineswegs überraschte. Als es zwanzig Minuten später eintraf, winkte er sie an den kleinen runden Tisch mit den zwei Stühlen, auf dem der Kellner das bestellte Essen abgestellt hatte.
    Sie sagte: »Ich sehe prima aus. Keiner hat mir auch nur einen Blick geschenkt. Ich werde einfach diese Sachen anbehalten, bis ihr den Kerl geschnappt habt. Das reicht völlig.«
    »Ach ja? Und dann wieder zurück in die Unterkunft? Oder vielleicht wollen Sie sich ja am Union Square ein paar Pappschachteln zusammensuchen und sich ein Häuschen bauen?«
    »Wie’s gerade kommt.«
    »Ich habe Ihre Pennerklamotten aber zufällig weggeworfen.«
    Sie musterte ihn mit einem langen, ausdruckslosen Blick. »Ich wünschte, das hätten Sie nicht getan. Sie waren alles, was ich hatte.«
    »Wenn das hier vorbei ist, werden Sie nicht wieder ins Obdachlosenheim gehen.« Er biss von seinem Sandwich mit Tomate und Salat ab und sagte, sie nachdenklich betrachtend: »Aber das hatten Sie ja sowieso nicht vor, stimmt’s? Sie wollen von hier verschwinden, sobald das hier vorbei ist, richtig?«
    Sie blickte weder hoch, noch hörte sie auf, ihre Pommes langsam und gründlich kauend zu verspeisen. Sie waren gerade richtig, schön braun und knusprig, so wie sie sie am liebsten mochte.
    Sie sagte: »Ja, Sie haben Recht. Wenn ich das hier hinter mir habe, verschwinde ich. Der Südwesten wäre ein gutes Ziel, denke ich. Dort ist es selbst im Winter noch ziemlich warm.«
    »Wenigstens sagen Sie zur Abwechslung mal die Wahrheit. He, wie ich sehe, mögen Sie Pommes.«
    »Ist schon eine Weile her, seit ich welche gegessen habe. Schmecken wundervoll.«
    »Michael mochte Pommes auch sehr gern. Hat behauptet, dann könne er besser Football spielen und dass die Mädchen dann dächten, er benutze ein wirklich gutes Aftershave. Wer weiß?«
    Sie hob den Kopf. »Macht es Ihnen was aus, wenn ich jetzt Ihr Bad benutze?«
    Er nickte, biss erneut in sein Sandwich und sah zu, wie sie sich noch ein Pommes nahm und den Teller dann seufzend von sich schob. Sie sah aus, als wollte sie heulen. »Mensch, die sind so gut, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich wusste gar nicht, dass Vater Michael Joseph Pommes

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