Denen man nicht vergibt
Flynn und Delion sind zwar bloß ganz normale Bullen, aber schlecht sind sie auch nicht. Kein Wunder, bei dem vielen Zucker. Wir werden alles Menschenmögliche für dich tun, verlass dich drauf. Und jetzt rede.«
Nick konnte sich, trotz allem, ein Lächeln nicht verkneifen. »Danke dir, Sherlock, aber ich kann nicht. Es geht einfach nicht.«
Savich sagte: »Wir könnten Sie in Haft nehmen, wissen Sie«.
»Nein, könntet ihr nicht«, widersprach Nick. »Delion, Dane und ich haben eine Vereinbarung. Lasst mich in Ruhe. Kein Wort mehr. Schluss damit.« Damit erhob sie sich und ging.
»Also, da soll mich doch«, stöhnte Dane und schob seinen Stuhl zurück, um ihr zu folgen.
»Keine Sorge«, sagte Gil Rainy. »Die kommt hier nicht raus.« Er schnappte sich sein Handy und gab entsprechende Anweisungen.
Flynn sagte: »Aber wir können Sie doch nicht gewaltsam festhalten, oder?«
»Sicher können wir«, meinte Delion. »Sie ist unsere einzige Augenzeugin.«
Sie hörten ein paar Befehle, dann Geschrei und das laute Krachen von Möbeln. Sie rannten aus dem Konferenzzimmer und sahen, wie vier Agenten Nick an den Armen und Händen festhielten, um nicht von ihr verletzt zu werden. Dadurch blieben ihr nur noch die Möbel, und die warf sie mit wütenden Tritten um. Sie hatte die Kontrolle über sich verloren, war in wilder Panik. Sie kämpfte, als ginge es um ihr Leben. Dane wurde klar, dass er sie zu sehr unter Druck gesetzt hatte, doch ihm war keine andere Wahl geblieben.
Delion brüllte: »Tut ihr nicht weh, verdammt noch mal!«
Drei Stühle lagen bereits umgestürzt auf dem Boden, und ein Computermonitor kippte gefährlich an einer Schreibtischkante. Einer Agentin gelang es gerade noch, ihn aufzufangen.
»Überlasst sie mir«, befahl Dane, obwohl er wusste, dass sie wahrscheinlich auch vor ihm nicht Halt machen würde. Die Agenten waren nur zu froh, sie an ihn loszuwerden. Diesmal versuchte sie nicht erst, ihn zu beißen. Sie versuchte, ihn in die Eier zu treten. Er hörte Rainy rufen: »He, nicht dorthin!«, und es gelang Dane im letzten Moment, sich ein wenig zu drehen, sodass sie ihn nur am Oberschenkel erwischte. Er umschlang sie, so fest er konnte, sodass sie weder Arme noch Beine bewegen konnte. Aber sie war nicht zu bändigen. Sie wand sich, bäumte sich wild auf, alles ohne einen Laut von sich zu geben.
»He«, schnaufte Dane schließlich, »hat hier jemand zufällig ’n Paar Handschellen?«
»Wag es ja nicht, du Mistkerl«, keuchte Nick.
Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. »Jetzt hör mir mal zu, Nick. Du wirst nicht sterben, zumindest nicht, so lange ich lebe. Du könntest mir wirklich allmählich ein bisschen mehr vertrauen.« Er schüttelte sie abermals. Rainy reichte ihm die Handschellen. Dane riss ihr die Arme auf den Rücken und band sie zusammen.
Jetzt sah es so aus, als würde sie gleich explodieren. Sie trat um sich, biss und bäumte sich auf, bis Sherlock schließlich direkt vor sie hin trat - ihr Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von Nicks entfernt - und ihr drohte: »Jetzt hör schon auf, Nick, oder ich prügel dich windelweich. Die Männer trauen sich nicht, weil du eine Frau bist. Aber ich bin jetzt wirklich am Ende meiner Geduld.«
Nick zweifelte nicht daran. Sie rang mühsam um Fassung, doch es dauerte eine Weile, bis ihre tödliche Panik nachließ. Sie war kreidebleich und zitterte wie Espenlaub. Ihr Atem kam stoßweise. »Verprügel mich nicht, Sherlock«, bat sie noch und sackte dann zusammen. Sherlock hielt sie aufrecht.
»Jetzt gebt mir schon die Schlüssel für diese idiotischen Handschellen.«
Ein Agent warf Sherlock die Schlüssel zu. Sie öffnete die Handschellen, nahm sie Nick ab und rieb ihre Handgelenke. Sherlock sagte: »Okay, ganz ruhig jetzt, oder ich brate dir doch noch eins über. Also, Nick -«
Dane sagte: »Ihr Name ist Nicola. Zumindest hat sie mir das erzählt. Und sie hat einen Doktor in Geschichte.«
Nick machte Anstalten, sich auf ihn zu stürzen. Sherlock konnte sie gerade noch am Kragen packen. Nick kreischte: »Du musstest natürlich deine Scheißklappe aufreißen, was, Dane Carver? Na warte, ich werde dich noch mal beißen und zwar dann, wenn du’s am wenigsten erwartest, du verdammter Scheißkerl! Genau wie heute früh, als du halb nackt warst und ich dir in die Schulter gebissen hab!«
Völlige Stille folgte dieser erstaunlichen Eröffnung. Zwanzig Agenten standen mit offenen Mündern - und gespitzten Ohren - da.
Sherlock
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