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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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hatte besonders gute Kuchen besorgt und den Teetisch hübsch gedeckt. Das Gespräch ging gemütlich hin und her, aber sobald der Tee getrunken war, setzten sich Siv und Eivind ans „Puppenklavier“.
    Und dann waren sie der Welt entrückt.
    Toni räumte den Tisch ab und setzte sich dann mit der letzten Nummer der Mentalhygienischen Zeitschrift hin.
    Und damit war auch sie der Welt entrückt.
    Ehe Eivind Siv heimbrachte, bot Toni nochmals Tee an, mit selbstgebackenem Haferkeks.
    „Wie bekommen Sie denn Ihre Kekse so mürb, Frau Löngard?“ fragte Siv. „Wieviel Butter brauchen Sie dazu?“
    „Danke für das Kompliment“, lachte Toni. „Ich muß leider gestehen, daß mein Wissen über Haferkeks gleich Null ist. Ich habe es nie weiter als zu einem Kastenkuchen gebracht. Aber ich habe eine Hausgehilfin, die alles kann.“
    „Zu Hause war das Backen immer meine Aufgabe“, sagte Siv.
    „Backen?“ sagte Eivind, und seine Augen leuchteten. „Können Sie…?“
    „Apfelkuchen auf deutsche Art“, setzte Toni lachend fort. „Das war nämlich mit das erste, wonach mich mein Mann fragte. Und ich mußte ihn leider enttäuschen. Aber er hat sich trotzdem mit mir verheiratet.“
    Siv lachte.
    „Ich muß ihn bei Gelegenheit versuchen“, sagte sie. „Eßbar soll er jedenfalls werden.“
    Als Siv das nächste Mal kam, hatte sie ein großes Paket mit.
    „Darf ich mir erlauben, zum Tee etwas beizusteuern?“ fragte sie mit ihrem sanften Lächeln. „Es ist nur ein bißchen Selbstgebackenes…“
    Eivind drückte seine volle Anerkennung aus für den prächtigen Apfelkuchen.
    So war er richtig, genau so, wie er ihn in Deutschland bekommen hatte.
    Er versah sich mit einem unverschämt großen Stück des herrlichen Kuchens.
    „Sie können es ja!“ rief er begeistert nach dem ersten Bissen. „Vollkommen richtig. Sie sind ja ein Phänomen.“
    Siv lachte.
    „Es war nichts dabei. Ich hatte bloß rasendes Glück, denn es zeigte sich, daß meine Tante ein deutsches Kochbuch hat, und da wählte ich aus zwischen Apfelkuchen 1,2, 3, 4 und 5. Dieser hier ist Nummer 3.“
    „Phänomenal!“ sagte Eivind mit dem Mund voller Kuchen. „Ist er nicht wunderbar, Toni?“
    „Ganz großartig! Ich bekomme Minderwertigkeitskomplexe“, sagte Toni.
    „Ich kann Ihnen das Rezept geben“, bot Siv an.
    „Glauben Sie vielleicht, das genügt für meine Unbegabtheit?“ lachte Toni. „Das einzige, was helfen könnte, wäre eine Demonstration.“
    „Mit Freuden!“ willigte Siv ein. „Ich hoffe nur, daß es mir nochmals glückt.“
    Sie aßen, bis nicht ein Krümel mehr übrig war, und Tonis fertiggekaufte Kuchen blieben unberührt in der Küche liegen. Es folgten viele gemütliche Stunden mit Siv. Ihr gefiel es offenbar bei Toni und Eivind, und sie mochten beide das freundliche, bescheidene junge Mädchen gern.
    Es gab viel Spaß beim Backen, als Siv die Lehrmeisterin und Toni die ungeschickte Schülerin war. Eivind stand in der Tür und war neugierig. In der Küche war knapp Platz für zwei und absolut nicht für einen männlichen Topfgucker.
    Er schaute auf Sivs flinke, geübte Hände und auf ihre schlanke Figur in der weißen Schürze. Und er blickte auf seine Frau. Sie hatte einen ihrer Krankenhauskittel angezogen, stand, mit den Händen in den Taschen, dabei und folgte Sivs Tun mit den Augen.
    So sieht sie aus, wenn sie in ihrer eigentlichen Welt ist, dachte Eivind. Dies ist ihr Arbeitsanzug. So sehen sie ihre Patienten, mit dem freundlich interessierten Ausdruck und dem makellosen weißen Kittel. Was hatte Frau Torverud gesagt? „Ein junges Ding, sie sieht so aus, daß man in gute Laune kommt, wenn sie sich nur zeigt.“
    Mit einemmal haßte Eivind den weißen Kittel. Eine weiße Schürze wie bei Siv, das war logisch und richtig. Das war das Symbol ihrer einfachen, weiblichen Häuslichkeit. Aber bei Toni war der Kittel ihre Berufsuniform. Zum ersten Male wurde sich Eivind voll bewußt, daß er ihren Beruf haßte.
    Dann kam der Kuchen in den Ofen, und Toni zog den Kittel aus.
    „Also, Kinder“, sagte sie lächelnd, „jetzt könnt ihr spielen oder was ihr sonst wollt, ich habe einen Haufen Karteikarten auszufüllen, ja, ich mußte die Arbeit mit heimnehmen, sonst wäre ich die ganze Nacht im Büro geblieben. Spielt alles, was ihr wollt. Ihr ahnt nicht, wie gut ich zum Takt der Ossianouvertüre schreiben kann.“
    Es kam der Abend, da Toni versprochen hatte, mit Eivind in ein Konzert zu gehen. Statt dessen mußte sie sich von

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