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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Rothman beugte sich vor und gab Nicola einen Kuss auf die Wange. »Armes Mädchen«, sagte sie. »Das ist ja furchtbar. Es tut mir schrecklich Leid.« Sie strich mit einem Finger über Nicolas Wange.
    »Es war doch nicht deine Schuld, Albia.«
    »Deswegen tut es mir trotzdem Leid, dass es ausgerechnet bei meinem Geburtstagsdinner passieren musste.«
    »Danke.«
    Albia richtete sich wieder auf, trat ans Fenster und blickte zum Lake Michigan hinaus. »Das ist ein sehr hübsches Zimmer. John musste nicht einmal darum bitten. Man hat dich gleich von der Notaufnahme hierher verlegt.« Sie blickte Nicola an, dann wieder weg. Albia war eine sehr taktvolle Person, und jetzt strich sie mit der Hand über die Vorhänge, die zwar weniger hässlich waren als sonst in den Krankenhäusern, aber trotzdem.
    »Ich hatte schon mal eine Lebensmittelvergiftung, Albia. Diesmal war es völlig anders.«
    Albia zog eine schön geschwungene Augenbraue hoch. »Ach ja? Eigenartig. Nun ja, ich nehme an, dass sich solche Dinge ganz unterschiedlich auswirken.«
    »Mir will einfach nicht in den Kopf, was ich gegessen haben könnte, das so eine Wirkung hatte.«
    »Ich verstehe. Du willst der Sache also nachgehen?«
    Das wollte Nicola wahrhaftig, aber sie wusste auch, wann sie auf verlorenem Posten stand. Sie schüttelte den Kopf.
    Albia zog einen Stuhl an Nicolas Bett und setzte sich. Sie schlug die Beine übereinander, sehr hübsche Beine übrigens, in hauchzarten Nylons und zwölf Zentimeter hohen schwarzen Chanel-Pumps.
    »John hat gesagt, dass er dich so bald wie möglich heiraten will. Er hat mich daran erinnert, dass du vor kurzem beinahe überfahren worden wärst, und jetzt das hier. Er möchte dich in Sicherheit wissen, und für einen Mann - für John - bedeutet das, dass du mit ihm unter einem Dach wohnst, sein Bett teilst, dass er sich um dich kümmert. Soweit er da ist, natürlich.«
    Und Nicola sagte ohne Zögern: »Ich weiß nicht, Albia. Ich will im Moment wirklich nichts überstürzen.«
    »Wieso das denn plötzlich? John ist die beste Partie, die sich eine Frau wünschen kann. Und die Frauen stehen Schlange, das kannst du mir glauben - hier und auch in Washington -, und er ist zu allen charmant, aber wollen tut er nur dich. Für mich ist das wie ein Wunder.«
    »Ein Wunder? Wieso?«
    »Weil er Cleo über alles liebte, fast bis zur Besessenheit. Als sie wegrannte, dachte ich, er würde sich für immer in sich zurückziehen, so verzweifelt war er. Ich habe mir monatelang die größten Sorgen um ihn gemacht.«
    »Ich weiß. Er hat mir so Leid getan, uns allen, all den freiwilligen Wahlhelfern.« Nicola konnte sich noch gut erinnern, wie stoisch, wie abweisend, ja, starr er immer gewirkt hatte, sobald der Name seiner Frau fiel.
    Albia schüttelte fassungslos den Kopf und sagte: »Man stelle sich vor, dass sie tatsächlich mit Tod Gambol fortlief. Sicher, er sah gut aus, war jünger als John, aber dass sie ihn John vorzog, das begreife ich trotzdem nicht.«
    »Ich frage mich, wo sie sind«, überlegte Nicola. »Es ist schon drei Jahre her, und noch immer kein Wort von ihr?«
    »Nichts, nicht das kleinste bisschen. Ich werde nie vergessen, wie er sie kennen lernte. Er hatte sich, was selten genug vorkommt, ein paar Tage Urlaub genommen, eigentlich eher ein verlängertes Wochenende, und sie war in dem dortigen Hotel eine Art Managerin. Es gab einen Brand in seinem Zimmer, und sie kam, um sich zu entschuldigen. Na ja, und eine Woche später haben sie geheiratet. Ich war total überrascht, und nicht nur ich, alle Welt war es. Sie haben alles ganz im Geheimen gemacht.«
    »Sie waren fünf Jahre zusammen«, erinnerte sich Nicola. Sie hörte noch Cleo Rothmans Stimme. Sie war ein unglaubliches Organisationstalent gewesen. Alle Mitarbeiter hatten sie sehr gemocht.
    Sie sagte: »Ich weiß noch, dass ich mich gewundert habe, dass John erst so spät geheiratet hat. Wie alt war er? Fast vierzig?«
    »Stimmt. Als er und Cleo heirateten, war er gerade neununddreißig geworden. Hab ich es dir nicht erzählt? Er hat sich im College verliebt - auf der Columbia, weißt du. Sie hieß Melissa, und sie wollten heiraten, sobald sie mit dem Studium fertig waren. Unser Vater war natürlich dagegen; er hatte Johns Leben schon total verplant, und das hieß drei Jahre Jurastudium, und dann sollte er sich mit dem Heiraten Zeit lassen, bis unser Vater eine angemessene Kandidatin gefunden hätte, aber John hat sich nicht darum gekümmert. Er wollte Melissa. Warten

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