Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
inspizierte, wie er leise vor sich hin pfiff und mit dem Finger einen besonders tiefen Kratzer auf dem Tisch entlangfuhr.
    Sie hatten dem Mann seinen langen Wollmantel, den Hut und die Handschuhe abgenommen, sodass er nun in einem grauen Sweatshirt und einer zerknitterten schwarzen Hose dasaß. Dane konnte nicht sagen, ob das der Mann war, den Nick ursprünglich beschrieben hatte. Aber er sah, dass er von schmächtiger Statur war, um die Vierzig sein musste und dichte schwarze Haare hatte - genau wie von Nick beschrieben. Und sie hatte ihn schon von weitem erkannt.
    Schließlich hob der Mann den Kopf und stieß unter Schluchzen hervor: »Erst halten Sie mich stundenlang fest, ohne mit mir zu reden, und jetzt hocke ich hier in diesem Loch, überall sind Bullen um mich herum und beglotzen mich. Was wollen Sie von mir? Wieso hat dieser Riesenkerl versucht, mich umzubringen? Ich werde ihn verklagen, ja, das werde ich! Die Hosen wird er runterlassen müssen, jawohl!«
    Sherlock kicherte.
    Sowohl Dane als auch Nick rangen unwillkürlich nach Luft. Das Gesicht des Mannes war sehr weiß, so als wäre er schon lange nicht mehr in der Sonne gewesen. Genau wie Nick gesagt hatte.
    Delion sagte: »Wir haben Sie schon mal gefragt, ob Sie einen Anwalt wollen, und Sie haben abgelehnt. Möchten Sie jetzt vielleicht einen, Mr. -? He, wie heißen Sie eigentlich?«
    Der Mann hob den Kopf, als wolle er Delion hochmütig von oben herab mustern. Er schnüffelte, schluckte und wischte sich dann die Nase am Ärmel ab. »Das wissen Sie doch längst. Sie haben mir ja sofort meine Brieftasche weggenommen und mich dann im Loch verfaulen lassen.«
    »Ihr Name, Sir?«
    »Mein Name ist Milton - Milt McGuffey. Ich brauch keinen Anwalt nich’. Hab überhaupt nix getan. Ich will jetzt gehen.«
    Delion griff über den Tisch, packte den Mann beim Unterarm und schüttelte ihn ein wenig. »Hören Sie gut zu, Mr. McGuffey. Dieser Mann, der Sie überwältigt hat, ist Polizist. Er wollte nur verhindern, dass Sie sich einem Tatort durch Flucht entziehen. Er hat lediglich seine Pflicht getan. Also, Sie sollten mir glauben: ihn zu verklagen wäre das Dümmste, was Sie tun können. Und jetzt erzählen Sie mir doch mal, wieso Sie versucht haben, Nick Jones umzubringen.«
    »Ich hab nie nich’ versucht, eine Nick Jones umzubringen! Sie meinen diese Braut da, die geblutet hat wie ’n Schwein? He, ich bin bloß dagestanden und hab zugehört, und auf einmal bricht die Panik aus, und ich höre, wie sie schreit. Ich wollte bloß raus, also bin ich zur Seitentür gerannt und bin raus. Und dann hat dieser Schläger versucht, mich umzubringen.«
    »Ach so«, sagte Delion. »Also, dann sagen Sie mir doch mal, Milton, was Sie auf Vater Michael Josephs Beerdigung zu suchen hatten. Sind Sie ein Expriester oder so was?«
    Er wischte sich erneut die Nase am Ärmel ab, rieb die Hand an seinem Sweatshirt und brummelte etwas Unverständliches.
    »Hab Sie nicht verstanden, Milton«, sagte Delion laut.
    »Ich mag’s nich’, wenn man mich Milton nennt. Das hat meine Ma immer gesagt, bevor sie mir eine geklatscht hat. Ich hab gesagt, ich mag eben Beerdigungen. So viele Leute, die alle so tun, als hätten Sie den Verblichenen wer weiß wie gemocht.«
    Savich berührte Danes Arm, um ihn am Eingreifen zu hindern. »Ruhig«, sagte er mit seiner tiefen, melodischen Stimme in Danes Ohr, »ganz ruhig.«
    »Ach so ist das«, sagte Delion. »Sie sind also bloß in die Kirche gegangen, wie in ein Kino, was? Egal, welcher Film gerade läuft?«
    »Genau. Und bei Beerdigungen muss man nicht mal Eintritt zahlen. Ich wünschte, es gäb so was wie Popcorn und Cola.«
    »Dann kannten Sie den Hauptdarsteller dieses Films also gar nicht?«
    Milt schüttelte den Kopf. Seine Augen wurden jetzt ganz schnell trocken.
    »Wo wohnen Sie, Mr. McGuffey?«
    »In der Fell Street, Sie wissen schon, im Panhandle.«
    »Sie meinen in der Nähe von Haight Ashbury?«
    »Genau.«
    »Wie langen wohnen Sie da schon, Mr. McGuffey?«
    »Seit zehn Jahren. Ich bin ursprünglich aus Saint Paul, da wohnen meine Leute noch immer. Frieren sich jeden Winter den Arsch ab.«
    »He, meine Ex stammt auch von dort«, sagte Delion täuschend jovial. »Netter Ort. Was machen Sie beruflich?«
    Milton McGuffey senkte den Blick auf seine Hände und brummelte vor sich hin. Das schien bei ihm zur Gewohnheit zu werden.
    »Ich verstehe Sie nicht, Milt.«
    »Ich bin arbeitsunfähig. Leb von der Stütze.«
    »Was fehlt Ihnen denn, Mr.

Weitere Kostenlose Bücher