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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Anwärmen.
    „Um uns an die Tradition zu halten, müßtest du nun eigentlich zu einem Patienten gerufen werden“, sagte Eivind.
    Er sah nicht aus, als ob er in Gesellschaftslaune wäre, als er vor dem Spiegel mit seinen Hemdknöpfen kämpfte. Dazu waren die bitteren Erinnerungen an die Gesellschaft beim Bankdirektor allzu frisch.
    „Nein, ich hoffe doch, daß mir das erspart bleibt“, sagte Toni.
    Sie polierte sorgfältig ihre Nägel und war ungeheuer gefangengenommen von dieser wichtigen Arbeit.
    „Das bleibt dir sicher erspart“, sagte Eivind. „Kein Patient wird es wagen, sich zum Sterben hinzulegen, wenn der Kurator beim Chefarzt eingeladen ist.“
    „Zum Teufel!“ fügte er hinzu, aber das galt wohl seinem Kragenknopf, der in diesem Augenblick aus seiner Hand sprang.
    Und im gemeinsamen Suchen nach dem Kragenknopf, diesem Kragenknopf, den man zwei Minuten, bevor man ein Taxi anruft, verliert, und der immer so weit als möglich unters Bett oder die Kommode rollt, und der immer der letzte und einzige ist – vergaßen sie beide, dieses Thema weiter zu verfolgen.
    Sie nahmen sich gut aus, Toni und Eivind, als sie in das große, schöne, niedrige Zimmer des Chefarztes kamen. Toni war beinahe schön an diesem Abend. Sie hatte sich Zeit zu einem ausgiebigen Mittagsschlaf, einem heißen Bad und einer kalten Dusche genommen. Ihr Haar war frisch gewaschen, glänzend, weich und gelockt. Die Wangen hatten eine Idee Rouge und Puder, und der Mund war kühn rotgemalt. Das frische Rot stand im raffinierten Gegensatz zu dem einfachen, gutgearbeiteten, dunkelgrünen Kleid.
    Ihre Haltung war rank und sicher, als sie die Gastgeber begrüßte.
    Und Eivind ging hinter ihr, breitschultrig und hübsch in seinem nachtblauen Smoking.
    Der Chefarzt war munter und jovial, sagte einige freundliche Worte zu Eivind und stellte ihn seiner Frau vor. Dann drehte er sich auf die andere Seite und ergriff ein junges Mädchen bei der Hand.
    „Ich möchte Sie gleich mit Ihrer Tischdame bekanntmachen, Herr Löngard“, sagte der Chefarzt.
    Eivind wandte sich höflich zu dem jungen Mädchen.
    Sie konnte zwanzig – zweiundzwanzig Jahre sein. Sie war schmal und biegsam, es war eine eigene Anmut über ihr. Sie hatte ein Kindergesicht, ihr Haar war hell, beinahe platinblond, und sie trug es in einer ganz einfachen Frisur, in leichten Wellen. Das schmale, kleine Gesicht mit den großen, klaren Augen hatte eine natürliche matte Röte, und die Augenwimpern warfen Schatten auf das feine Oval der Wangen.
    In einer blaßrosa Wolke stand das junge Mädchen vor Eivind.
    „Dies“, sagte der Chefarzt, „ist meine Nichte. Das ist Wenn Eivind später daran dachte, konnte er sich im Grunde nicht erinnern, worüber Siv und er bei Tisch gesprochen hatten. Aber er erinnerte sich an ihre Stimme, sie war leise und melodisch, und ihr ganzes Wesen atmete Ruhe und eine milde, wohltuende Kühle. Sie hatte erzählt, daß sie in die Stadt gekommen sei, um die Industrieschule zu besuchen, und im Laufe des Gesprächs hatte sie ein bestimmtes „Ja“ geantwortet, als Eivind sie fragte, ob sie Musik liebe. Sie war vor Scheu errötet, als der Chefarzt einen Trinkspruch auf sie gehalten und sie in der Stadt willkommen geheißen hatte. Sie war etwas ungeschickt mit den verschiedenen Messern und Gabeln; beim Chefarzt wurden die Gesellschaften im guten alten Stil gegeben, mit vielen und guten Gängen und umständlichem Servieren. Und Eivind half ihr diskret und bekam errötend ein kleines Dankeslächeln unter den langen braunen Wimpern heraus.
    „Siv“, sagte Eivind, „ein putziger Name, aber er ist schön, und er kleidet Sie.“
    „Es ist bloß so hoffnungslos mit dem Schreiben“, lächelte Siv, „alle glauben nämlich, es ist ein Druckfehler für Liv.“
    „Wenn man Sie kennt, ist man sich klar darüber, daß es kein Druckfehler ist“, tröstete Eivind. „Sie könnten tatsächlich nicht anders heißen als Siv. Da waren Ihre Eltern sehr voraussehend.“
    Siv lächelte und antwortete nicht. Aber ihr Gesicht hatte mit einemmal einen erwachseneren und lächelnd bewußten Ausdruck angenommen.
    „Ha“, sagte Eivind, „ich lese Ihre Gedanken. Sie denken daran, daß Sie dies schon fünfundzwanzigmal gehört haben.“
    „Neunundzwanzig“, sagte Siv, und plötzlich lächelte sie ihm ungehemmt und offen zu. „Ich kann nichts dafür, aber alle, die meinen Namen hören, sagen genau dasselbe.“
    „Verzeihung“, sagte Eivind, „ich werde es nie mehr sagen.“
    Aber

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