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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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habe ich mächtig große Lust, zu Ihnen zu kommen.“
    „Nun also, dann ist das abgemacht. Um sechs Uhr. Ist dir’s recht, Eivind?“
    „Absolut, ich gehe gleich morgen auf den Speicher und hole meine alten vierhändigen Noten herunter.“
    „Hören Sie, Frau Löngard, haben Sie uns denn ganz verlassen? Doktor Meerfeld möchte Sie als Partner im Bridge haben“, unterbrach eine eifrige Stimme.
    „Bridge“, sagte der Chefarzt und kam auf die Gruppe Eivind, Siv und Toni zu. „Nein, hört zu, meine jungen Freunde, Bridge ist für ältere, gesetzte Leute wie mich. Das Speisezimmer ist ausgeräumt, und wer tanzen will, kann tanzen. Siv, du legst die Platten zurecht zum Wechseln. Nicht wahr, Frau Löngard?“
    „Natürlich, Herr Chefarzt. Aber da reserviere ich Sie für mich zur Damenwahl.“
    „Hört, hört“, lachte der Chefarzt, „das macht mich alten Mann ganz eingebildet. Meerfeld, es gibt kein Bridge für Sie, höchstens einen Tanz mit Frau Löngard. Haben Sie übrigens Herrn Löngard schon begrüßt?“
    „Im Grunde nicht ordentlich“, gestand Meerfeld – er war Oberarzt auf der chirurgischen Station. „Und ich muß zugeben, daß ich auf Frau Löngards Mann ziemlich neugierig bin.“
    Niemand konnte etwas anderes behaupten, als daß Eivind sich beherrschte. Es war bloß Toni, die das winzige Verziehen in seinem Gesicht sah.
    Frau Löngards Mann! Wenn man vierunddreißig Jahre alt war und Abteilungsleiter!
    Siv war in das Speisezimmer gegangen, um den Plattenwechsler zu ordnen. Dr. Meerfeld legte Beschlag auf Toni, in starker Konkurrenz mit den anderen jungen Ärzten.
    Der Chefarzt sah lächelnd auf das Kleeblatt.
    „Ja, Sie legen Ehre ein mit Ihrer kleinen Frau, Herr Löngard“, sagte er lächelnd. „Ich gratuliere mir selbst, daß ich damals ihre Anstellung erreicht habe. Verstehen Sie eigentlich, wieviel sie am Krankenhaus leistet? Klug und taktvoll, wach und energisch und – unglaublich selbstaufopfernd.“
    „Ich fürchte nur, sie reibt sich auf“, sagte Eivind.
    „Ja, sehen Sie, das ist nun Ihre Aufgabe, aufzupassen, daß sie das nicht tut“, der Chefarzt lächelte gutmütig. „Sie müssen wirklich unsertwegen sehr nett mit ihr umgehen.“
    Eine heiße Welle schoß Eivind in die Wangen. Nett mit ihr umgehen unsertwegen! Sollten nicht lieber alle diese verdammten Burschen, die da herumliefen und Ärzte spielten, nett mit ihr umgehen – seinetwegen? Und dann – Frau Löngards Mann! Der Mann von der Hebamme – der Postmarie ihr Mann – der Mann von der Lehrerin…! Und man war doch der Abteilungsleiter Eivind Löngard!
    Lachen ertönte aus dem Speisezimmer. Da tanzte Toni vorbei mit Meerfeld. Den Kopf zurückgeworfen, die roten Locken standen in einem lustigen Gebraus, ihre Augen glitzerten verschmitzt den Doktor an – ja, die ganze Toni glitzerte.
    Sie konnte schon, wenn sie wollte! Jetzt war sie unter ihresgleichen. Nur wenn sie mit Eivind unter seinen Bekannten war, war sie müde und zerstreut und hatte diese überlegene, sachliche Stimme einer berufstätigen Frau an einem Krankenhaus.
    Er sah ihr zu, wie sie mit Dr. Meerfeld tanzte.
    Jetzt lachte sie wieder, und es kam Eivind vor, als ob Dr. Meerfeld sie ein wenig fester an sich drücke.
    Es knisterte in dem grünen Moiré, und ein kleiner Fuß in einer Goldsandale kam im eleganten Tangoschritt unter dem langen Kleid zum Vorschein. Selbst diese kleine glänzende Sandale wirkte herausfordernd in ihrer unverschämten Sicherheit.
    Dann glitt Siv in das Zimmer in ihrer blaßrosa Anmut, und Eivind fand Ruhe und Frieden an ihrer Seite, und als sie tanzten, lag sie leicht und schmiegsam in seinem Arm.
    Siv…
    Sie war wie ihr Name. Dieser ganze kleine Mensch war wie ein schmiegsamer, wogender Rhythmus.
    Und Siv erfüllte das Leben mit Gemütlichkeit. Sie glitt still und selbstverständlich in Tonis und Eivinds Heim hinein, in die Atmosphäre, das Milieu. Sie war weit von dem entfernt, was man eine „Dame von Welt“ nennen konnte, im Gegenteil – sie war ganz einfach ein reizendes, wohlerzogenes junges Mädchen, mit einer gesunden Intelligenz und einem gewissen Kunstverstand. Sie hatte keine besondere Ausbildung. Als einzige Tochter war sie zu Hause gewesen und hatte zusammen mit der Mutter den Haushalt geführt. Sie hatte Klavier gespielt, einen Krankenkurs, Kochkurs und Webekurs mitgemacht. Jetzt stand also die Industrieschule auf dem Programm, und später wollte sie durch Auslandsreisen ihre Sprachkenntnisse vervollkommnen.
    Toni

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