Denen man nicht vergibt
schwarz gewandeter Priester, mit Erzbischof Lugano an der Spitze, eilte heran. Mit einer Stimme, die bis zur California Street reichte, sagte er: »Ich habe eine Cousine bei der DEA. Die ist auch kein Weichei. Gut gemacht, Sir, herzlichen Dank.«
Savich nickte nur. »Dane, wisch Nick das Blut aus den Augen. Mal sehen, ob sie diesen Affen identifizieren kann.«
Dane starrte die lange, schmale Kerbe an, die die Kugel an der Haarlinie direkt über ihrer Schläfe hinterlassen hatte. Noch immer quoll dickes Blut daraus hervor. Er entfernte Sherlocks Taschentuch, holte sein eigenes raus, faltete es zusammen und befahl: »Nick, drücken Sie das ganz fest gegen die Wunde. Der Notarzt kommt gleich.«
»Ich will mir den Kerl noch mal ansehen, Dane.« Sie keuchte noch immer, und ihre Augen blitzten vor Wut, als sie auf den bewusstlosen Mann hinabstarrte, Vater Michael Josephs Mörder. Sie sagte: »Ich saß da und hab Ihnen zugehört, und auf einmal schien das Licht durch das hohe Fenster herein, und ich wusste, jetzt fange ich gleich zu heulen an. Ich habe den Kopf gesenkt; dann, im nächsten Augenblick spürte ich etwas Heißes an meinem Kopf vorbeizischen. Ich blickte auf, und die Sonne strahlte direkt auf diesen Mann. Ich sah, dass er mich anschaute, und da wusste ich’s, ich wusste es einfach.«
Delion war dabei, seine Taschen zu durchsuchen. »Keine Waffe. Na ja, irgendwo muss sie ja sein.« Er rief zwei uniformierte Polizeibeamte herbei, die soeben eingetroffen waren, und befahl ihnen, mit der Suche zu beginnen.
Der Mann stöhnte und versuchte, sich aufzurichten. Ein Polizist packte seinen linken Arm, der andere seinen rechten, dann legten sie ihm Handschellen an und schleiften ihn zu dem am Bordstein wartenden Streifenwagen.
Dane sagte: »Seht bloß all diese Leute. Wie sollen wir da je die Waffe finden?«
»Nun, vielleicht kann ich helfen«, sagte Bischof Koshlap. Er warf den Kopf in den Nacken und brüllte: »Bitte alle herhören. Hier ist irgendwo eine Waffe, die wir unbedingt finden müssen. Bitte helfen Sie unseren Priestern dabei, Suchtrupps zu bilden. Jeder, der gesehen hat, wie dieser Mann auf diese Frau schoss, möge bitte vortreten.«
Dane sah, wie all diese Leute, es waren mindestens vierhundert, ruhig wurden, weil der Bischof ihnen eine Aufgabe erteilt hatte, eine wichtige, sinnvolle Aufgabe. Er sah, wie Erzbischof Lugano mit den Priestern sprach, sah, wie sie die Menge aufteilten und sich an die Arbeit machten. Dane blickte Nick an, runzelte die Stirn, nahm ihr sein Taschentuch aus der Hand und drückte es selbst an ihre Schläfe. »Sie haben nicht direkt auf die Wunde gedrückt«, erklärte er, »und es blutet immer noch. Na, egal, es hat schon fast aufgehört. Ist nicht so schlimm, wie ich zuerst dachte. Gott sei Dank.
Wissen Sie, was, Nick? Mein Bruder hätte sich sicher sehr gefreut über all das.«
Savich sagte zu Delion: »Ich glaube kaum, dass wir die Waffe finden werden. Wenn ich der Schütze gewesen wäre, ich hätte einen Komplizen dort gehabt, dem ich die Waffe gegeben hätte.«
Delion wusste, dass er Recht hatte, aber sie mussten trotzdem suchen. »Ja, ich weiß.« Er hörte das Heulen von Sirenen und sagte zu Nick: »Da kommt der Notarzt. Und ich wette, die Reportermeute ist auch nicht weit. Sie sollten mit den Sanitätern direkt zur Bryant Street zurückfahren. Das Letzte, was wir gebrauchen können, sind Fotos von Ihnen im Chronicle. Wir sehen uns dann dort.«
»Aber Dane, ich muss mit ihm zum Friedhof.«
Dane sage: »Ist schon in Ordnung, Nick. Delion hat Recht. Wenn die Medien Wind von Ihnen bekommen, ist die Hölle los. Wir treffen uns dann später auf dem Polizeirevier.« Er zögerte kurz, dann strich er behutsam mit dem Finger über ihre Wunde. »Tut mir Leid.«
15
Als Delion die Suche abbrach, bildeten sämtliche Trauergäste eine Wagenkolonne, die sich auf dem Weg zum Golden-Gate-Friedhof eine ganze Meile nach hinten staute. Die Sonne schien, obwohl es recht kalt war. Ein starker Geruch nach Meer lag in der Luft. Dane blickte auf die dunkle, frische Erde hinab, die nun das Grab seines Bruders bedeckte, und sagte: »Wir könnten ihn erwischt haben, Michael, hoffentlich weißt du das.« Er stand einen Augenblick da und starrte hinunter auf den Erdhügel, der nun den Leichnam seines Bruders barg. Michael war fort, er würde ihn nie wieder lachen hören, nie wieder hören, wie er von jenem Betrunkenen erzählte, der versucht hatte, die Mitra des Bischofs zu stehlen, und am
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