Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deniz, die Lokomotive

Deniz, die Lokomotive

Titel: Deniz, die Lokomotive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
schließlich hielt ich es nicht länger aus.
    „Beim fliegenden Orientteppich!“, sprang ich auf, fuchtelte aufgeregt mit den Armen und starrte die beiden vorwurfsvoll an. Raban grinste verschmitzt zu mir hoch, und Vanessa schenkte mir dieses unerträgliche Lächeln. Dreibeiniger Ochsenfrosch! Warum warf ich meine Brille nicht weg. Doch dafür war es zu spät.
    „Dann hol ich sie halt wieder zurück!“, fluchte ich und stapfte davon.
    Vanessa und Raban schauten mir nach. Das Lächeln des Mädchens verwandelte sich in ein triumphierendes Grinsen, und sie gab Raban ein lautes High-Five. Dann liefen sie hinter mir her.

Das Fußballschienbeinschonersegelboot
    Wir liefen kreuz und quer durch die Stadt und fanden Fabi und Leon schließlich auf der Wiese bei der Brücke über dem Fluss. Dort hockten sie am Ufer und warfen Steine ins Wasser hinein. Doch das taten sie nur, weil es nichts anderes mehr für sie gab, und trotz aller Feindschaft und Konkurrenz verstand ich die beiden sofort.
    Dreibeiniger Ochensenfrosch! Was sollte ein Wilder Kerl denn auch tun, außer Fußball zu spielen? Da gab es nichts auf der Welt! Egal wie sehr man sich auch dazu zwang. Ja, und Fabi und Leon hatten sich alle Mühe gegeben.
    Ihre Fußballschuhe hatten sie an den Nagel gehängt. Sie hingen hoch oben an einem Baum, und ihr Fußball trieb als Segelboot luftleer und schlaff auf dem Fluss. Der Mast war ein Stock, den sie ins Ventil gesteckt hatten, und die Segel waren die Schienbeinschoner von Leon. Rechts und links neben sich hatten sie Löcher gegraben, die wie kleine Gräber aussahen, und in den Schuhkartonsärgen darin lagen ihre Wilden Kerle -Trikots.
    Verflixt! War das traurig! Ich hätte mich am liebsten zu ihnen gesetzt und mit ihnen zusammen den Mond angeheult. Doch ich war nicht allein. Raban und Vanessa waren mit mir gekommen, und die waren jetzt richtig schockiert.

    „Verflixte Hühnerkacke!“, fuhr Raban sie an. „Schämt ihr euch nicht? Was ist denn aus euch geworden?“
    Doch Fabi und Leon sagten kein Wort. Sie schauten sich noch nicht einmal um. Sie nahmen einfach die nächsten Steine vom Boden, warfen sie hinaus auf den Fluss und versuchten, mit ihnen das Fußballschienbeinschonersegelboot zu versenken.
    „Hey, ihr Armleuchter! Ich bin’s, Vanessa. Wollt ihr wirklich, dass euch ein Mädchen so sieht?“
    Doch selbst das war Leon und Fabi egal.
    Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich raufte mir fast den Irokesenkamm aus. So durcheinander war ich. Einerseits wollte ich von den beiden nichts wissen, doch andererseits schämte ich mich für sie. Wie konnten sie sich so gehen lassen? Beim fliegenden Orientteppich!“
    „Jetzt reicht’s!“, rief ich, als ritt mich der Teufel persönlich. „Heute ist Za-haltag. Heute treib ich meine Rechnungen ein, und wir beide, Leon, ha-haben noch eine ganz große offen.“
    „Was du nicht sagst!“, erwiderte der einstige Anführer der Wilden Kerle , als hätte man auch aus ihm die Luft rausgepresst.
    „Ja-ha, und was für eine das ist. Erinnerst du dich? Da-hamals, beim Probetraining von mir. Da hast du dich nicht getraut, gegen mich anzutreten, habe ich Recht?“
    „Nein. Das hast du nicht!“, widersprach Leon, doch er wirkte schon gar nicht mehr so gelangweilt wie eben. „Ich musste nicht gegen dich spielen. Hast du das etwa verdrängt? Du hattest verloren.“
    „Ja, aber nicht gegen dich. Gegen Va-ha-nessa, verflixt. Willst du dich hinter einem Mädchen verstecken?“
    „Sag das noch mal!“, sprang Leon jetzt auf und blitzte mich an.
    Die Langeweile war weggeblasen, und ich hatte ihn endlich da, wo ich ihn wollte.
    „Los, sag das noch mal!“, drohte er mir.
    „Nein. Das tue ich nicht!“, gab ich entschlossen zurück. „Ich sa-hage das erst, wenn ich es ganz genau weiß.“
    „Ach ja, und wann willst du das wissen?“
    „Wenn du gegen mich spielst und verlierst!“, grinste ich.
    „Das kannst du haben!“, spuckte er Feuer. „Wir sehen uns! Gleich. Im Teufelstopf !“
    Damit sprang er ins Wasser, kraulte zum Fußballschienbeinschonersegelboot, als ging es darum, eine Goldmedaille zu gewinnen, und holte es aus dem Wasser heraus.

Das Duell
    Fünfzehn Minuten später erschienen Leon und Fabi im Teufelstopf . Sie trugen ihre komplette Fußballmontur, um jedem zu zeigen, dass sie kampfbereit waren.
    Das Spielfeld war abgesteckt. Sieben mal zwölf Meter, und als Tore hatten wir zwei umgekippte Bierkästen Rücken an Rücken in der Platzmitte aufgestellt.

    Ohne einen

Weitere Kostenlose Bücher