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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Achtziger. Die Serie lief vier Jahre. Vielleicht haben Sie ja mal ’ne Wiederholung gesehen?«
    Savich nickte. »War ’ne gute Serie.«
    Belinda Gates strahlte geradezu, als sie das hörte. Sie nahm einen riesigen Lockenwickler aus ihren Haaren. Eine lange Locke fiel federnd herunter. »Ich werde ihm sagen, dass Sie das gesagt haben. Wissen Sie, Frank erzählt mir alles. Wahrscheinlich weiß ich also genauso viel über den Mörder wie er.«
    Sherlock sagte: »Sie sind intelligent, Mrs. Gates, und Sie wissen, was hier abläuft. Wir wissen, dass Sie sich über diese Sache Ihre Gedanken gemacht haben. Wir brauchen Ihre Hilfe. Haben Sie irgendeine Ahnung, wer hinter dem Ganzen stecken könnte?«
    Belinda zog noch einen Wickler heraus, strich sanft über die dicke Locke, fand, dass sie kühl genug war, nickte und meinte: »Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, es war der Hosenscheißer, Sie wissen schon, Linus Wolfinger. Er ist total gerissen. Aber es ist nicht nur das.« Sie hielt kurz inne, kratzte sich am Kopf und sagte: »Der muss jeden Tag, aber wirklich jeden Tag, beweisen, dass er der Beste, der Größte, der Brillanteste ist. Egal, worum es sich handelt, er muss der Beste sein - der Schnellste, der Klügste -, und jeder muss das erkennen und ihn dafür endlos preisen.«
    Savich beugte sich vor, die Hände zwischen die Knie geklemmt, und sagte: »Einmal abgesehen von seiner krankhaften Geltungssucht, können Sie sich einen Grund vorstellen, wieso er Leute nach Drehbuch umbringen sollte?«
    »Weil’s irre ist, und weil’s anders ist, deshalb. Der Hosenscheißer liebt es, sich Dinge einfallen zu lassen, die beweisen, wie weit seine Fähigkeiten die von - sagen wir - Ihnen und mir übersteigen. Ein Mord wäre eine andere Art von Herausforderung für ihn. Wenn er derjenige ist, der diese Leute umbringt, dann muss er gewusst haben, dass die Polizei bald auftauchen würde, und damit stünde er schon wieder im Mittelpunkt. Klingt das einleuchtend?«
    »Nicht unbedingt«, meinte Sherlock.
    Ein weiterer Lockenwickler kam heraus, und Belinda kratzte sich am Kopf. »Nein, natürlich nicht, hab bloß so rumspekuliert. Wenn wirklich jemand in Frage käme, dann Jon, würde ich sagen.«
    »Jon Franken?«, sagte Savich überrascht, erkannte seinen Fehler jedoch sofort. Jeder in diesem verdammten Studio war verdächtig. Trotzdem, an Jon Franken hätte er wirklich nicht gedacht. Der war viel zu - ja, was? Er war zu vernünftig, zu bodenständig. Er war eine typische Hollywood-Pflanze, ja, genau: Für hier war er vollkommen normal, hier passte er hin. Aber in der Welt der Mörder? Nein, da konnte Savich sich ihn nicht vorstellen.
    Er sagte zu Belinda Gates: »Wieso glauben Sie, dass es Jon Franken sein könnte?«
    »Na ja, Jon ist einer der attraktivsten Nicht-Schauspieler hier in LA. Er hat mit mehr Frauen geschlafen, als selbst Frank weiß, und glauben Sie mir, Frank weiß so ziemlich alles. Jon hat sich mit Hilfe seiner Virilität Zugang zu den höchsten Kreisen verschafft. Er kennt jeden und weiß, wer jeweils auf der A-Liste steht, und das schon seit zehn Jahren, und das kommt daher, weil er mit den Betreffenden geschlafen hat. Er weiß Dinge, die er vielleicht besser nicht wissen sollte, kennt alle Spieler, die meisten intim, einschließlich mich selber, nicht dass ich ein besonders wichtiges Rädchen wäre. Sex ist etwas sehr Machtvolles. Manchmal sogar machtvoller als Geld.«
    Savich fand, dass da was Wahres dran war. Der Himmel wusste, dass er Sherlock so gut wie immer begehrte, egal, wo sie waren oder was sie gerade taten. Erst letzte Woche beispielsweise hatten sie es nicht mal mehr bis ins Haus geschafft, sie hatten es an der Garagenwand gemacht. Aber Sex als Instrument, als Hauptwaffe, um das zu bekommen, was man wollte, nämlich Macht und Einfluss - das konnte er nicht nachvollziehen.
    Belinda sagte: »Ich weiß, das klingt, als wäre Jon eine typische Hollywoodhyäne, und das ist er auch, aber im positiven Sinne.«
    Sherlock lachte: »Das hab ich ja noch nie gehört, dass jemand als Hyäne im positiven Sinne bezeichnet wird.«
    »Na ja, der echte Insider eben«, sagte Belinda, ohne beleidigt zu sein. Dann runzelte sie die Stirn. »Aber Jon hat noch eine andere Seite, eine fiese Seite, ganz tief drin.«
    Sherlock sagte: »Wie meinen Sie das? Das müssen Sie schon näher erklären. Wir haben nichts von einer fiesen Seite an ihm bemerkt.«
    »Na ja, ich habe mit ihm Schluss gemacht - nicht er mit mir.

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