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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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mich nicht, dass sie was rausgefunden haben, aber so viel? Die wissen ja alles, sogar deinen Namen, und sie haben auch noch dieses Foto von dir.« Er sah, dass Nick so weiß wie ein Laken war.
    Mit wenigen Schritten war er bei ihr und zog sie an sich. »Es wird alles wieder gut«, sagte er, die Lippen an ihr feuchtes Haar gepresst. »Du hast immerhin die Besten der Besten an deiner Seite. Wir werden den Reportern einfach aus dem Weg gehen. Nicht weiter schlimm.«
    Sie lachte, ein zutiefst verzweifeltes Lachen, das er wie einen Magenschwinger empfand. Sie hob den Kopf und blickte zu ihm auf, die Hände gegen seine nackte Brust gestemmt. »Ich muss hier weg, Dane. Jetzt hab ich keine Wahl mehr.«
    »Nein, ich hab gesagt, ich werde dich beschützen, und das mache ich auch. Oder willst du noch ein paar Mann Verstärkung? Ich kann das arrangieren. Warte, ich rede gleich mit Savich.«
    »Ich hatte reines Glück auf Vater Michael Josephs Beerdigung. Dein Schutz hat mir da gar nichts genützt.«
    »Das stimmt, Nick.« Dane hasste es, das zugeben zu müssen. »Ich werde noch ein paar Leute für dich anfordern«, wiederholte er.
    Aber sie schüttelte nur den Kopf. Dann beugte sie sich zu seiner Verblüffung vor und biss ihn in die Schulter. Dann wich sie zurück. »Ich hoffe, ich habe den schönen Föhn, den du mir besorgt hast, nicht kaputt gemacht.«
    »Ich lasse nicht zu, dass du ausreißt, Nick.«
    Sie musterte ihn mit einem langen Blick, nickte dann und sagte: »Na gut«, und er wusste natürlich, dass sie log. Sie war keine sehr gute Lügnerin.
    Er sagte nichts, rieb sich die Bissstelle und ging hinüber in sein Zimmer, um sich fertig anzuziehen. Ihm fiel ein, dass er noch nie gebissen worden war. Ob das als Knutschfleck zählte?
    Eine Dreiviertelstunde später saßen sie im Konferenzzimmer der FBI-Bezirksstelle Los Angeles. Der Leiter der Bezirksstelle, SAC Gil Rainy, war ebenfalls anwesend. Sherlock sagte: »Natürlich hat die Presse rausgefunden, dass die Morde auf den ersten beiden Folgen beruhten, aber wie haben sie das mit Nick herausgekriegt? Nicht nur ihren Namen, sondern auch, dass sie eine Obdachlose ist.«
    »Vielleicht vom Mörder selbst«, schlug Dane vor. »Er will sie schließlich aus der Deckung holen, will sie auf dem Serviertablett haben.«
    Delion sagte: »Die Medien, diese Scheißer - ups, da hab ich mich wohl ein wenig in der Wortwahl vergriffen -, haben den Mörder bereits mit dem griffigen Etikett >Prime-Time Killer< versehen. Also, die gehen wirklich über Leichen für eine Story, muss ich sagen. Denen ist es scheißegal, wen sie damit gefährden.«
    Rainy sagte: »Ich wette, die haben sich zusammengesetzt und gegrübelt, bis sie diesen hübschen Titel ausgebrütet hatten. Wie ein Werbespruch. Aber im Grunde genommen ist das alles nicht weiter schlimm. Der Mörder weiß doch schon von ihr, also was spielt es für eine Rolle, wenn die Öffentlichkeit es jetzt auch erfährt? Trotzdem, es kommt mir vor wie das reinste Altaropfer, das die Medien da darbringen.«
    Savich sagte: »Ich habe Jimmy Maitland angerufen und ihm erzählt, was in den Nachrichten gewesen war, und ihn gebeten, mal an ein paar Käfigen zu rütteln und rauszufinden, wie das passieren konnte. Die Frage ist aber - wo haben sie das Foto von Nick und Dane her? Um ehrlich zu sein, mir kommt das vor, als hätte da jemand der Presse einen Tipp gegeben. Ich glaube, man hat denen das Foto geschickt, zusammen mit den anderen Angaben.«
    »Das kann nur der Mörder gewesen sein«, meinte Dane und schaute Nick an, die bisher kein Wort gesprochen hatte. »Wer sonst?«
    Flynn sagte: »Ich glaube, Sie haben Recht. Wenn sie von einem Reporter aufgespürt worden wären, dann hätte der wahrscheinlich ein paar Aufnahmen gedreht und nicht nur ein Foto gemacht, also hat Dane wahrscheinlich Recht, es war der Mörder.«
    Dane sagte: »Leider ist das aber noch nicht das Schlimmste an der Sache.« Er beugte sich vor, und Nick packte ihn am Arm.
    »Nicht, Dane, bitte.«
    Er beachtete sie nicht. »Nick war nur deshalb in diesem Obdachlosenheim in San Francisco, weil sie vor etwas oder jemandem auf der Flucht ist. Sie hat uns noch nicht gesagt, vor wem. Also sind jetzt zwei Leute hinter ihr her und beide brandgefährlich. Dass ihr Bild im Fernsehen erschien, war das Schlimmste, was ihr passieren konnte.«
    Sherlock sagte: »In Ordnung, Nick, dann wird’s jetzt Zeit, dass du offen mit uns redest. Wir sind von der Bundespolizei. Das perfekte Publikum also.

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