Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Blicke auch über den in der Mittagssonne gleißenden Bear Lake wandern. Auf den Gipfeln der umliegenden Berge lag Schnee, um den Bear Lake herum aber nur eine dünne Decke.
    Nick blieb einen Augenblick lang stehen und blickte auf den See hinaus. Alles war so still wie auf einer Postkarte. Sie sagte: »Ich finde es wunderschön. Trotzdem gefällt es mir hier irgendwie nicht.«
    Sie wandte sich ab, ging rasch zur Doppelglastür und betrat eine große Lobby. An einem Ende stand ein langer Holztresen, dahinter befanden sich mehrere Büroräume.
    Hinter dem Tresen saß eine stämmige Frau mit lockigen schwarzen Haaren und einem hübschen Lächeln. Auf ihrem Namensschild stand »Velvet Weaver«. Ein viel zu poetischer Name für eine Dame mit einem Oberlippenbärtchen, fand Nick.
    Dane stellte Nick und sich selbst vor und zeigte seinen FBI-Ausweis.
    »O Gott, es ist doch nichts passiert, oder?«
    »Nein, nein, reine Routine, Mrs. Weaver«, sagte Dane beruhigend. »Wir haben bloß ein paar Fragen und hoffen, dass Sie uns weiterhelfen können. Könnten Sie uns vielleicht etwas über den Sohn eines Ihrer Insassen, einen gewissen Mr. Weldon DeLoach, erzählen?«
    Velvet nickte. »Ja, ich denke, das kann ich. Daran ist sicher nichts auszusetzen. Ja, ein richtig netter Mann, dieser Mr. DeLoach, und ein sehr guter Sohn. Wissen Sie, er schreibt Drehbücher fürs Fernsehen; ist ein ganz großes Tier unten in Hollywood. Für seinen Vater will er immer nur das Beste.«
    »Ist Mr. Weldon DeLoach derzeit hier? Auf Besuch bei seinem Vater?«
    »Ach nein, Agent Carver. Weldon war seit einer Woche nicht mehr da, jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Natürlich hätte er hier gewesen sein können, während ich dienstfrei hatte. Ich werde mich mal erkundigen. Wissen Sie, ich habe mich erst neulich gefragt, wann er wohl wieder kommt. Nicht, dass Captain DeLoach es bemerkt, wenn sein Sohn da ist. Der arme Mann. Demenz, wissen Sie, schon seit sechs Jahren. Stimmt etwas nicht mit Weldon?«
    Dane schüttelte den Kopf. »Nein, alles in Ordnung. Wie gesagt, reine Routine, Mrs. Weaver. Dann stimmt es also, Captain DeLoach war früher bei der Polizei?«
    »Ja, er war fast vierzig Jahre lang Polizeicaptain in einem kleinen Städtchen im Central Valley.«
    »Wissen Sie noch den Namen von dem Ort?«, wollte Dane wissen.
    »Dadeville. Ist jetzt ein mittelgroßes Städtchen. Gar nicht weit weg von Bakersfield. Der arme Mann, er ist halt schon siebenundachtzig, und da funktioniert der Verstand manchmal nicht mehr so ganz. Es ist traurig, aber Captain DeLoach scheint es nicht allzu viel auszumachen. Aber so ist das meistens. Was man vergisst, vermisst man nicht.«
    »So alt ist er?«, fragte Nick erstaunt.
    »Ja. Weldon ist sein einziges Kind, und er war schon über vierzig, als er Vater wurde. Wenn Captain DeLoach mal klar im Kopf ist, erzählt er gerne, dass er seinen Sohn in dritter Ehe bekommen hat und dass seine Frau viel jünger war als er.
    Sie starb bei einem Autounfall, glaube ich, da war Weldon erst vier Jahre alt. Captain DeLoach hat danach nie mehr geheiratet. Er hat Weldon allein aufgezogen. Er ist ein sehr guter Sohn; er bezahlt dieses Heim für seinen Vater nun schon seit fast zehn Jahren. Beklagt sich nie über irgendwelche Extraausgaben und kommt ihn immer regelmäßig besuchen.«
    Mrs. Weaver hielt besorgt inne. »Dürfte ich Sie fragen, warum Sie hier sind, Agent Carver? Ich weiß, Sie sagten, es wäre reine Routine, aber - möchten Sie vielleicht mit unserem Heimleiter, Mr. Latterley reden? Er ist zwar im Moment nicht hier, aber ich könnte ihn für Sie suchen lassen.«
    »Danke, das wird nicht nötig sein, Mrs. Weaver. Wir können später noch mit Mr. Latterley reden. Wir sind eigentlich hergekommen, um mit Captain DeLoach zu reden. Geht das?«
    »Sicher geht es, aber erwarten Sie sich nicht zu viel. Captain DeLoach sitzt eigentlich immer nur herum und starrt auf den See und die Berge hinaus. Es ist hier so friedlich, so beruhigend für die Seele. Ich weiß, dass er die Leute gern beim Wasserskilaufen beobachtet. Natürlich nicht jetzt, denn jetzt ist ja Winter.«
    Nick sagte: »Wie sieht Weldon eigentlich aus, Mrs. Weaver?«
    »Ein hübscher Mann, Weldon. Lassen Sie mich überlegen, ja, er müsste so Anfang vierzig sein. Er ist ein heller Typ, hellblonde Haare, aber er ist immer richtig schön gebräunt. Einmal hat er mir erzählt, dass er auf diese Bräune ziemlich stolz ist. Und er ist unheimlich kreativ. Lässt sich immer was für

Weitere Kostenlose Bücher