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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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einem auswärtigen Journalisten interviewen lassen, der über die Kuratorwirksamkeit in einem großen Krankenhaus schreiben wollte.
    Da rief Toni Siv an.
    „Liebe Siv, du mußt die Situation für mich retten. Willst du heute abend mit Eivind ins Konzert gehen? Ich kann einfach nicht, versteh…“
    Sie war erleichtert und glücklich, als Siv zusagte.
    Und es kam der Tag, da sie gegen Mittag anrief:
    „Meine gute Siv, rette meinen betrübten Mann. Du wolltest doch heute nachmittag kommen? Nicht wahr? Kannst du nicht gleich hingehen und mit ihm zu Mittag essen? Ich schaffe es einfach nicht, zu Mittag heimzukommen, verstehst du. Berit wäscht auf, ehe sie geht, und Tee könnt ihr euch selbst machen.“
    Siv war immer bereit, immer willig, immer unveränderlich freundlich.
    Siv war geradezu ein Fund.
    Aber es kam auch vor, daß Siv einen Abend anderweitig verabredet war und Eivind allein dasaß.
    „Ich muß in den Mentalhygienischen Verein, Eivind.“ – „Ich muß in eine Konferenz mit dem Chefarzt, Eivind.“ – „Ich muß zu einer Damengesellschaft bei der Oberschwester, es geht nicht an, sie zu beleidigen.“ – „Weißt du, Eivind, es ist rührend, eine dankbare Patientin hat mich zum Kaffee gebeten, nein, ich kann sie nicht verletzen, gerade in diesem Falle – lieber Eivind, du kommst schon zurecht, du hast ja das Klavier zum Trost…“
    Toni hatte Eivind nicht angesehen, während sie sprach. Sie saßen am Mittagstisch, sie aß schnell, mußte sich beeilen, fertigzuwerden.
    Und es war Berits freier Tag, da mußte sie selbst abwaschen, bevor sie ging.
    Plötzlich klirrte Eivinds Gabel hart gegen den Teller. Toni blickte auf, Eivind war dunkelrot im Gesicht.
    „Klavier, Klavier! Glaubst du, alles ist in Ordnung, weil ich das Klavier habe? Zum Donnerwetter, ich habe mich doch nicht mit dem Klavier verheiratet! Wenn du glaubst, du kannst einfach von deinen Pflichten fortrennen und mit einem Klavier bezahlen, dann irrst du dich. Ich bin kein kleiner Junge, dem man zum Trost ein kostbares Spielzeug in die Hand drückt und sagt: ,Sei nun brav, mein Junge, Mami geht aus!’ Ich habe es satt, ein braver Junge zu sein, verstehst du das? Hier sollen Leben gerettet werden, hier studiert man Mentalhygiene, hier trinkt man Kaffee, hier schreibt man Karteikarten, nur eine einzige kleine Tatsache vergißt du: daß du verheiratet bist. Sicher bist du eine ausgezeichnete Kollegin und, zum Teufel, ein ebenso ausgezeichneter Kurator und eine hervorragende Berufsfrau – aber eine richtige Hausfrau bist du nicht, und Ehefrau bist du – leider Gottes – auch nicht. Ich will nicht mehr, Toni. Ich bin es müde, in deinem Leben Nummer 2 oder 3 oder 10 zu sein. Es war ein Mißgriff und ein Leichtsinn, daß wir uns geheiratet haben, und je eher wir Schluß damit machen, desto besser.“
    So puterrot und erregt, wie Eivind war, so leichenblaß und still war Toni.
    Ihre Augen wurden ganz groß, als sie ihn anstarrte, seine heftigen Worte sanken in sie ein und machten sie innerlich kalt.
    Sie schluckte ein paarmal, sammelte sich, dann sprach sie.
    „Vielleicht hast du in vielem, was du sagst, recht, Eivind, und ich verstehe, daß wir uns aussprechen müssen. Aber erst mußt du ruhiger werden. Wir sind zwei erwachsene Menschen, Eivind, und im Grunde haben wir einander lieb.“
    „Ja, es wäre viel einfacher, wenn das nicht so wäre.“
    „Bitte, laß mich ausreden, Eivind. Versuche, ruhig zu sein. Ich gehe heute nachmittag aus, aber ich mache es so kurz wie möglich. Denke darüber nach, was du mir eigentlich sagen willst, und ich verspreche dir, es ruhig aufzunehmen und dir ruhig zu antworten.“
    Tonis gleichmäßige gedämpfte Stimme blieb nicht ohne Wirkung auf Eivind.
    „Du willst also sagen, daß du nun ganz unangefochten in den verdammten Kaffeeklatsch gehst?“ Sein Ton war beißend, aber die Stimme nun gedämpft.
    „Ich gehe – aus zwei Gründen. Erstens müssen wir beide uns etwas sammeln. Zweitens sehe ich diese kleine Kaffeegesellschaft als eine Pflicht an, eine rein menschliche oder, Wenn du willst, berufsmäßige Pflicht. Ich komme bald wieder. Dann treffen wir uns in Ruhe und sprechen uns aus. Einverstanden, Eivind?“
    Bei dieser letzten Frage war ihr Ton beinahe warm.
    „Gut“ – Eivind zuckte die Achseln, „ich bin es gewöhnt, daß du bestimmst. Jedenfalls ist es gut, daß wir uns aussprechen wollen.“
    Es war kein leichter Nachmittag für Toni, als sie bei der alten Dame, die kürzlich aus dem

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