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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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wollte, anzurufen – und Toni notierte die Nummer und versprach, sofort zu telefonieren.
    „War sonst noch etwas, Fräulein Hallgren?“
    „Nein – ich – doch ja, ich muß mit der Nachtschwester sprechen.“ Herrgott, die arme Nachtschwester, dachte Toni, die hat doch mehr als genug zu tun.
    „Ist es nicht etwas, das ich vielleicht für Sie tun kann? Die Nachtschwester ist so wahnsinnig im Trab heute abend.“
    „Ja, ich kann es mir denken, denn sie hat vergessen, mir meine Schlaftabletten zu geben.“
    „Sie Ärmste, haben Sie die Tabletten nicht bekommen? Aber Sie müssen versuchen, die Nachtschwester zu entschuldigen. Sie ahnen nicht, was sie heute abend auszustehen hat. Alles ist rein verhext. Welche Art von Tabletten haben Sie bisher bekommen?“
    „Gestern und vorgestern habe ich Luminal bekommen.“
    „Da kann ich Ihnen aushelfen.“ Toni hatte noch die Schachtel mit Luminal in der Tasche, die der Chefarzt ihr gestern verordnet hatte. „Sehn Sie, hier. – Ich werde Ihnen Wasser geben – so, nun werden Sie bestimmt schlafen. Und nun werde ich telefonieren und gleich Bescheid geben.“
    Toni schüttelte den Kopf, als sie aus dem Krankenzimmer kam.
    Allerhand Komisches, was man mitunter machen sollte! Was für ein albernes Mädel! Wenn sie nur bloß rasch einschliefe, damit sie der Nachtschwester nicht das Leben sauer machte!
    Dann telefonierte Toni mit dem geheimnisvollen Freund, der zu glauben schien, daß seine Geliebte die größte Operation der Weltgeschichte durchgemacht hatte. Und dann ging sie in ihr Zimmer zurück, kleidete sich aus und warf sich ins Bett, um den Rest ihrer Luminalbetäubung auszuschlafen.
    Dr. Lambert stand mit gerunzelten Brauen vor Fräulein Hallgrens Bett.
    Er zählte ihren Puls und blickte aufmerksam in das feuchte, leichenblasse Gesicht.
    „Aber, ich begreife nicht, daß Sie die Blutung nicht bemerkt haben, Fräulein Hallgren.“
    „Ich habe geschlafen“, flüsterte Fräulein Hallgren mühsam.
    „Konnten Sie denn schlafen mit den Schmerzen?“
    „Mit Tabletten…“, flüsterte Fräulein Hallgren.
    Dr. Lambert wandte sich heftig um zu der Stationsschwester, die hinter ihm stand.
    „Hat die Patientin Schlaftabletten bekommen?“
    „Nein, Herr Doktor.“
    „Doch“, flüsterte Fräulein Hallgren.
    „Die Patientin muß sich irren, Herr Doktor.“
    „Ich hatte verordnet und Bescheid gegeben, daß sie keine Schlafmittel haben sollte. Wußte die Nachtschwester davon?“
    „Ganz sicher, Herr Doktor.“
    „Es war nicht die Nachtschwester“, flüsterte Fräulein Hallgren, die sich verletzt fühlte in all ihrem Elend, weil die Stationsschwester sie eines Irrtums beschuldigte, und das Beleidigtsein gab ihr Kräfte zu sprechen, „die andere Frau -Frau – nun die, die nette rothaarige Dame.“
    Eine dunkle Röte färbte Dr. Lamberts Wangen.
    „Meinen Sie Frau Löngard?“
    „Ja, Frau Löngard.“
    „So, dann habe ich dieser netten Dame ein paar Worte zu sagen!“ brauste Dr. Lambert auf, aber im nächsten Augenblick fing er sich wieder und war wieder der ruhige Arzt.
    Er gab Schwester Beate einen kurzen Bescheid und eilte mit entschlossenen Schritten zum Chefarzt.
    Von all dem wußte Toni nichts. Sie ahnte kein Unheil, als sie zum Chefarzt ins Büro gerufen wurde.
    Der Chefarzt wanderte in seinem Zimmer hin und her, die Hände auf dem Rücken, und sein Gesicht war rot und erhitzt.
    „Setzen Sie sich, Frau Löngard. Was, zum Teufel, ist das für eine Geschichte, die Sie da angestellt haben? Wer hat Ihnen Erlaubnis gegeben, auf eigne Hand Schlafmittel auszuteilen? Ist es Ihre Absicht, unseren Patienten das Leben zu nehmen?“
    „Herr Chefarzt – meinen Sie Fräulein Hallgren?“
    „Ja, zum Kuckuck. Gewiß meine ich Fräulein Hallgren. Sie haben hoffentlich nicht noch mehreren Patienten Schlafmittel gegeben?“
    „Nein – aber, aber sie sagte, daß die Nachtschwester es vergessen hätte – und daß sie bisher Luminal bekommen hat – und ich hatte gerade die Schachtel, die Sie mir gaben, in der Tasche, und die Nachtschwester hatte so wahnsinnig viel zu tun…“
    „… daß Sie fanden, Sie konnten eigenhändig einer Tonsillektomie-Patientin ein Schlafmittel geben! Wissen Sie, was Sie angestellt haben? Die Patientin schläft ein, bekommt eine unglückselige Nachblutung, merkt es nicht, schluckt eine Menge Blut, der Himmel weiß wieviel – jetzt mußte sie wieder auf den Operationsstuhl zur Unterbindung; nun beten Sie zu Gott, daß sie nicht eine

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