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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Lungenentzündung bekommt, von all dem Blut, das sie geschluckt hat. Wie konnten Sie nur etwas so Wahnsinniges tun, Frau Löngard?“
    „Ich – ich wollte bloß der Nachtschwester eine Arbeit ersparen – es fiel mir nicht ein, daß…“
    „Sie sind grenzenlos leichtsinnig gewesen, ja, das waren Sie! Und nun haben Sie zu Doktor Lambert zu gehen und ihm eine vorbehaltlose Entschuldigung vorzubringen. Und ich muß Ihnen leider sagen, wenn etwas Derartiges noch ein einziges Mal vorkommt, sind Sie hier fertig. Was sich für Sie ergibt, wenn es eine Lungenentzündung wird, weiß ich nicht. Wir können nur das Beste hoffen, und Sie müssen das als ein ganz außergewöhnlich wohlverdientes Lehrgeld betrachten. Ein für allemal, Frau Löngard: Halten Sie sich an Ihren eigenen Wirkungskreis, und lassen Sie die Finger von dem Gebiet der Arzte und Schwestern. Ist Ihnen das klar?“
    „Ich – ich…“ Toni brachte nicht mehr hervor. Sie war so übermüdet, so überanstrengt, so grundunglücklich. Und dazu kam noch die Scham, Scham darüber, wie ein ungehorsames Schulkind ausgescholten zu werden. Sie fühlte sich auf einmal ganz klein – und dann stürzten die Tränen aus ihren Augen.
    In der Regel wurde der Chefarzt nicht weich durch Frauentränen, dazu hatte er zu viele gesehen. Aber es war etwas an Tonis kleiner zusammengesunkener Gestalt, das ihn rührte.
    Sie war immer so fesch gewesen, so überlegen, so munter, immer der Lage gewachsen. Deshalb wirkte sie jetzt, wo sie wie ein Häufchen Elend zusammengefallen war, doppelt bedauernswert.
    „Na, nehmen Sie es nur etwas ruhiger,“ brummte der Chefarzt, „es ist ja eine hundsgemeine Geschichte für Sie, Frau Löngard, aber wir müssen hoffen, daß es gutgeht. Weinen nützt jedenfalls nichts. Und – entschuldigen Sie, daß ich es sage, das Ganze wäre nie geschehen, wenn Sie – hm – wenn Sie ganz Sie selber gewesen wären. Sie sind vermutlich ziemlich schlaflos?“
    „Nein“, flüsterte Toni mit eingerosteter Stimme. „Ich habe wirklich gut geschlafen gestern nacht – und gestern nachmittag. – Ich schlief so, daß ich gar nicht wußte, wo ich war, als ich geweckt und zu Fräulein Hallgren hinuntergerufen wurde.“
    „Ach so. Sie hatten Schlaftabletten genommen, Sie auch.“
    „Ja, zwei Stück. Von denen, die Sie mir gaben.“
    „Aha. Die haben also so stark gewirkt. Jaja, da sind wohl sogenannte mildernde Umstände vorhanden, aber die Geschichte ist trotzdem fatal. Trocknen Sie Ihre Augen, und gehn Sie zu Dr. Lambert, damit Sie das Ganze überstanden haben. Dann können Sie erleichtert aufatmen. - Wir wollen es jedenfalls hoffen!“
    Ausgerechnet Dr. Lambert!
    Es hatte zwischen ihm und Toni ein ziemlich kühles Verhältnis bestanden seit dieser Geschichte mit Frau Grönberg, die sie ausgescholten und die nachher Dr. Lambert mit einem simulierten Weinkrampf zum besten gehalten hatte.
    „Muß ich unbedingt…?“ Toni bat, verzagt wie ein kleines Mädchen, das der Strafe entgehen möchte.
    „Ja, Sie müssen. Fräulein Hallgren ist Dr. Lamberts Patientin. Er hat die Verantwortung, wenn etwas schiefgeht. Denn Sie sind sich wohl darüber im klaren, daß diese Skandalgeschichte von einem Kurator, der einen Patienten vergiftet, keinesfalls außerhalb des Krankenhauses bekanntwerden darf?“
    „Ja“, flüsterte Toni.
    „Gut. Also gehen Sie zu Dr. Lambert, und tun Sie es, je eher, desto besser. Und nun keine Tränen mehr, Kleines.“
    Das half so unglaublich gut, dieses „Kleines“, das der Chefarzt zum Schluß anheftete. Toni streckte dem Chefarzt zögernd die Hand hin. „Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    „Ich auch nicht, aufrichtig gesagt. Also lassen wir es sein, etwas zu sagen, denke ich.“
    Es war ein Gang nach Kanossa für Toni, und es war furchtbar demütigend für sie, vor Dr. Lambert so klein dazustehen, ausgerechnet vor ihm, dem jüngsten Arzt!
    Er war auch ziemlich bissig. Und als Toni leise ihre Entschuldigung vorgebracht und erklärt hatte, wie es zu dem Mißgriff gekommen war, brach es aus Lambert heraus:
    „Wissen Sie, daß dies meine erste selbständige Operation war, Frau Löngard? Wissen Sie, daß es Ihre Schuld ist, wenn meine erste Operation mit einem Todesfall endet?“
    „Meinen Sie… glauben Sie…?“
    „Ich meine, daß die Patientin alle Symptome einer beginnenden Lungenentzündung hat, nachdem ein Teil des Blutes in ihre Luftröhre eingedrungen ist. Und ich bin es, auf den die Verantwortung fällt, verstehen

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