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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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leben können. Darum müssen wir versuchen, ob wir es jeder für uns leben können.“
    Toni schluckte. Sie biß sich auf die Lippe, zwang die Tränen zurück. Sie sprach nicht, bevor sie sicher war, Herr über ihre Stimme zu sein.
    „Willst du damit sagen, daß du dich scheiden lassen willst, Eivind?“
    „Ich sehe keinen anderen Ausweg, Toni.“
    „Gar keinen?“
    „Keinen, den du annehmen kannst.“
    „Du meinst ein bedingungsloses Entweder-Oder? Entweder Hausfrau oder Kurator?“
    „Ich will dich gar nicht vor diese Wahl stellen. Erstens weiß ich, was du wählen würdest, zweitens will ich nicht riskieren, daß du dich für mich opferst. Wenn du freiwillig deine Arbeit aufgeben könntest, um bloß Hausfrau und Ehefrau zu sein, wenn es dein eigener Wunsch wäre, meine ich – dann wäre es etwas anderes. Aber ein Opfer will ich nicht annehmen. Ich will nicht mit ansehen, wie du herumgehst und krank bist vor Sehnsucht nach dem Krankenhaus. Und ich weiß auch, daß du deine Arbeit einfach nicht einschränken kannst. Ich weiß es und sehe es ein. Ich bin mir ganz klar darüber, welche große Aufgabe du hast und wie gut du sie löst. Ich werfe dir nichts vor, Toni. Ich versuche zu verstehen. – Und gerade weil ich verstehe, sehe ich bloß diesen Ausweg: wir können miteinander nicht mehr verheiratet sein.“
    Es entstand eine lange, lange Pause. Es war inzwischen finster geworden, keiner von ihnen dachte daran, Licht zu machen. Nur der Schein des Kaminfeuers hob einen hellen Fleck aus dem Dunkel des Zimmers, und das flackernde Licht zitterte in Tonis Haar und über Eivinds ernstes Gesicht.
    Toni wiederholte in Gedanken alles, was er gesagt hatte. Es gab nicht einen Punkt, den sie ihm widerlegen konnte. Er hatte recht. Er war enttäuscht und hatte Grund, es zu sein! Auch sie war enttäuscht. Warum eigentlich? Es dämmerte ihr: sie war enttäuscht, weil sie bei ihrem Mann nie einen Widerhall für das fand, was sie interessierte. Er konnte von Kunst reden, von Geschäften, Sport, Musik, Politik, oh, er konnte von so vielem reden – aber das, was ihr ganzes Dasein erfüllte, das hatte sie allein. Das konnte sie mit ihm nicht teilen.
    „Ich sehe keinen anderen Ausweg…“ Ja, Eivind hatte recht. Es gab keinen anderen Ausweg. Es ging nicht länger. Sie verdarben einander die Nerven und die gute Laune. Jeder ging seinen Weg allein, ihre Gedanken fanden sich nicht mehr.
    Das Problem war nicht neu für Toni. Lange, lange hatte es im Unterbewußtsein gebrodelt, und im Grunde hatte sie immer gewußt, daß diese Auseinandersetzung einmal kommen mußte.
    „Eivind, wie denkst du dir das – ich meine wann…“
    „Um es nüchtern und brutal zu sagen, Toni, ich schlage vor, es so rasch wie möglich zu tun. Du verstehst wohl, daß es uns nach dieser Aussprache unmöglich sein wird, weiter zusammenzuwohnen. Ich möchte alles so schnell und so diskret wie möglich hinter uns bringen. Ich habe natürlich noch einige praktische Dinge zu ordnen, aber im Laufe einer Woche werde ich wohl ausziehen können…“
    „Du ausziehen? Aber, Eivind, daran ist doch kein Gedanke. Die Wohnung gehört ja dir – ebenso die Möbel – ja, glaubst du, ich will dich hier heraustreiben? Ich bin es, die ausziehen wird, das ist doch selbstverständlich. Ich bin auch sicher, ich kann es einrichten, im Krankenhaus zu wohnen. Nicht wahr, Eivind, das würde so das beste sein?“
    „Wie du willst.“ Eine kleine Pause. Dann sagte Toni ruhig – ja, es war sogar ein kleines Lächeln in ihren Mundwinkeln:
    „Laß uns alle Feierlichkeit vermeiden, Eivind. Wir wollen nicht in Erinnerungen an die glücklichen Zeiten schwelgen. Da wird es nur um so schwieriger. Laß uns nüchtern sein… ja, lieber etwas hart, wenn es nötig ist. Keine großen Abschiedsszenen. Bist du einverstanden?“
    „Du sprichst mir ganz aus dem Herzen, Toni.“
    „Und deshalb glaube ich, daß ich heute nacht hier auf dem Diwan schlafen werde. Jetzt bin ich sehr müde, und wenn du so gut sein willst…“
    „Selbstverständlich. Ich nehme nur noch ein Buch zu mir herein. Soll ich deine Betten herausbringen?“
    Laß uns vermeiden, in Erinnerungen zu schwelgen, hatte Toni praktisch und vernünftig gesagt.
    Ja, gewiß würden sie das vermeiden. Sie würden einander nur ein ruhiges, vergnügtes Gesicht zeigen. Man war doch modern, man war nüchtern, man wußte, was Selbstbeherrschung war.
    Aber in welchem Grade Toni beherrscht war, nachdem sie auf dem Diwan unter die Daunendecke

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